Neuer Nahverkehrsplan wurde online vorgestellt
Rege Diskussionen
Wie soll Mülheims Bus- und Bahnliniennetz zukünftig aussehen? Eine erste öffentliche Beteiligung am 9. Dezember musste aufgrund der Pandemielage als digitales Format stattfinden. Etliche Mülheimer verfolgten die Vorstellung der Pläne online und diskutierten per Chat.
Mit der Neuplanung des Nahverkehrsplans ist die Aachener Ingenieurgruppe IVV beauftragt. Geschäftsführer Dr.-Ing. Stephan Krug stellte die Planungsgrundsätze vor. Man wolle wie vorgegeben Gelder einsparen, gleichzeitig aber ein attraktiveres Netz schaffen. Mit kurzen Wegen und Wartezeiten, barrierefreiem Umsteigen, Parallelverkehre sollen wegfallen.
Stadtbahn und Straßenbahn sollen das Rückgrat bilden und aus allen vier Himmelsrichtungen den Hauptbahnhof als zentralen Knotenpunkt ansteuern. Das städtische Busliniennetz soll vollständig neu geplant werden. Metrobus-Linien verbinden aufkommensstarke Siedlungsbereiche mit der Innenstadt. Dazu kommen sogenannte Verbindungs- und Quartierslinien zur Feinerschließung. Das Abendnetz arbeitet mit konsequenter Taktausdünnung.
Eine erste grobe wirtschaftliche Bewertung lasse erwarten, dass tatsächlich Einsparungen in Höhe von zwei Millionen Euro jährlich erreichbar seien. Jedoch gebe es Risiken, zum Beispiel könnten aufgrund des reduzierten Busangebotes Fahrgäste abwandern. Man sei aber bemüht, Wünschen der Bürger nachzukommen. Insgesamt solle die zukünftige ÖPNV-Erschließung eine bessere werden als die aktuelle. Teils mit Anbindungen, die es heute noch gar nicht gebe.
Erste Reaktionen
Erste Reaktionen im Chat zeigten Erleichterung darüber, dass der Schulbusverkehr kein Bestandteil des Einsparziels sei, sondern getrennt betrachtet werde. Allerdings gebe es bei Wegfall der Linie 753 außerhalb des Schülerverkehrs keine Möglichkeit mehr, aus Saarn und Selbeck passend zur Luisenschule zu kommen. Kritik gab es an der Variante, die Straßenbahn 104 an der Wertgasse enden zu lassen und mit Bussen weiterzuführen.
Wenn eine Buslinie nur alle 60 bis 120 Minuten fahre, sei es doch kein Wunder, dass sie wenig genutzt werde. Die Bedarfe der Holthausener würden ignoriert: „Uns wurde die direkte Verbindung nach Heißen gekappt, jetzt die Verbindung nach Saarn und Selbeck.“ Auch kam die Frage auf, ob hinzukommende Mehrbedarfe wirklich aktuell bewertet seien. Zum Beispiel entstünden gerade neue Wohnsiedlungen in Selbeck und an der Kölner Straße.
Erste Stellungnahmen ließen nicht lange auf sich warten. So kritisiert Johannes Gith, eine Stilllegung von E-Mobilität wie am Kahlenberg-Ast passe nicht mehr in die Zeit. In den letzten Jahren habe man dort doch aufwendige Sanierungsmaßnahmen vorgenommen, etwa an der Oppspringkreuzung. Das Prinzip „Bus als Zubringer zur Tram“ werde konterkariert, wenn der Bus E 2 vom Hauptfriedhof bis zum Oppspring parallel zur Tram fahre.
Fahrgastschwund?
Ausführlich zu Wort meldete sich der Selbecker Bürgerverein. Man hoffe, mit Kritik, Forderungen und Verbesserungsvorschlägen einen positiven Beitrag leisten zu können. Denn bereits heute falle das Zeugnis der Selbecker für den Nahverkehr wegen geringer Taktung und teilweise langer Fahrtzeiten negativ aus. Man befürchte zukünftig noch längere Fahrt- und Wartezeiten, die die Verbindung völlig unattraktiv machen und zu weiterem Fahrgastschwund führen würden.
Die Einwohner von Selbeck, Saarn und des Fliedner-Dorfes müssten weiterhin ihre Arbeitsstätten, aber auch Arztpraxen, Apotheken, Cafés und Geschäfte ohne Umstiege erreichen könnten. Dies gelte insbesondere für Senioren und behinderte Menschen. Beim Schülerverkehr müsse eine Optimierung der Verbindungsqualität hinsichtlich Bedarf und Taktfolge her.
Im nächsten Schritt wird eine Bewertung neuer Eingaben aus der Bürgerbeteiligung erfolgen. Danach soll ein nochmals überarbeiteter Entwurf durch ein Verkehrsmodell „verifiziert“ werden. Es folgen Wirtschaftlichkeitsberechnungen durch die Ruhrbahn und Beratung durch die Politik. Vor einer Beschlussfassung soll die Öffentlichkeit informiert werden. Es gibt es die Möglichkeit, die Präsentation auf der städtischen Homepage abzurufen und auch weiterhin per Mail unter nvp@muelheim-ruhr.de Anregungen zu geben.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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