Stadtrat will die Lärmschutzkommission für Flughafen Essen/Mülheim nicht auflösen
Gleich zweimal beschäftigte sich der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung mit dem Verkehrslandesplatz Essen/Mülheim.
Es wird davon ausgegangen, dass der Flugbetrieb 2034 vollständig eingestellt wird. In einem dreistufigen Werkstattprozess soll ein schlüssiges Gesamtkonzept für eine spätere Nutzung der Fläche gefunden werden. Zunächst ging es um planerische Grundlagen, die zweite Runde erstellte drei Konzeptvarianten. Im dritten Workshop sollen Ende April die Rahmenvorgaben für einen städtebaulichen Wettbewerb erarbeitet werden. Hans-Herrmann Stollen war ernüchtert: „Die erste Workshop hatte mich euphorisch gemacht, was in Mülheim alles möglich ist.“ Doch es fehle die Rechtssicherheit, man habe zwar schöne Bilder gemalt, mehr aber nicht. Heinz Braun hielt fest, dass im Rahmen der Diskussion um die inzwischen weltberühmte Feldlerche herauskam, dass eventuell größere Teile des Areals unter Naturschutz gestellt werden könnten: „Dann können wir die Planungen in den Papierkorb schmeißen.“
„Ein unglücklicher Brief“
Die Grünen reagierten auf einen erst jetzt öffentlich gewordenen Brief an die Bezirksregierung. Bereits am 24. März 2017 hatte Flughafen-Geschäftsführer Günther Helmich angeregt, die Lärmschutzkommission aufzulösen. Helmich teilte aus: „Die Aufgabe der Fluglärmkommission ist in erster Linie die Beratung der Genehmigungsbehörde in Aspekten des Schutzes gegen Fluglärm, nicht jedoch die grundsätzliche Infragestellung des Flugplatzes.“ Und dies geschehe seitens der Fluglärmbetroffenen in zuverlässiger Regelmäßigkeit. In einen alternativen losen Gesprächskreis wolle er gerne weiterhin Vertreter des Flughafens Essen/Mülheim entsenden. Starker Tobak. Christina Kaldenhoff ist auch Mitglied der Kommission und zeichnete ein anderes Bild: „Grundsätzlich wird da schon effektiv und konstruktiv gearbeitet. Es ist ein unglücklicher Brief.“ Auch der zuständige Umweltdezernent Peter Vermeulen zeigte sich überrascht. Der Rat war sich einig: Vermeulen soll den Geschäftsführer der Flughafen Essen/ Mülheim GmbH anweisen, seinen Antrag zurückzuziehen.
Drohende Einsturzgefahr
Der für Immobilien zuständige Frank Mendack berichtete über das Heimatmuseum in der Altstadt. Es ist wegen drohender Einsturzgefahr gesperrt. Etliche Holzbalken sind vom Schwamm zerstört, das denkmalgeschützte Tersteegenhaus droht zu kollabieren. Zur Gefahrenabwehr muss das alte Fachwerk abgestützt werden. Denkbar wären kompletter Ab- und Wiederaufbau, dies müsse mit der Denkmalbehörde abgesprochen werden. Planung und Ermittlung des finanziellen Aufwandes würden gewiss ein halbes Jahr dauern, die Kosten lägen sicherlich im siebenstelligen Bereich: „Die Wiederherstellung wird gut drei Jahre brauchen.“
Zwar war man sich fast einig, dass die Vorschläge der Bundesregierung zu Feldversuchen mit kostenfreiem ÖPNV nicht viel mehr als lauwarme Luft seien. Dennoch wollte der Stadtrat grundsätzlich auch Mülheims Hut in den Ring werfen. Wie Daniel Mühlenfeld betonte, müsse Mülheim gemeinsam mit Essen und Ruhrbahn auf die Bundesregierung zugehen. Der angekündigte Pilotversuch dürfe nicht allein auf die Stadt Essen beschränkt bleiben, sondern für das gesamte Bediengebiet der Ruhrbahn gelten: „Also auch für die Stadt Mülheim.“ Die zu erwartenden Einnahmeausfälle und sicherlich benötigte zusätzliche Kapazitäten an Fahrzeugen, Personal und Infrastruktur müssten errechnet werden. Hier sei unbedingt das Prinzip zu wahren: „Wer die Musik bestellt, der bezahlt sie auch.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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