Projekt Innovation City roll out
Stadt und Partner planen die Energiewende "von unten"
Von RuhrText
Neben Münster und Bochum haben mehrere NRW-Städte den „Klimanotstand“ ausgerufen. Ein scharfer Kritiker dieser Wortwahl ist Burkhard Drescher. Der Geschäftsführer der Innovation City Management GmbH fordert eine Energiewende „von unten“, startend in Quartieren, und sieht bei der Umsetzung von Konzepten sogar die Chance, die Städte im Ruhrgebiet attraktiver zu gestalten. Einen Fahrplan für die energetische Modernisierung in Dümpten in einem Gebiet nördlich der A40 bis zur Stadtgrenze Oberhausen hat Drescher im Technischen Rathaus an Peter Vermeulen, Beigeordneter für Umwelt, Planung und Bauen, übergeben. Zugleich unterschrieb die Stadt eine Kooperationsvereinbarung mit SWB, Kreishandwerkerschaft, Medl, MWB sowie Haus & Grund.
„Unser Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Klimaschutzpartnern sowie den Anwohnerinnen und Anwohnern im Quartier in Dümpten zum Gelingen eines klimagerechten Zukunftsquartiers beizutragen“, sagte Peter Vermeulen bei der Unterzeichnung der Vereinbarung. Im Rahmen des Projektes „Innovation City Ruhr roll out“ hat die Innovation City Management GmbH umfassende Berechnungen angestellt und Bewertungen abgegeben. Drescher: „Nur mit der konsequenten Umsetzung dieses Konzeptes können auch Ergebnisse erreicht werden. Um die von uns identifizierten Potenziale zur Einsparung von Endenergie und Treibhausgasen zu heben, muss kurzfristig ein Sanierungsmanagement etabliert werden. Nur so gelingt eine klimagerechte und zukunftsfähige Entwicklung des Quartiers. Das Engagement der Akteure vor Ort ist dabei ein wesentlicher Aspekt.“ Das Pilotprojekt Bottrop zeigt, dass es bei der Kohlenstoffdioxid-Reduktion auf diese Weise große Erfolge zu verzeichnen sind.
Im ausgewählten Dümptener Quartier hat die energetische Analyse ergeben, dass die Modernisierung von Mehrfamilien-, Reihen- und Einfamilienhäusern aus den Jahren 1949 bis 1983 ein hohes Potenzial aufweist, die Kohlenstoffdioxid-Emissionen erheblich zu senken. In 36 weiteren Maßnahmen sieht das Konzept auch den Ausbau von Photovoltaik, die Initiierung von Mieterstrommodellen sowie Aspekte einer klimagerechten Mobilität vor. Zum Thema gemacht worden sind auch Klimaschutzaktionen im Kindergarten, Stromeinsparprojekte für Privatpersonen und Energielotsen für fremdsprachige Haushalte. In den kommenden fünf Jahren könne so laut der Analyse der Endenergieverbrauch um fünf Prozent und die Treibhausgas-Emissionen um mehr als sechs Prozent gesenkt werden. Dies entspräche dem durchschnittlichen jährlichen Wärme- und Strombedarf von rund 230 Vier-Personen-Haushalten in Deutschland. Die eingesparten Treibhausgase entsprechen dem durchschnittlichen jährlichen Kohlendioxid-Ausstoß von über 190 Personen oder den durchschnittlichen verkehrsbedingten Emissionen von 1158 NRW-Berufspendlern pro Jahr.
Vermeulen: "Wir sind fest entschlossen"
Um diese Ziele und den Strukturwandel mit positiven Nebeneffekten voranzutreiben, müsse - so Burkhard Drescher - möglichst bald mit der Umsetzung begonnen werden. Um keine Zeit in der Anfangsphase zu verlieren, unterschrieb Peter Vermeulen zusammen mit den Kooperationspartnern in einem Zug die Vereinbarung. Vermeulen: „Wir sind fest entschlossen, das, was wir geplant haben und für sinnvoll erachten, tatsächlich umzusetzen.“ Der Startschuss soll nach Möglichkeit und bei entsprechenden Fördergeldern, die nun beantragt werden sollen, möglichst noch in diesem Jahr erfolgen. In Mülheim sind zunächst zwei Modellprojekte im Rahmen des „Innovation City roll out“-Konzeptes geplant. Mit der „Energiewende von unten“ soll es zukünftig in Mülheim keinen Klima-Notstand geben.
Autor:Marcus Lemke aus Mülheim an der Ruhr |
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