Verliert auch Dümpten eine Schule?

Auch in Dümpten wurde der Bildungsentwicklungsplan der Stadt vorgestellt. Am Dienstag, 14. Juni, nutzten viele Eltern und Lehrer die Möglichkeit, während der öffentlichen Informations- und Diskussionsveranstaltung in der Gustav-Heinemann-Gesamtschule ihrem Frust und Ärger Ausdruck zu verleihen.
Zu Beginn der Veranstaltung stellte Peter Vermeulen, Dezernent für Schule, Jugend und Kultur, den Anwesenden in der Mensa der Gesamtschule den Bildungsentwicklungsplan für Mülheim und im Besonderen für Dümpten vor.
Dieser sieht vor, dass die katholische Grundschule am Schildberg in die bestehende Schullandschaft integriert werden soll, und die Grundschule an der Gathestraße geschlossen werden soll. Die sinkenden Anmeldezahlen an den verbliebenen zwei Hauptschulen Mülheims fordern konkrete Entscheidungen der Verwaltung. Zur Alternative stehen der Erhalt beider Hauptschulen oder der alleinige Fortbestand der Hauptschule Dümpten.
Die Gesamtschulen hingegen verzeichnen seit Jahren stetig wachsende Anmeldezahlen, hier gibt es sogar mehr Anmeldungen als Schulplätze angeboten werden können. Das gleiche Bild bietet sich bei den Realschulen sowie bei den Gymnasien.
Speziell die Schließung der Grundschule an der Gathestraße sorgte für Unverständnis und Ärger an diesem Informationsabend. „Geplant ist“, so Vermeulen, „ab 2015 auf den Standort Gathestraße zu verzichten. Mit den Grundschulen Schildberg und Barbaraschule können die Schülerwechsel gut aufgefangen werden.“ Das löste unter den Anwesenden eine allgemeine Ratlosigkeit aus. Vermeulen erklärte hierzu: „Die Entscheidungen möchte niemand gerne treffen. Doch sie muss getroffen werden, da die finanziellen Mittel nicht ausreichen und den Schülern gewisse Standards beim Lernen erhalten bleiben sollen. Zudem sind rückläufige Anmeldezahlen ein ausschlaggebendes Kriterium zur Schließung einer Schule.“
Auch die Bekanntmachung der Schließung durch die Presse wurde heftig kritisiert. So bemerkte ein aufgebrachter Vater: „Wir haben durch die Presse erfahren, dass diese Grundschule geschlossen werden soll, noch ehe das ganze Vorhaben durch den Rat gegangen ist. Da stößt man einem richtig vor den Kopf, wenn Entscheidungen einfach so getroffen werden.“ „Genauso sehe ich das auch,“ warf eine Mutter von zwei Kindern ein, „denn mein Kind sollte auch auf diese Grundschule gehen. Ich denke, Dümpten hat ein tolles soziales Netzwerk, genauso sieht es mit der Grundschule Gathestraße aus. Die Zukunft meiner Kinder ist durch die geplante Schließung total unsicher. Als Mutter macht man sich über Dümpten und seine Zukunft wirklich Gedanken.“
Auch eine weitere Mutter äußerte sich verärgert: „ Die endgültigen Entscheidungen sollen bis in die Sommerferien hinein getroffen werden. Das verunsichert uns doch noch mehr. Die Anmeldungen an den Schulen stehen an und wir als Eltern werden einfach nicht korrekt informiert.“
Bezüglich der in den vergangenen Jahren durchgeführten Sanierung am Hauptgebäude der Grundschule Gathestraße stellte ein erregter Vater fest: „Erst investiert man eine Menge Geld in dieses Gebäude und jetzt soll es geschlossen werden? Meiner Ansicht nach passt das vorne und hinten nicht zusammen!“ Worauf Vermeulen argumentierte, dass, solange Entscheidungen ausstünden, in alle Schulen gleich investiert werde.
Im Laufe der Diskussion klinkte sich auch der Schulleiter der Grundschule an der Gathestraße, Hans-Gerd Krimphove, ein. Er kritisiert, dass die Zeit zwischen der Stellungnnahme der Schulen und der entscheidenden Ratssitzung zu kurz sei. „Hier haben wir gerade einmal knappe vier Wochen, um eine folgenschwere Entscheidung zu treffen“, so Krimphove. Zudem seien für ihn die Überlegungen der Verwaltung nicht nachvollziehbar, da die Grundschule Gathestraße eine überaus beliebte Schule sei, und nun zugunsten der Problemschulen geschlossen werden soll. Die Anmeldezahlen seien ebenfalls stark rückläufig, seit durch die Presse die Schließung öffentlich gemacht wurde. „Mich suchen Eltern auf, die mir mit Tränen in den Augen mitteilen, dass sie ihr Kind doch an einer anderen Schule anmelden wollen. Das zeigt doch eindeutig, dass eine große Verunsicherung herrscht“, so Krimphove.
Sabine Schweizerhof stellte ebenfalls ihre kritische Meinung in den Raum: „Der Bildungsentwicklungsplan ist völlig daneben und absolut kontraproduktiv.“
Auch Bernd Lüllau, Vorsitzender des Dümptener Bürgervereins, setzte sich für den Erhalt der Grundschule Gathestraße ein: „Ich verstehe den Entschluss der Verwaltung zur Schließung nicht. Man muss sich doch mal fragen, was diese Schule überhaupt ausmacht. Sie behauptet sich gegen den Willen der Verwaltung, besitzt einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft und verfügt über eine verkehrsgünstige Lage. Zudem wurde das Hauptgebäude gerade erst saniert und es gibt eine hervorragende Turnhalle. Soll das alles aufgegeben werden? Diese Traditionsschule passt hervorragend in den Teilraum Dümpten und sichert sich seit Jahren einen sehr guten Ruf bei Eltern und Lehrern. Kurz um, wieso sollte man eine solche Wohlfühlschule schließen?“
Vermeulen erklärte die problematische Situation, indem er auf die rückgehenden Bevölkerungszahlen einging: „Irgendwann fallen die Schulen unter die kritische Größe. Die Konsequenz daraus ist klar: Bei abnehmenden Anmeldezahlen ist die Auflösung einiger Schulstandorte unausweichlich. Dass die Grundschule an der Gathestraße für ihren Fortbestand kämpft, ist verständlich, aber Entscheidungen sind jetzt zwingend. Man darf neben aller Kritik für die Verwaltung auch nicht vergessen, dass der Betreuungsstandard in unseren Ganztagsschulen fünfmal höher ist als in anderen Städten. Damit sind wir führend in NRW.“
Mit einer endgültige Entscheidung kann aber erst nach der Ratssitzung im Juli gerechnet werden.