Gemeinsam stark
Was sagt ein Theologe zum Krieg?

Pfarrer Michael Manz | Foto: Thomas Emons
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Auf Einladung des psychosozialen Krisenmanagements der Stadt beleuchtete der Styrumer Pfarrer Michael Manz das angesichts des Kriegs in der Ukraine leider brandaktuelle und zugleich zeitlose Thema Krieg und Frieden. Der evangelische Theologe wählte einen persönlichen Zugang, in dem er vom Kriegstod seines Großvaters am 8. April 1945 und von seinem Engagement in der westdeutschen Friedensbewegung der frühen 1980er Jahre berichtete.

"Bis zum Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar galt für mich, was der Ökumenische Rat der christlichen Kirchen 1948 in Amsterdam so formuliert worden ist: 'Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein!'", erklärte Manz. Er räumte aber ein, "dass ich unter dem Eindruck von Putins Angriffskrieg auf die Ukraine näher beim 1945 ermordeten evangelischen Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich  Bonhoeffer bin, der gesagt hat: "Wenn ein Mensch von einem Rad überrollt wird, reicht es nicht, den Verwundeten unter dem Rad zu verbinden. Man muss dem Rad in die Speichen greifen!"

Kann Krieg gerecht sein?

Manz zitierte nicht nur biblische Friedensbekenntnissse, wie etwa aus der Bergpredigt Jesu, in der es heißt: „Selig, die Frieden stiften, denn sie werden Töchter und Söhne Gottes genannt werden“ und das Jesus-Wort: "Wer das Schwert nimmt, wird durch das Schwert umkommen", sondern auch den mittelalterlichen Kirchenlehrer Thomas von Aquin. Er habe im 13. Jahrhundert die These aufgestellt, dass ein Krieg dann als "gerecht" bezeichnet werden könne, wenn er der Wiederherstellung des Friedens und des Rechtes diene.

Als "unglaublich" bezeichnete es Pfarrer Manz, dass der Patriarch der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill, den Angriffskrieg Putins rechtfertige. In der Diskussion, die sich aus dem inhaltsreichen Impuls des Styrumer Pfarrers ergab, wurde die "Zerrissenheit" sichtbar, die Manz auch der theologischen Diskussion in den christlichen Kirchen attestiert hatte. Es gab Befürworter wie Gegner von Waffenlieferungen an die Ukraine, die ihre Haltung aus ihrer christlichen Ethik heraus begründeten. Die Ablehnung von Waffenlieferungen wurde vor allem mit dem Hinweis auf die noch nicht ausgeschöpften Mittel der Diplomatie und auf die Gefahr einer drohenden atomaren Eskalation des Krieges begründet. Die Befürwortung solcher Waffenlieferung wurde mit dem Recht der Ukraine auf Notwehr und Selbstverteidigung begründet. An Papst Franziskus wurde appelliert, seinen diplomatischen Einfluss auf den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill geltend zu machen.
 

Aus der Krise lernen

Den christlichen Kirchen wurde einerseits bescheinigt, mit Waffensegnungen in den beiden Weltkriegen und mit den Kreuzzügen ins Heilige Land selbst eine unheilige Kriegsgeschichte zu haben. Auf der anderen Seite wurde ihre konkrete Friedensarbeit gelobt, die sich aktuell zum Beilspiel in ihrer humanitären Flüchtlingshilfe zeige. Auch in der Vergangenheit habe die Kirche als Raum der Freiheit, des Friedens und der Versöhnung wesentliche Beiträge zur deutsch-französischen und deutsch-polnischen Verständigung sowie zur politischen Freiheits-Wende im kommunistischen Ostblock geleistet. "Wir dürfen uns als Kirche nicht klein reden, wenn es um unsere Möglichkeiten geht, im Alltag Frieden zu stiften", betonte Diakonin Iris Schmitt aus der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde Mülheims.

Zum Abschluss der Inforeihe "Mülheim: Gemeinsam stark!" spricht und diskutiert Harald Karutz vom psychosozialen Krisenmanagement der Stadt am kommenden Dienstag, 12. Juli, um 18.30 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum am Scharpenberg 1b über die Frage: "Was haben wir aus der Krise gelernt?"

Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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