VHS soll unter Denkmalschutz gestellt werden
Wenn es nach der Stadt gegangen wäre, dann wäre dort, wo heute die Volkshochschule steht, in naher Zukunft die Sparkassenakademie entstanden. Aber die Pläne sind passé, der Zuschlag für die Akademie ging nach Dortmund, und der vorsorglich schon auf den Weg gebrachte Abrissantrag wurde auf Eis gelegt. Dort wird er auch bleiben, denn vom Rheinischen Amt für Denkmalpflege gibt es Signale, dass die Volkshochschule als denkmalschutzwürdig eingestuft wird.
„Es handelt sich hier um einen Bau, der zwischen 1976 und 1979 erstellt wurde und der ein sehr qualitätsvolles Zeugnis für die Architektur der 70er-Jahre ist“, bestätigt Oberkonservatorin Dr. Sabina Gierschen. Dazu käme die sehr gute städtebauliche Einbindung in Hanglage gegenüber der Stadthalle und in der Nähe der Innenstadt.
Ihr erstes Urteil nach Begehungen im Gebäude und dem Studieren der Unterlagen: „Die Volkshochschule ist erhaltenswert.“
Zunächst nur Bewertung des Baus
Ein Brief des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege mit der Bewertung, dass die VHS erhaltenswert ist, wird voraussichtlich nächste Woche an die Stadt Mülheim geschickt und damit das Verfahren in Gang gebracht, das für einen Eintrag als Denkmal nötig ist. „Wobei das Denkmalschutzgesetz zweistufig ist: Unser Amt bewertet ausschließlich den Bau. Erst danach wird die Wirtschaftlichkeit des Erhaltes eines denkmalschutzwürdigen Gebäudes geprüft, aber das übernimmt ein anderes Amt“, sagt Dr. Sabina Gierschen.
Gutachten folgt
Nach der ersten Bewertung wird die Oberkonservatorin ein Gutachten schrei-ben, das Voraussetzung dafür ist, dass die VHS als Denkmal durch die Untere Denkmalbehörde der Stadt Mülheim eingetragen wird. Das Verfahren kann sich hinziehen. Denn dazu benötigt Dr. Gierschen weitere Unterlagen zu Planung und Bau der VHS.
Rein theoretisch könnte die Untere Denkmalbehörde die Festsetzung der VHS als Denkmal verhindern, wenn es zum Beispiel politisch nicht gewollt ist, indem sie sich weigert, dem Gutachten zu folgen und das Gebäude als Denkmal einzutragen. Dann allerdings, so Dr. Gierschen, könne das Rheinische Amt für Denkmalpflege die Ministeriumsbehörden einschalten. Ein nicht unübliches Verfahren, wie eine laufende Auseinandersetzung in Moers zeigt.
Warten auf die Bewertung
Klaus Beisiegel vom Planungsamt hielt sich jedenfalls zurück mit einer Stellungnahme. „Noch ist bei uns nichts eingetroffen. Sobald die Bewertung da ist, wird sie durch die Untere Denkmalbehörde geprüft und dann der Politik berichtet.“ Womöglich schon im Umweltausschuss am 12. Juni. Denn mit der VHS als Denkmal müsste die Stadt neue Prioritäten setzen bei ihren Investitionen. Zwischen sechs und 16 Millionen Euro kostet eine Sanierung, die unter anderem neben der Gebäudesanierung auch die energetische Ertüchtigung sowie Maßnahme für Brandschutz und zur Trinkwasserverordnung vorsieht - je nach gewählter Variante.
Freude bei MBI
Dass es auch billiger werden könnte, davon sind die MBI überzeugt, die aufgrund der Bewerbung um die Sparkassenakademie die Prüfung als Denkmal vorgeschlagen hatten. Hier ist nun die Freude groß, hatte man doch in den letzten Monaten nicht nur Unterschriften für den Erhalt der VHS gesammelt, sondern auch schon ein Bürgerbegehren angedroht. „Die VHS ist ein Denkmal“, heißt es in der Mitteilung. Ganz so weit ist es aber noch nicht. Erst, wenn sie als Denkmal eingetragen ist, ist die VHS wirklich geschützt.
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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