Supermarkt schließt: Am 12. Juli ist letzter Öffnungstag für Tengelmann in Stadtmitte

In Mülheim setzt sich der Trend fort, dass Märkte mit Nahversorgung lieber in die Peripherie in großzügige Ladenlokale ausweichen, während kleinere, aber zentral gelegene Filialen schließen.

Aktuellstes Beispiel für diesen Trend ist die Schließung der Tengelmann-Filiale an der Leineweberstraße. Am Samstag, 12. Juli, soll dort der letzte Öffnungstag sein. Danach wird es keinen größeren Supermarkt mehr in weiten Teilen der Innenstadt geben. Einzige Alternativen sind der A&P Supermarkt am Löhberg mit einem eingeschränkten Sortiment oder Aldi und Edeka Paschmann im Forum.

Offener Brief an Tengelmann

Gegen die Schließung der Tengelmann-Filiale intervenierte auch die Ortsarbeitsgemeinschaft der Verbraucher in einem offenen Brief an die Tengelmann-Geschäftsführung als auch an Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld mit der Bitte zu vermitteln. Der ersatzlose Wegfall des Lebensmittelgeschäftes an dieser Stelle bedeute eine deutliche Verschlechterung der Grundversorgung, da für ältere Menschen, aber auch für Menschen, die im Beruf stehen und nicht motorisiert sind, deutlich längere Wege anfallen, schreibt die Vorsitzende Annette Lostermann-de Nil. Auch für die Entwicklung des Ruhrbaniaprojektes bedeutet der Wegfall der bestehenden Grundversorgung eine Verschlechterung.

Standort Innenstadt wird geschlossen

Das Gespräch von Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld mit Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub hat inzwischen stattgefunden. Ausrichten konnte die OB jedoch wenig. „ Im Ergebnis bleibt es leider dabei, dass sich das Unternehmen nicht in der Lage sieht, den Standort länger aufrecht zu erhalten“, so die OB. Die Filiale in der City ist seit Jahren unwirtschaftlich und hätte längst geschlossen werden müssen.

„Mir ist bei dem Gespräch ebenfalls erläutert worden, dass eine ganze Reihe von Filialen in NRW auf dem Prüfstand stehen, nicht nur diese in Mülheim. Es liegt also eine strategische Entscheidung vor, die ich akzeptieren muss“, so die Oberbürgermeisterin. Zurzeit wird auch geprüft, ob die Filiale im Marktcenter Styrum schließt.

Seit 2003 ist die Oberbürgermeisterin regelmäßig in engen Gesprächen mit der Unternehmensgruppe über die Einzelhandelsversorgung im Mülheimer Stadtgebiet. „Auch die Unternehmensgruppe Tengelmann weiß um die Bedeutung der Nahversorgung in der Innenstadt und hat sich diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, erklärt Dagmar Mühlenfeld, doch habe man diesmal leider der fehlenden Wirtschaftlichkeit des Standortes Rechnung tragen müssen.

Filiale in Saarn steht nicht zur Disposition

Haub teilte der Oberbürgermeisterin aber auch mit, dass die Filiale in Saarn im Moment nicht zur Disposition stünde. Hier steht schon seit geraumer Zeit im Raum, dass Tengelmann die Filiale an der Düsseldorfer Straße direkt am Dorfeingang aufgibt und in den Außenbereich zieht, wo sich auch Aldi angesiedelt hat. Das hätte ebenfalls zur Folge, dass es fußläufig im Dorf keinen großen Grundversorger mehr gäbe.

Auch Rewe möchte sich an der Peripherie des Dorfes ansiedeln, wo schon Aldi, Lidl und zwei Getränkemärkte, neuerdings auch Takko, Deichmann und das Dänische Bettenlager vor allem Kundschaft mit Autos anziehen. Zwar versucht die Politik zurzeit, mit einem neuen Bebauungsplanverfahren einen weiteren großflächigen Einzelhandel an dieser Stelle auszuschließen, um eine ähnliche Entwicklung wie am Heifeskamp zu verhindern. Hier zieht das Dümptener Tor Kaufkraft aus dem Umfeld und der Innenstadt ab. Aber ob man damit Erfolg hat, ist noch offen.

Werbegemeinschaft Saarn sieht Handel im Dorf nicht bedroht

Die Werbegemeinschaft Saarn jedenfalls zeigt sich betont locker. Natürlich sei es Ziel, dass der Tengelmann-Markt am Dorfeingang erhalten bleibe, betont Vorsitzende Birte Jess. Aber man fühle sich durch eine wachsende Zahl an Discountern nicht bedroht. „Die großen Märkte regulieren sich selber“, glaubt sie. Denn im Dorf gebe es ein qualitativ deutlich höherwertiges Angebot und einen ganz anderen Service. „Wir sehen das eher als Chance für Saarn, um unsere Stärken noch mehr herauszustellen“, betont Jess. Ideen dafür habe man, die man weiterentwickeln müsse.

Zurzeit erstellt die Verwaltung mit dem Einzelhandelsverband, der Wirtschaftsförderung und der IHK einen „Masterplan Saarn“, um den Handel im Stadtteil zu schützen. Hier, das ist der Wunsch der Werbegemeinschaft, möchte man auch gerne mitreden. Ein größeres Problem, so Geschäftsführerin Maggie Schettler, seien die einspurigen Zu- und Abfahrten zu den Supermärkten, die immer wieder zu Rückstaus führten.

Rossmann in Dümpten schließt ebenfalls

Auch in Dümpten schließt ein Nahversorger: Die Filiale von Rossmann an der Oberheidstraße macht zum 24. September zu. Die Begründung ist immer dieselbe: Das Geschäft sei zu klein und zu unrentabel. Für die Grünen in der Bezirksvertretung Rechtsruhr-Nord ein „beklagenswerter Rückschlag“. Denn gerade für ältere Menschen oder Anwohner ohne Auto seien die Drogeriemärkte in der Stadt oder am Heifeskamp keine Alternative.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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