Corona-Abitur 2021
Prüfungsphase zehrt an den Nerven aller Beteiligten
Von RuhrText
Für 874 Mülheimer Schülerinnen und Schüler sind die schriftlichen Abitur-Prüfungen erledigt. Die Verteilung der Abi-Kandidaten: 567 gehen auf Gymnasien, 275 in die Gesamtschulen und 32 zum Berufskolleg. Vor etwa 14 Monaten hatten sich Schüler, Eltern und Lehrer den Verlauf des Schul-Endspurts noch ganz anders vorgestellt. Die inhaltlich ständig wechselnden Corona-Verordnungen je nach Phase der Corona-Pandemie zehren und zehrten an den Nerven.
Aufgrund eines positiven Falls in der Oberstufe am Gymnasium Heißen hatte
das Gesundheitsamt kürzlich 35 Abiturienten in Quarantäne geschickt. Eine Klausur wurde dadurch verpasst, eine weitere konnte nur mit allen Betroffenen stattfinden, weil das Gesundheitsamt samstags eine Sondertestung zur „Entisolierung“ angesetzt hatte.
Aber nicht nur in der finalen Phase traten für den Abitur-Jahrgang Probleme auf.
„Ich hatte zunächst große Schwierigkeiten, mich zu motivieren. Ich habe plötzlich keinen Rhythmus, keine Routine mehr gehabt und saß im Home-Schooling allein zu Hause. Irgendwann hat man dann einfach auch keine Lust mehr dazu“,
sagt Tessa Wittenberg. Die 18-Jährige von der Luisenschule hat aber rechtzeitig die Kurve gekriegt:
„Nach und nach habe ich die positiven Seiten entdeckt. Letztendlich kommt man ja auch in der heutigen Zeit an alle Informationen, die man benötigt, gut und von jedem Ort aus heran. Es gab auch jeder Zeit Hilfe von Lehrern und aus dem Freundeskreis. Unser Schulsprecher hat sich regelmäßig erkundigt, wie der Unterricht funktioniert und das Feedback an die Lehrer weitergegeben.“
Zwei Tests die Woche
Zweimal pro Woche mussten die Schüler die Testung über sich ergehen lassen. Am Tag vor den jeweiligen Abiturprüfungen zählte es zudem zur Pflicht, einen Test zu absolvieren und sich das Ergebnis bescheinigen zu lassen. Es war zu hören und zu lesen, dass eine größere Zahl an Schülern aus lauter Angst, die Prüfungen bei einem positiven Ergebnis nachholen zu müssen, den Test verweigerten. Tessa Wittenberg hat dies an der Luisenschule nicht erlebt: „Bei uns hat sich niemand geweigert. Im Endeffekt wollen wir alle einfach nur ohne eine Infektion ein reibungsloses Abi schreiben - und dafür muss im Moment halt jeder ein klein bisschen mit beisteuern.“
Tragen der Maske war Pflicht
Die Abiturienten schrieben die Klausuren oft verteilt in mehreren Räumen — oder sogar in Turnhallen, um die Abstände einhalten zu können. Zudem herrschte während der gesamten Prüfungszeit eine Maskenpflicht.
„Das hat mich am meisten gestört. Es war schon sehr anstrengend, die Maske so lange am Stück tragen zu müssen. Wir waren alle negativ getestet. Ich meine, dass es doch dann auch eine Möglichkeit hätte geben müssen, auf die Maske während dieser Zeit verzichten zu können“,
sagt Lena Schupe. Die 18-Jährige besucht das Gymnasium Broich. Tessa Wittenberg fügt hinzu: „Man ist es ja mittlerweile schon gewöhnt, die Maske länger zu tragen. Aber ohne die Maske wäre es sicherlich angenehmer gewesen. Durch die Lüftung war bei uns allerdings genug frische Luft im Raum. Es war uns auch gestattet, einzeln ans hintere Fenster zu gehen, um dort die Maske kurz abzusetzen und mal richtig durchzuatmen.“
Präsenzunterricht mit Risiko vor Ostern
Kritik üben Tessa Wittenberg und Lena Schupe daran, dass sie nach den Osterferien noch zwei Wochen lang zum Präsenzunterricht gehen und sich dem Risiko aussetzen mussten, auf der Zielgeraden selbst zu erkranken oder in Quarantäne geschickt zu werden.
„Diese beiden Wochen hätten nicht von der Regierung vorgegeben werden müssen. Das erschien mir, als sei es nicht gut durchdacht gewesen“,
merkte Tessa Wittenberg an. Beim Hin und Her zwischen Distanz- und Präsenzunterricht ist offenbar auch etwas Lernstoff auf der Strecke geblieben. Lena Schupe: „Nach der Englisch-Prüfung haben sich bei uns alle darüber beschwert, dass die Texte zu anspruchsvoll waren. Da steckten auch einige Vokabeln drin, von denen wir noch nie im Leben etwas gehört hatten. In der jetzigen Situation hätte man da noch etwas verändern und rücksichtsvoller sein müssen.“
Insgesamt halten sich die kritischen Worte aber stark in Grenzen. Die Schülerinnen erkennen an, dass sich alle Beteiligten größte Mühe gegeben haben, um auch in einer Pandemie-Phase das letzte Schuljahr trotz aller Sorgen und Probleme bestmöglich über die Bühne zu bekommen. Nun gilt es, noch die Zeit der mündlichen Prüfungen zu überstehen. Viel Erfolg und bleibt gesund, Lena und Tessa sowie alle anderen!
Autor:Marcus Lemke aus Mülheim an der Ruhr |
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