Otto-Wels-Preis 2020
Preis gegen das Vergessen für die Willy-Brandt-Schule

Im Januar führten Schülerinnen und Schüler in der Trauerhalle des Jüdischen Friedhofs ihr Theaterstück gegen das Vergessen auf. | Foto: Privat
  • Im Januar führten Schülerinnen und Schüler in der Trauerhalle des Jüdischen Friedhofs ihr Theaterstück gegen das Vergessen auf.
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Am 3. September waren vier von insgesamt 80 Schulen von der Bundesfraktion der SPD nach Berlin eingeladen worden. Dass die Schüler der Willy-Brandt-Schule (WBS) unter den Gewinnern des Otto-Wels-Preises 2020 sein würden, war damit klar. Aber selbst dem Mülheimer Arno Klare (MdB) war nicht bekannt, ob das der erste, zweite oder der dritte Preis sein würde. Die SPD-Bundesfraktion hat damit zum siebten Mal junge Menschen mit dem Otto-Wels-Preis ausgezeichnet, die sich auf kreative Weise mit dem Schrecken der Nazi-Herrschaft auseinandersetzen.

75 Jahre nach der Befreiung Auschwitz durch die Rote Armee war der Anlass für die 10. Klasse der WBS sich in der Theater-AG mit dem Thema zu beschäftigen. Der Projekt-Kurs „Erinnern“ hatte es übernommen, die Gedenkfeier der Stadt Mülheim und der Jüdischen Gemeinde zu gestalten. Aufführungsort des Theaterstücks war die Trauerhalle des Jüdischen Friedhofs an der Gracht. Die Menschen, die im Januar dort waren, waren sehr bewegt, erinnert sich Hildegard Schroeter-Spliethoff, Fachkonferenzvorsitzende „Darstellen und Gestalten“. Und auch die Stellvertreterinnen des Kurses, Angelina Janczewski, Emely Schledorn und Klara Wirth erinnern sich an diesen ganz besonderen Tag im Januar: „Es war kalt in der Halle und wir haben alle leicht gezittert, barfuß und in dünnen schwarzen Kleidern.“ Das hat aber auch eindringlich zur Thematik gepasst, erinnern sich die Schülerinnen. „Die Wirkung eines Theaterstücks ist größer als die Wirkung eines nur gelesenen Textes,“ meinen die Schülerinnen.

Schulleiterin Karin Rinn ist stolz auf die große Leistung des Schul-Theaters: „Ihr habt Euch eingelassen – das war wie gefühlte Geschichte.“ Da heute Zeitzeugen fehlen, war die Emotionalität des Stückes wichtig für die Schüler und die Schule. Zuvor hatten die 15 Schüler des Projekts das ehemalige Konzentrationslager in Auschwitz besucht. Ausgangspunkt war ein Gedicht von Nathan Birnbaum. Puzzleteile fügten sich zu einem Stück zusammen. Die Interaktion mit den Zuschauern in der Trauerhalle wurde für die 15 Schüler zu einem unvergesslichen Erlebnis gegen das Vergessen. „Geschichte ist in jedem Augenblick auch in der Gegenwart,“ erläutert Angelina die Auseinandersetzung mit dem Thema.

Und diese Auseinandersetzung mit der Erinnerung hat die Jury überzeugt. „Den jungen Erwachsenen ist es gelungen darzustellen, dass es unter die Verbrechen der Nationalsozialisten niemals einen Schlussstrich geben kann. (Zitat aus der Mitteilung der Bundestagsfraktion der SPD vom 3.9.2020) Am 3. September nahmen die drei Abgesandten nach Berlin tatsächlich den ersten Preis entgegen. Über youtube, Willy-Brandt-Schule, Stichwort „Erinnerung“ können die 15 Minuten noch einmal nachempfunden werden. Ein wichtiges Thema in Zeiten der Verunsicherung und der Frage nach Demokratie in einer Gesellschaft, in der Ablehnung in jeder Form sichtbar wird. Eine Auseinandersetzung mit unserer Vergangenheit kann eine entscheidende Zukunftsbotschaft sein.

Autor:

Claudia Leyendecker aus Mülheim an der Ruhr

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