Anlass sind hohe Inzidenzen in einigen Stadtteilen
Runder Tisch beriet über eine Strategie gegen das Virus

Der Notfall-Pädagoge Prof. Dr. Harald Karutz moderierte den Runden Tisch zur Corona-Krisenbewältigung. | Foto: Thomas Nienhaus
  • Der Notfall-Pädagoge Prof. Dr. Harald Karutz moderierte den Runden Tisch zur Corona-Krisenbewältigung.
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Moderiert vom Notfall-Pädagogen Prof. Dr. Harald Karutz, der als ständiges Mitglied des kommunalen Krisenstabes mit Merit Tinla das psychosoziale Krisenmanagement der Stadt koordiniert, hat ein Runder Tisch am 5. Mai über die Weiterentwicklung der lokalen Anti-Corona-Strategie beraten.

Mit am Runden Tisch saßen unter anderem der Leiter des kommunalen Krisenstabes, Stadtdirektor Dr. Frank Steinfort, Oberbürgermeister Marc Buchholz, Gilberte Raymond-Driesen vom Integrationsrat, Dr. Sonja Clausen vom Kommunalen Integrationszentrum, Awo-Geschätzführerin Michaela Rosenbaum als Sprecherin der Sozialverbände, der Leiter der städtischen Online-Redaktion, Thomas Nienhaus sowie Vertreter des Gesundheitsamtes, des Sozialamtes und von Zuwanderer-Organisationen und sozialen Nachbarschaftsnetzwerken.

Gut vorbereitet

Steinfort und Raymonde-Driesen lobten nach dem Treffen die gute Vorbereitung aller Teilnehmer und die lösungsorientierte und wertschätzende Atmosphäre des Treffens. Ausdrücklich bedauerte Steinfort, dass der Stadt zurzeit ein koordinierender Sozialdezernent fehle. "Eine wichtige Rolle wird das kommunale Integrationszentrum spielen. Dort laufen viele Fäden zusammen," sagte Steinfort mit Blick auf die vom Runden Tisch angeregten Krisenbewältigungsmaßnahmen, die jetzt in Projekten gebündelt und anschließen priorisiert werden müssen. Ein verantwortliche Koordinierungsstelle muss aber noch gefunden werden. Als weitere Problemfelder benannte der Runde Tisch, die vor allem unter jüngeren Menschen weit verbreitete Impfskepsis und die fehlenden finanziellen Ressourcen der Stadt. Vor allem für die notwendigen Maßnahmen für eine verstärkte Internet-Kommunikation müsse die Online-Redaktion kurzfristig personell verstärkt werden. Weil der Stadt aber das Geld für Neueinstellungen fehlt, müssten dafür Mitarbeiter aus anderen Verwaltungsbereichen für die Sonderaufgabe vorübergehend abgezogen werden. Hintergrund: Die Stadtverwaltung hat zurzeit 3200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aus finanziellen Gründen hat die Stadt in den vergangenen Jahren 20 Prozent der durch Pensionierung freigewordenen Stellen nicht neu besetzt, was zu einer Arbeitsverdichtung in den städtischen Ämtern geführt hat.

Zahlreiche Vorschläge

Konkret vorgeschlagen wurden folgende Maßnahmen, um die Infektionszahlen zu senken und die Impfbereitschaft zu steigern: 

1. Kinder in Kitas und Grundschulen soll als Gesundheitsbotschafter aktiviert werden.

2. Ehrenamtliche aus der Nachbarschaftsarbeit sollen als Corona-Coaches bei der Suche nach Impfterminen helfen.

3. Multiplikatoren sollen in den Stadtteilen unterwegs sein und in 1:1-Gesprächen, nach Möglichkeit auch mehrsprachig Überzeugungsarbeit leisten.

4. In Moscheen sollen Displays aufgestellt werden, um wichtige Informationen mehrsprachig in Videoform weiterzugeben.

5. In Moscheen oder in den Räumen der Sozialverbände sollen niederschwellige Impftermine stattfinden.

6. Mehrsprachige Ärzte sollen an den Wochenenden an Informationsständen in den Stadtteilen mit hoher Inzidenz Überzeugungsarbeit leisten und so die Impfakzeptanz erhöhen.

7. Die verschiedenen Informationsquellen, wie etwa mehrsprachige Informationen, sollen für soziale Medien aufbereitet werden.

8. Vereine und Institutionen sollen gebeten werden, diese Informationen direkt auf den eigenen Kanälen zu verbreiten.

9. Mehrsprachige Teams von Ehrenamtlichen sollen in den Stadtteilen für die Einhaltung der Corona-Regeln werben und diese zu erklären.

10. Es soll ein mobiles Aufklären mit dem Schwerpunkt „Impfung“ geben.

11. Andere Plattformen als die Internetseiten der Stadt sollen im Internet für die Corona-Krisen-Kommunikation genutzt werden. Gedacht ist dabei zum Beispiel an die Internetseiten von Schulen, Vereinen, Supermärkten und Unternehmen.

12. Bekannte Personen aus Vereinen, Vereinsvorsitzende, Ärzte und Imame sollen als Vertrauenspersonen in Videos Überzeugungsarbeit leisten.

13. Informationsmaterial und Kurzvideos in verschiedenen Sprachen zur Aufklärung über die Folgen von Corona und über die Risiken und Nebenwirkungen von Impfungen sollen stadtweit verbreitet werden.

und:

15. Auch mithilfe einer Mülheimer Corona-App in mehreren Sprachen will der kommunale Krisenstab Corona-relevante Informationen schneller in die verschiedenen Gruppen, Organisationen und Gemeinschaften der Stadtgesellschaft hineintragen.

Der Moderator des Runden Tisches, Harald Karutz, teilte auf Nachfrage mit, dass er zusammen mit seiner Kollegin Merit Tinla seit Herbst 2020 zehn ehrenamtliche Corona-Coaches als Multiplikatoren ausgebildet habe. Darunter seien zurzeit aber noch keine Mülheimer mit einer Zuwanderungsgeschichte. Wer sich als Corona-Coach ausbilden lassen will, kann sich per E-Mail an das psychosoziale Krisenmanagement der Stadt wenden. Die Adresse lautet: psychkm@muelheim-ruhr.de

Autor:

Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr

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