Unternehmen baut 250 Stellen ab - Mülheim weiterhin Standort
Tengelmann bleibt und streicht

Für die verschlankte neue Holding ist der Tengelmann-Standort an der Wissollstraße zu groß. Er wird aufgeben. Foto: Archiv
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Keine Rose ohne Dornen: Der Sitz der Unternehmensgruppe Tengelmann bleibt in Mülheim. Allerdings streicht das Haus gleichzeitig 250 Stellen, wie heute bekannt wurde.

Die Holding der Unternehmensgruppe Tengelmann stellt sich neu auf. Man wolle eine Antwort auf veränderte interne und externe Gegebenheiten geben, das nun erarbeitete Grobkonzept sehe vor, dass die Steuerung der Beteiligungen in Zukunft durch eine stärker strategisch ausgerichtete Holdinggesellschaft erfolgen wird. Diese soll sich vor allem auf die strategische Zusammenarbeit mit den Beteiligungen abseits des Tagesgeschäfts sowie die Erbringung ausgewählter Dienstleistungen für die Beteiligungsunternehmen konzentrieren. Die Gesellschaft soll an einem neuen Standort in Mülheim aufgebaut werden.

Mit dieser Entscheidung geht der Verlust von weiteren 250 Arbeitsplätzen einher. Und auch der traditionsreiche Standort an der Wissollstraße in Speldorf entfällt. Durch den geplanten Aufbau der Holding an einem
anderen Platz im Stadtgebiet werden umfangreiche Aufgaben zur Erhaltung von Gebäuden und sonstiger Infrastruktur am bisherigen Firmensitz überflüssig. Die Planungen sehen vor, dass die neue Holding deutlich schlanker wird und daher die meisten der jetzigen Stellen entfallen. Das ist das Ergebnis einer umfassenden Betrachtung und anschließenden Diskussion im Beirat und im Gesellschafterkreis. Das Konzept wird in den nächsten Monaten konkretisiert.

Neunmonatige Beschäftigungsgarantie

Man wolle weitere Verunsicherung der Mitarbeiter durch öffentliche Diskussionen über die Zukunft der Holding durch eine frühzeitige Kommunikation entgegenwirken, teilt Tengelmann mit. Unterstützend
spricht das Unternehmen eine neunmonatige Beschäftigungsgarantie für die Mitarbeiter der Holding aus.
Nach Abschluss der detaillierten Planung sollen gemeinsam mit den Arbeitnehmergremien Regelungen für die 250 betroffenen Mitarbeiter
erarbeitet werden. Ziel sei es, die engagierte, loyale und zum Teil sehr
langjährige Tätigkeit angemessen zu berücksichtigen und Maßnahmenpakete zu entwickeln, mit denen individuell auf die Situation der Mitarbeiter eingegangen werde.
Der Aufbau der Holding wird längere Zeit in Anspruch nehmen. Bis dahin wird das tägliche Geschäft in gewohnter Form weitergeführt, und alle Mitarbeiter werden weiter mit ihren jeweiligen Aufgaben betraut bleiben. „Die schlankere Holding soll einen Neuanfang in der Zusammenarbeit mit unseren Beteiligungen markieren. In ihrer 151-jährigen Geschichte hat sich die Tengelmann-Gruppe immer wieder neu erfunden. Was wie eine Zäsur wirkt, stellt die folgerichtige Fortschreibung der Unternehmensgeschichte in die Zukunft dar“, ordnet das geschäftsführende Vorstandsmitglied Christian Haub die Entscheidung ein.

Oberbürgermeister Ulrich Scholten zur Tengelmann-Entscheidung: 

„Der Abbau von Arbeitsplätzen ist für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter natürlich immer eine furchtbare Nachricht und ich kann die Sorgen und Nöte der Betroffenen gut verstehen. Christian Haub hat mich jedoch in einem Telefonat über den Gesamtvorgang informiert und mir persönlich zugesichert, dass der Abbau so weit wie möglich sozial ausgewogen und in der selbstverpflichtenden Tradition des Familienunternehmens erfolgt. Und vor dem Hintergrund der auch weiterhin bestehenden engen und vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen der Stadt und Tengelmann habe ich auch keinen Zweifel, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf das Wort von Christian Haub verlassen können. Als Oberbürgermeister freue ich mich darüber, dass der Standort der künftigen Familienholding weiterhin Mülheim an der Ruhr sein soll. Wir haben gemeinsame Gespräche bezüglich der Nachfolgenutzung des Wissollcampus vereinbart, die ich schnellstmöglich gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung aufnehmen werde.“

Jürgen Schnitzmeier, Geschäftsführer Mülheim & Business GmbH Wirtschaftsförderung, zur Tengelmann-Entscheidung: 

„Der Abbau von 250 Arbeitsplätzen trifft die Stadt und den Wirtschaftsstandort Mülheim an der Ruhr gerade jetzt natürlich empfindlich. Dennoch sind die unternehmerischen Entscheidungen von Herrn Haub vor dem Hintergrund des Verkaufs der Kaiser’s/Tengelmann-Supermärkte nachvollziehbar, da alle anderen Unternehmen der Unternehmensgruppe als eigenständige Konzerne auch weiterhin erfolgreich ohne eine kostspielige Verwaltung fungieren können. Mit Blick nach vorne bietet der Rückzug vom Wissollcampus jedoch aus Sicht der Wirtschaftsförderung nunmehr auch die Chance zur Entwicklung eines hochwertigen Gewerbeparks mit räumlicher Nähe zur Hochschule Ruhr West und Ansiedlung von mehr als 250 innovativen Arbeitsplätzen. Außerdem ist der Standort optimal geeignet für den Bau des dringend benötigten Innovationszentrums als Nukleus für einen wissens-basierten Campus.“

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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