Stadt plant neue Standorte für Flüchtlingsunterkünfte

Die Planung für die Unterbringung von Flüchtlingen im kommenden Jahr steht. Um das Verfahren wieder in geordnete Bahnen zu lenken, anstatt nur zu reagieren, hat die Stadtverwaltung nun acht Standorte ausgesucht. Dort, verteilt über das ganze Stadtgebiet, sollen insgesamt 2.000 Menschen eine Unterkunft finden.

„Damit sind wir hoffentlich auf der sicheren Seite“, meint Sozialdezernent Ulrich Ernst. Nach den Erfahrungen der letzten Monate plant er lieber großzügig. Denn noch Anfang des Jahres rechnete man mit rund 550 zusätzlichen Asylbewerbern, am Ende des Jahres werden es vorausslichtlich rund 1.750 Neuankömmlinge sein. „Wir gehen von einem anhaltenden Flüchtlingsstrom auch im kommenden Jahr aus. Sollten doch nicht alle Plätze gebraucht werden, haben wir dann aber schon Kapazitäten für 2017.“

48 Grundstücke geprüft

48 Grundstücke hat die Stadt in den letzten Wochen geprüft, viele davon wurden wieder verworfen. Sei es, weil die Herrichtung des Grundstückes mit der Infrastruktur zu aufwändig wäre, sei es, dass ein planungsrechtliches Verfahren hätte eingeleitet werden müssen. Oder aber auch, weil die Grundstücke in Styrum und Saarn lagen. Für Styrum gibt es einen politischen Beschluss, hier zunächst keine weiteren Flüchtlinge unterzubringen, und Saarn hat nach Bezug des Flüchtlingsdorfes auf dem Kirmesplatz schon die meisten Flüchtlinge in den Stadtteilen vorzuweisen.

Eine Ausnahme machte man allerdings: An der Großenbaumer Straße soll es auch einen Standort geben, das ist offiziell noch Saarn, gefühlt aber fast Broich. „Die Entfernung zum Kirmesplatz ist doch recht groß“, betont Ernst. Ein weiteres Kriterium war die Größe des Geländes. Um vor allem den Aufwand an Personal (Hausmeister, 24-Stunden-Betreuung, Sicherheitsdienst) und die damit verbundenen Kosten zu rechtfertigen, sollte jeder Standort Platz für mindestens 160 Menschen bieten.

Rat beschließt am 10. Dezember

Acht Standorte hat die Stadtverwaltung nun für passend befunden, sie werden ab Montag in den Ausschüssen und Bezirksvertretungen vorgestellt und sollen am 10. Dezember durch den Rat beschlossen werden.

Gleichzeitig enthält die Vorlage den Beschluss, die Kapazitäten der mobilen Wohnanlagen um weitere 1.000 Plätze zu erhöhen und auszuschreiben. Der Beschaffung von Wohneinheiten für 1.000 Plätze hatte die Politik schon Anfang September in einem Dringlichkeitsbeschluss zugestimmt. Diese Ausschreibung läuft nun, damit Anfang des Jahres die Unterkünfte auch verfügbar sind.
Gesucht sind Wohneinheiten - egal ob Container oder Holzhäuser -, die Platz für jeweils vier Wohneinheiten eingeschossig oder acht Wohneinheiten bei zweigeschossigen Häusern bieten.

Setzen auf Selbstversorgung

Jede Wohneinheit hat zwei bis drei Räume, eine eigene Küche und ein eigenes Bad. „Wir setzen an diesen Standorten im Gegensetz zum Kirmesplatz und der Holzstraße auf Selbstversorgung“, so der Kämmerer. Denn die Erfahrung zeige, dass sich die Menschen besser einleben, wenn sie möglichst viel selber machen, es spart zudem auch Personal und Logistik.

Als Erstes sollen die Standorte am Blötter Weg, am Klöttschen/Vereinstraße und am Sportplatz Oberheidstraße hergerichtet werden. Anfang März, so hofft Ulrich Ernst, können die Anlagen bezugsfertig sein. Die anderen Standorte folgen im Laufe des Jahres. So müssen zum Beispiel am Schlippenweg noch Kanäle und Abwasserleitungen gelegt werden.

Insgesamt beträgt das Investitionsvolumen 50 Millionen Euro. Auf das Jahr umgerechnet kalkuliert Kämmerer Uwe Bonan mit 7,225 Millionen Euro für Finanzierung, Unterhaltung und Betriebskosten sowie 4,7 Millionen Euro für Personal und Betreuung. Das, so macht Bonan klar, gehe nur über Neuverschuldung. Er fordert weiterhin, dass Bund und Land die Kosten komplett erstatten - bis jetzt sind es nur rund 40 Prozent.

Das sind die neuen Standorte:

>> Blötter Weg 45: Teile des Schulhofes der Lierbergschule, vorhandener Pavillon wird entsorgt (160 Personen).
>> Brunshofstraße: Grünfläche hinter dem Parkplatz des Flughafens (290 Personen).
>> Großenbaumer Straße: neben Haus Nummer 67, Aral-Tankstelle. Ausschreibung zum Verkauf der Fläche wird verschoben (290 Personen).
>> Klöttschen/Vereinstraße: der geplante Übergangsparkplatz für die Dauer der durch Kanalarbeiten an der Dimbeck wegfallenden Parkplätze wird nicht eingerichtet (240 Personen).
>> Oberheidstraße: auf der Sportanlage Heelwegfeld. Der dort trainierende Holthausener TV ist im SV Heißen aufgegangen und zieht zur Bezirkssportanlage Hardenbergstraße (420 Personen).
>> Pilgerstraße: auf einem Teilgelände der MEG neben Haus Nummer 3 (160 Personen).
 Schlippenweg: gegenüber der Rembergschule, Grünfläche (260 Personen).

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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