Gesundheit
Mülheimer Kinderärzte wehren sich gegen Verlegung des Notdienstes
Ab dem 1. Juli müssen Mülheimer Eltern mit ihren Kindern in Notfällen außerhalb der regulären Sprechzeiten bis zum evangelischen Krankenhaus nach Oberhausen fahren. Mit dieser Entscheidung hat die kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein für jede Menge Unverständnis gesorgt. Die zehn Mülheimer Kinderärzte versuchen, sich juristisch zu wehren.
"Wir hatten hier einen völlig funktionierenden Notdienst, ohne große Beschwerden", wundert sich der Saarner Kinderarzt Dr. Sven Hower über die Maßnahme. "Auf dem Papier war unser Notdienst zwar recht kurz, wir haben aber auch schon bis zu sechs oder acht Stunden gearbeitet", betont Hower.
Die KV argumentiert, dass durch die neue Regelung die Recherche nach dem jeweils diensthabenden Arzt wegfalle. „Mit der Kinder-Notdienstpraxis Oberhausen haben künftig auch Eltern aus Mülheim eine täglich geöffnete zentrale Anlaufstelle – an jedem Wochen- oder Feiertag", sagt Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KV Nordrhein. Bergmann weiter: „Durch die direkte Anbindung an die kinderärztliche Fachklinik können schwerwiegende Notfälle zudem wirkungsvoll versorgt werden, damit setzen wir die Vorgaben des Gesetzgebers um, der bei der Notfallversorgung eine enge Kooperation zwischen den niedergelassenen Ärzten und Kliniken fordert."
"Wohl der Kinder wohl hinter finanziellen Interessen"
Diesen politischen Willen kennt auch Dr. Sven Hower. "Es ist gewollt, Notdienste in Krankenhäusern mit gleicher Fachrichtung stattfinden zu lassen. Man sollte aber froh sein, wenn es einen funktionierenden Notdienst in einer Stadt ohne solche Klinik gibt", findet er. Aber auch aus der Politik kommen erste kritische Stimmen. "Für die KVNO steht das Wohl der Mülheimer Kinder offensichtlich hinter finanziellen Interessen. Anders lässt sich nicht erklären, dass man die zahlreichen kritischen Stimmen ignoriert und stattdessen weiterhin an der sofortigen Umsetzung der Verlegung festhält", kommentiert der sozialpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rodion Bakum, die Situation.
Dr. Sven Hower sieht vor allen Dingen Schwierigkeiten bei der Umsetzung. "Es wurde schlichtweg eine Stelle eingespart. Jetzt ist ein Kinderarzt für zwei Städte zuständig. Jeder Grundschüler kann sich ausrechnen, dass das nicht funktionieren kann", sagt der Saarner Kinderarzt - und fügt hinzu: "Es ist einfach nicht fair den erfahrenen Kollegen gegenüber."
Einstweilige Verfügung angestrebt
Juristisch versuchen sich die Mülheimer nun zu wehren. Eine Online-Petition hatten bis Donnerstagnachmittag über 4500 Menschen unterschrieben. Die hiesigen Kinderärzte beschreiten derweil den juristischen Weg. "Wir haben Widerspruch eingelegt und versuchen eine einstweilige Verfügung zu erwirken. Das kann aber Monate dauern", weiß Hower. "Wir ärgern uns einfach über die Kurzfristigkeit und die Ignoranz", so der Mülheimer.
Vorerst müssen er und seine Kollegen also in den sauren Apfel beißen. Am Donnerstag, 4. Juli, wird Dr. Martin Figura als erster Mülheimer den Notdienst in Oberhausen übernehmen.
Autor:Marcel Dronia aus Mülheim an der Ruhr | |
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