Wie sieht Pflege vor Ort aus?
NRW-Minister besucht Wohnstift Raadt

Minister Laumann informierte sich im Wohnstift Raadt über die Pflege.  | Foto: PR-Foto Köhring/SM
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NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann stattete Mülheim am Mittwoch einen Besuch ab. Um 11 Uhr hielt er in der Stadthalle eine Grußrede zum 25. Jubiläum des Landesverbands freie ambulante Krankenpflege. Anschließend besuchte er Mülheimer Pflegeeinrichtungen – auch um sich mit Pflegekräften und Auszubildenden auszutauschen.

Mit den Worten „Ich nehme das nochmal mit,“ ging es um das Bleiberecht von ausgebildeten Pflegekräften im Evangelischen Wohnstift Raadt. Gleich mehrere Pflegekräfte sind davon betroffen, ob sie dauerhaft in Deutschland bleiben können. Das allerdings ist von Fall zu Fall zu entscheiden und bedarf gegebenenfalls eines „Spurwechsels“ mit Signal aus Berlin.
Bedauerlich findet Laumann, dass „die Pflege nicht am Tisch sitzt, wenn über Pflege entschieden wird“ und genoss sichtlich den Austausch vor Ort.

Mehr Anerkennung von Pflegeberufen

Angesprochen wurden Themen wie die Aufwertung von Pflegeberufen. Laumann: „Wir werden die Anerkennung der Pflegeberufe grundlegend verändern in NRW.“ Künftig wird es nur noch einen Ausbildungsweg zum Kranken- und Altenpfleger geben. Der Minister plädiert für mehr Ausbildungsangebote im Abend- und Wochenendbereich, damit auch für die Pflegekräfte Familie und Beruf vereinbar sind.

Vertreter von Ategris saßen mit am Tisch. Andreas Rost sprach das leidige Thema der ärztlichen Unterversorgung an. Laumann versicherte, dass die jährlichen 2.000 Studienzulassungen in NRW künftig auf 2.400 Studierende aufgestockt werden. Eine neue Fakultät soll in Bielefeld entstehen. Darüber hinaus sind laut Beschluss der vergangenen Woche die Länder jetzt auch in Sachen flächendeckende Versorgung mit Ärzten beteiligt.

Schwerpunkt des Besuchs in Raadt war aber vor allem ein Rundgang durch die Räumlichkeiten von Menschen im Wachkoma. Zwölf Plätze mit Schwerpunktversorgung hat das Wohnstift eingerichtet. Minister Laumann: „Ein Pflegebedürftiger soll da wohnen, wo er leben möchte.“ Zurzeit ist eine Debatte im Gange: Der Eigenanteil muss festgeschrieben werden, der Rest soll über die Pflegeversicherung gestemmt werden. Laumann sieht die Debatte im Fluss und erwartet Ergebnisse noch in dieser Legislaturperiode.

Problem der Finanzierung

Er deutet auf das Problem der Finanzierung hin: „In der heutigen Dynamik geht alles auf die Knochen der Pflegebedürftigen.“ Seiner Meinung nach wird der Mangel an Pflegekräften auch in den kommenden 30 Jahren nicht zu lösen sein. Auch mit der Hilfe von Pflegekräften aus dem Ausland – 1.500 Ärzte in NRW und BRD-weit 400.000 ausländische Pflegekräfte – sind die Kapazitäten begrenzt.

Problematisch wird es, wenn Familienangehörige lange pflegebedürftig sind. Das Thema Solidarität sollte unbedingt in Berlin zur Sprache kommen. Laumann hält es für wünschenswert, wenn Kinder, die beatmet werden müssen, zuhause gepflegt werden. Ob Wohngemeinschaften, stationäre oder teilstationäre Unterbringung sollte von Fall zu Fall erwägt werden. Manfred Ernst ist selbst betroffen. Er prangert die Dauerbeatmung an, denn dadurch haben Patienten kaum eine Chance, von der künstlichen Beatmung wegzukommen. Er plädiert für mehr Reha-Plätze zwischen Krankenhausaufenthalt und Altenheim.

Andreas Rost (Ategris) wünscht sich eine engere Zusammenarbeit von allen Beteiligten: Krankenkassen, Krankenhäuser, Reha-Einrichtungen und auch von der Politik, um Einzelfälle schneller und optimal für die Patienten abwickeln zu können.

Autor:

Claudia Leyendecker aus Mülheim an der Ruhr

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