Voller Einsatz für die Schule

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Eltern kämpfen für den Erhalt der Grundschule am Dichterviertel

Rund 60 Eltern und Kinder haben sich in der Aula der Grundschule am Dichterviertel versammelt. Sie alle kämpfen für den Erhalt 'ihrer' Grundschule. Als Schuldezernent Professor Peter Vermeulen eintrifft, übergibt Stefanie Hein, Schulpflegschaftsvorsitzende, die für den Fortbestand der Schule gesammelten Unterschriften. 2194 an der Zahl. Die Elternschaft hat sich gut vorbereitet, eine Präsentation ausgearbeitet, die Jörg Petersmann, ein betroffener Vater, vorstellt und erläutert. An dieser Stelle muss auch das vorbildliche Verhalten der Elternschaft gelobt werden: Polemik und Aggression bleiben außen vor, es herrscht ein sachlicher Umgang. Peter Vermeulen stellt gleich zu Anfang klar, dass er auch gerne zu einem Gesprächstermin mit der ebenfalls von einer Schließung betroffenen benachbarten Hauptschule bereit sei, eine Vermischung beider Diskussionsrunden sollte aber nicht erfolgen. Von barscher Zurückweisung, wie es von einigen Seiten zu hören war, keine Spur.
Petersmann verweist in seiner Präsentation auf die kleinen Klassengrößen, im Schnitt 21 Kinder. Für die Schüler ist dadurch eine durchweg gute Lernsituation gegeben. Auch die sozialen Reibepunkte, die sich bei einem Anteil von 73 % Kinder mit Migrationshintergrund zwangsläufig ergeben, sind weitaus weniger gravierend als in größeren Schulen. Eine Grüppchenbildung findet durch die Nationenvielfalt fast nicht statt. Das Problem hierbei ist jedoch, so Vermeulen, dass der sogenannte Lehrerschlüssel von der Landesregierung vorgegeben ist. So entfällt auf 24,1 Kinder eine Lehrerstelle. Vermeulen, der ein Freund kleiner Klassen und besserer Förderung der Schüler ist, macht deutlich, dass ein stabiles Schulsystem mit ausreichender Lehrerversorgung unabdingbar dafür ist, dass Unterricht nicht ausfallen muss. Vor Ort gibt es Schulraumüberkapazitäten, viele Schulen mussten von früherer Vierzügigkeit auf Drei- oder Zweizügigkeit zurückfahren. Dabei drohen kleine Schulen fragil zu werden. Erfolgen auf Grund des Elternwahlverhaltens zu wenig Anmeldungen, müssen diese Schulen geschlossen werden. Ersatzschulen müssen weiterhin fußläufig erreichbar sein. Petersmann verweist in diesem Zusammenhang auf ein in Zusammenarbeit mit Eppinghofer Kindern entstandenes Profil. Hier sollten Kinder ihre Angsträume ebenso kennzeichnen wie ihre Lieblingsplätze. Bezeichnenderweise gehören die Straßen, die bei einer Schließung der Schule am Dichterviertel zum neuen Schulweg gehören würden, zu den Gefahren- und Angstpunkten. Sei es Klöttschen, Eppinghofer Straße oder die Unterführung Tourainer Ring - bei diesen Wegstrecken überkommt nicht nur Kinder ein mulmiges Gefühl. Diese Bewegungsprofile beeindrucken Vermeulen, er möchte sie in die weiteren Überlegungen zur Standortfrage einfließen lassen. Es kommt die Frage nach Spielraum auf, da nicht nur Grundschüler den Schulhof als Spielplatz für sich entdeckt haben. Doch der Schuldezernent kann beruhigen: "Wer sagt denn, dass im Falle einer Schulschließung hier keine Spielmöglichkeiten entstehen".
Trauriger Fakt ist, dass aufgrund der demografischen Entwicklung Schulen geschlossen werden müssen. Die derzeitigen OGS-Gruppen müssten dann in den Ersatzschulen weitergeführt werden, die Betreuung der Kinder in bisherigem Maße wäre gesichert. Eine weitere Schwierigkeit für kleine Schulen sieht Vermeulen in der Inklusion, der Integration behinderter Kinder in den geregelten Schulbetrieb, dahingehend, dass einfach nicht genügend Platz zur Verfügung steht. Hierbei müssen kleinere Klassen gebildet werden, der Platzbedarf an (möglichst barrierefreien) Klassenräumen steigt enorm. Und über allem schwebt das Damoklesschwert der Finanzierbarkeit. Man merkt dem Schuldezernenten an, dass es keine leichte Entscheidungsfindung geben wird. Und ob der Rat der Empfehlung der Verwaltung letztendlich folgen wird, ist offen. Peter Vermeulen hat sich an diesem Abend Zeit genommen, obwohl ihm ein weiterer Termin im Nacken sitzt. Zeit, die sich die Vertreter von CDU und FDP an diesem Termin nicht freischaufeln konnten. Sie hätten sich einen Ersatztermin gewünscht.

Autor:

Nicole Trucksess aus Mülheim an der Ruhr

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