Vertreter von „Fridays for future“ durften vor dem Rat der Stadt Mülheim sprechen
„Sie als Profis haben zu wenig getan“
Wem als normalen Bürger bei einer Sitzung des Stadtrates Rederecht eingeräumt wird, der muss etwas zu sagen haben. Das galt für Jennifer Asamoah und Fabian Stief.
Zwei Mülheimer Schüler, die nicht mehr nur zusehen wollen. Die sich engagieren. Der 13-jährige Fabian vom Gymnasium Heißen gründete die Ortsgruppe „Fridays for future” und die 17-jährige Jennifer von der Gesamtschule Saarn hatte schon 2017 den Zivilcourage-Preis der Grillo Stiftung bekommen.
„Aufschrei der Jugendlichen“
Anlass ihrer Reden war eine Resolution, die das umweltpolitische Engagement vieler Mülheimer Schüler und Schülerinnen begrüßt. Ihre Schüler*innenstreiks stellten eine Notwehr dar. Umweltaktionen außerhalb der Schulzeiten erführen nicht annähernd die mediale Aufmerksamkeit. Die allgemeine Schulpflicht sei zwar ein hohes Gut. Doch sie dürfe nicht dazu missbraucht werden, mit Repressalien den „Aufschrei der Jugendlichen“ zu unterdrücken. Hinter diese Resolution stellten sich Grüne, Linke, SPD sowie die Einzelvertreter Cevat Bicici und Hasan Tuncer. Nun ist es aber so, dass einige Gruppierungen im Rat ein gespaltenes Verhältnis zu Resolutionen haben und sich grundsätzlich nicht beteiligen. Dennoch betonte Christina Küsters, die CDU verschließe sich nicht dem Anliegen der Schüler. Gleiches gelte für die FPD, sagte Peter Beitz. Resolutionen seien aber zur Ramschware geworden. Das fand auch Lothar Reinhard für die MBI. Jochen Hartmann vom Bürgerlichen Aufbruch wählte einen Neologismus: „Das ist Resolutionitis.“ Auch fand er gar nicht gut, dass hier Dritte sprechen dürften, während die Tagesordnung keine Aussprache vorsah, die Politiker also nicht zur Sache reden dürften.
„Scheitern wird fatale Folgen haben“
Die beiden Schüler machten ihre Sache gut und sprachen erstaunlich souverän. Fabian Stief eröffnete: „Der Faktor Zeit spielt die entscheidende Rolle. Deutschland sollte endlich wieder Vorreiter werden in der Klimapolitik.“ Davon sei man zurzeit weit entfernt: „Deutschland liegt da hinter Rumänien, Brasilien oder Indien. Ein Scheitern wird fatale Folgen haben.“ Die Ortsgruppe stellt Forderungen auf: Keine Bebauung des Flughafens, weitere Versiegelung vermeiden, Stadtbäume erhalten, ernstzunehmende Schritte unternehmen in Richtung einer emissionsfeien Verkehrspolitik. Vor allem müssten junge Menschen mehr in politische Prozesse einbezogen werden. Jennifer Asamaoh kann nicht begreifen: „Warum wird diese Krise nicht wie eine Krise behandelt?“ Sie hat ihre Konsequenzen gezogen, geht auf die Straße, ernährt sich vegetarisch bis vegan: „Und ich zwang meine Mutter, zu Ökostrom zu wechseln.“ Dann wurde die junge Dame ernst: „Sie als Profis haben zu wenig getan. Wir sind die letzte Generation, die die Klimakrise aufhalten kann. Aufhalten muss. Es ist nicht fünf vor, sondern Punkt Zwölf, liebe Politiker.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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