Innenstadt-Entwicklung zwischen Bangen und Hoffen – Leerstände bereiten Sorge
„Mülheim ist halt nicht Düsseldorf“
In Mülheims Innenstadt gibt es einige Baustellen. Nicht nur solche, die sichtbar sind, sondern auch einige im übertragenen Sinn. Das Bemühen, vorhandene Leerstände an der Schloßstraße und in deren Nähe zu schließen, ist groß, aber nicht immer von Erfolg gekrönt.
Das ehemalige Woolworth-Haus hätte nach den Vorstellungen des Eigentümers Christian Schweckhorst, der für die Kernsanierung, Instandsetzung und Fassadenrestaurierung etliche Millionen Euro in die Hand genommen hat, längst bezogen sein sollen. Es sollte ein Hingucker in der City werden, ein Ort zum Wohnen, Arbeiten, Leben, Erleben und Genießen. Doch die Planungen und Baumaßnahmen mussten noch einmal verändert und modifiziert werden, wie Architekt Ralph Linge-Boom im Gespräch mit der Mülheimer Wocher erläutert.
Nicht genügend Interessenten
„Mülheim ist halt nicht Düsseldorf“, bringt er es auf den Punkt. Für die geplante ansprechende Gastronomie und das Wohnen auf hohem Niveau hätten sich keine Interessenten gefunden, trotz intensiver Bemühungen und zahlreichen Gesprächen. Dennoch werde das historische Haus mit neuem Innenleben und ansprechendem Äußeren spätestens Ende des kommenden Jahres voll vermietet sein. Ärzte und eine Apotheke haben bereits „ernsthaftes Interesse“ bekundet. Aus dem ursprünglich vorgesehenen Haus des Wohnens und der Erlebnisgastronomie werde somit ein Gesundheitshaus.
"U 25" zieht ins Medienhaus
Nicht gerade glücklich zeigt sich Linge-Boom über die Belegung des Stadtquartiers Schloßstraße. Er persönlich habe den Eindruck, dass man bei der Belegung, etwa durch den Discounter oder das Fitness-Studio, nicht unbedingt die Qualitätsansprüche berücksichigt hätte, die dem „Herzstück der Mülheimer City“ gut getan hätten. Insgesamt, so der Architekt, müsse ein Ruck durch Mülheim gehen, um Akzeptanz, Investitionsbereitschaft und Image nachhaltig zu stärken. Christian Schweckhorst sei da mit gutem Beispiel vorangegangen. Linge-Boom: „Nachahmer erwünscht und für Mülheims Zukunft dringend benötigt.“
Eine andere „Baustelle“ wird demnächst geschlossen. Durch den Umzug von Innogy und der MST in das neue Stadtquartier sind zudem Leerstände im Medienhaus am Viktoriaplatz eingetreten. Diese aber, so berichtet Stadtsprecher Volker Wiebels, gehören in absehbarer Zeit der Vergangenheit an. Nach erforderlichen Umbaumaßnahmen wird spätestens zum Jahresende dort die Sozialagentur für die unter 25-jährigen einziehen. Die „U 25“ wechselt dann die „Platzseite“ und nutzt die neuen Räumlichkeiten für ihre stetig angewachsenen Beratungs- und Betreuungsangebote.
dm- Markt verlässt die Schloßstraße
Andere Leerstände kündigen sich an oder sind bereits sichtbar. Der dm-Markt auf der Schloßstraße schließt demnächst seine Pforten, bleibt aber im City-Forum vertreten. Die FDL als Immobilientochter der Sparkasse Mülheim hat den Vermarktungsauftrag für den dm-Markt auf der Schlossstraße erhalten. Ein Sprecher bestätigt, dass es nicht so einfach sei, eine so große Fläche in der Innenstadt zu vermitteln. Man sei aber in guten Gesprächen und optimistisch, die Fläche wieder zeitnah vermietet zu bekommen. Wie unsere Redaktion aus gut unterrichteten Kreisen erfuhr, ist man in Erfolg versprechenden Verhandlungen mit einem großen arabischen Supermarkt, der ein bislang nicht vorhandenes Zusatzangebot für Mülheim bedeute.
Das leerstehende Restaurant Leineweber kommt ebenfalls wieder in die Vermietung. Das Projekt hatte die PIA-Stadtdienste gGmbH 2017 gestartet, um benachteiligten Menschen einen Einstieg in den Arbeitsmarkt Gastronomie zu ermöglichen. Hiermit verbunden war zudem ein attraktives und gut genutzes Angebot insbesondere für einen Mittagstisch für fast alle Bevölkerungsschichten.
PIA-Vorstand Frank Schellberg: „Aufgrund positiver Entwicklungen am Arbeitsmarkt konnten wir feststellen, dass viele Gastronomiebetriebe Mitarbeiter suchen und auch offen sind für diejenigen Mitarbeiter, die zu Anfang noch Einarbeitung und Unterstützung brauchten. Diese positive Entwicklung machte das Projekt Leineweber in der Zielsetzung überflüssig.“
PIA gibt das "Leineweber" auf
Leider, so ergänzt Schellberg, „war mit dieser positiven Entwicklung auch das Aus des Angebotes im Leineweber verbunden. Der Mittagstisch wird noch heute sehr vermisst.“ PIA habe diesen Bedarf erkannt und denke weiter über andere Konzepte hierzu nach, allerdings nicht im Leineweber, sondern an einem anderen Standort in der Innenstadt. Wo das sein könne, wisse man noch nicht. Spätetens zum 31. Okober sei man aus dem Leineweber aber komplett raus und die Vermieterin habe „freie Hand“.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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