Qualitätsoffensive im ÖPNV gefordert
Die Optimierung des Öffentlichen Nahverkehrs ist ein heiß diskutiertes Thema. Auch die Mülheimer SPD hat sich monatelang in einem Arbeitskreis damit beschäftigt. Dabei stand nicht nur die Linienoptimierung im Vordergrund, sondern auch die Qualität des Angebotes. Im Wirschaftsausschuss legte die Fraktion letzte Woche einen Antrag zur Qualitäts-offensive vor, den die Verwaltung nun prüfen soll.
Damit nimmt sich die SPD einem klassischen sozialdemokratischen Themas an, befindet SPD-Vorsitzende Lothar Fink. Denn der Öffentliche Personen-Nahverkehr diene der Teilhabe am öffentlichen Leben und sollte nicht nur unter ökonomischen, sondern auch unter ökologischen Aspekten betrachtet werden.
Die Ausgangslage ist klar: Die Mülheimer Verkehrsgesellschaft ist ein Zuschussbetrieb. Das werden Verkehrsbetriebe immer sein, so Fink, und gehörten deshalb auch in die öffentliche Hand. Aber die MVG arbeite ausgesprochen unwirtschaftlich: Nur rund 50 Prozent der Ausgabe werden durch Einnahmen gedeckt, andere Verkehrbetriebe bringen es auf über 70 Prozent Deckung.
Um Kunden zu behalten beziehungsweise neue dazuzugewinnen, sei aber auch eine gewisse Qualität des Angebotes wichtig. Und die ist in Mülheim, wie vor allem die Resonanz aus den Bürgerversammlungen zu dem Thema zeigt, stark verbesserungsbedürftig. Deshalb will die SPD nicht nur die Linien optimieren, sondern fordert auch eine Qualitätsoffensive. Bahnen und Bussen müssten pünktlicher und sauberer werden, die Information der Kunden über Verspätungen müsste zeitnaher und die Freundlichkeit des Personals verbessert werden.
Um Ausfälle zu vermeiden, müssen die Fahrzeuge auf dem Stand der Technik von heute sein. „Die MVG hat einen sehr alten Fuhrpark. Das führt zu Ausfällen. Um dem vorzubeugen, hält man entsprechend mehr Fahrzeuge vor. So wird der Fuhrpark zum Kostenfresser“, erklärt Fraktionssprecher Dieter Wiechering.
Als erstes Signal fordert deshalb die SPD, dass sich Mülheim in die letzte Bestellung der EVAG mit einklinkt und von 27 Straßenbahnen fünf bekommt. „Es gibt nur drei Hersteller von Straßenbahnen, da wartet man bei einer Neubestellung bestimmt zwei Jahre“, so Wiechering. Möglich wäre das, das sei bereits geprüft worden. Pro Bahn würde das rund 1,5 Millionen Euro kosten.
Auch zur Optimierung des Netzes hat die SPD Vorschläge erarbeitet. Wichtig sei, dass das gesamte Stadtgebiet gut abgedeckt ist, aber auch, dass man die Anschlüsse an die Nachbarstädte im Blick hat, betont Wiechering. Man habe in Mülheim, nachdem man sich nach dem Krieg für die Schiene entschieden habe, seit Jahrzehnten ein gutes Schienennetz mit hohen Passagierzahlen. Deshalb sollte die Straßenbahn nur dort auf den Prüfstand, wo sie unwirtschaftlich sei.
Dazu zählt sicherlich die Linie 110. Hier erscheint der Umstieg auf den Bus sinnvoll. Vor einer Stillegung sollten jedoch zwischen Hauptfriedhof und Flughafen probeweise Busse fahren, um die Resonanz zu testen. Außerdem soll geprüft werden, ob eine Verlängerung der Strecke in Styrum bei Busbetrieb bis zum Ruhrstadion sinnvoll ist.
Die Linie 104 will die SPD wegen der stadtübergreifenden Vernetzung weiter betreiben. Eine Verlängerung bis S-Bahnhof Borbeck sei zu prüfen. Ebenso eine Verlängerung der Linie 109 von Frohnhausen bis zum RheinRuhrZentrum. Weiter will die SPD prüfen lassen, ob die U18 nicht durch den Tunnel Richtung Duisburg verlängert werden und so die Hochschul-standorte verbinden könnte.
Weitere Vorschläge sind unter anderem eine Ringlinie, die die drei Gymnasien Luisenschule, Otto-Pankok-Schule und Karl-Ziegler-Schule anstelle der Linie 110 verbindet; eine Ringbuslinie zwischen Holthausen und Heißen; die Einrichtung einer Buslinie zwischen Flughafen und der Gustav-Heinemann-Schule sowie eine zusätzliche Buslinie von der Saarner Kuppe über die Mendener Brücke, Oppspring bis zum Hauptbahnhof.
Im nächsten Wirtschaftsausschuss am 19. April erwartet die SPD eine Stellungnahme der Verwaltung, damit noch vor der Sommerpause darüber im Rat abgestimmt werden kann. Der Forderung der CDU, zunächst den Nahverkehrsplan zu überarbeiten, mag sich die SPD nicht anschließen. „Damit würden wir mindestens ein Jahr Zeit verlieren. Beides kann man auch parallel betreiben“, meint SPD-Geschäftsführer Claus Schindler.
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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