Mülheim arbeitet am neuen Leitbild
Was sind die Stärken von Mülheim, was sind die Schwächen? Was sollte man fördern, wie kann man die Stadt weiter entwickeln? Das waren zentrale Fragen bei der Entwicklung eines Stadtleitbildes, mit denen sich in den letzten sechs Monaten nicht nur Fachleute und Vertreter aus Verwaltung, Politik und Wirtschaft beschäftigt haben, sondern auch viele Bürger.
Mit dem Ergebnis, das am Dienstag in den Rat eingebracht worden ist, ist Organisatorin und Moderatorin Prof. Dr. Ursula Funke aus Frankfurt am Main, die diesen Prozess schon in über 30 Städten begleitet hat, hochzufrieden.
Nicht nur, dass sich rund 500 Bürger an den Workshops, Arbeitsgruppen und Stadtteilkonferenzen beteiligt haben - mehr als in anderen vergleichbaren Städten - auch die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt sei „sensationell“, wie Prof. Funke betont. 92 Prozent wohnen gerne in Mülheim, 94 Prozent würden die Ruhrstadt wieder als Wohnstadt wählen. Ermittelt wurden die Werte bei einer repräsentativen Umfrage.
Bei der Diskussion sei ein realistischer Blick auf Mülheim herausgekommen, findet Hanns-Peter Windfeder, Vorsitzender des Unternehmerverbandes. „Das ist eine gute Basis für die nächsten Jahre. Es sind viele gute Ziele definiert worden, von denen viele erreichbar sind.“ „Ich bin fasziniert, wie aktiv die Bürger mitgemacht haben,“ lobt Prof. Dr. Ursula Funke. In dieser Woche wird der Entwurf des Leitbildes in den Rat eingebracht, der bis März darüber beraten will.
Viel Kritik wurde geäußert, aber es kamen auch viele Anregungen und Ideen. Und am Ende der Diskussionen wurde so manche Stärke deutlich, die man bisher in Mülheim als solche gar nicht bemerkt hat. Da gehört die Kultur zu, die besonders bei Auswärtigen genannt wurde, aber auch das wissenschaftliche Renommee der Max-Planck-Institute, die von der mölmschen Bevölkerung kaum wahr genommen werden.
Zunächst wurden vier Arbeitsgruppen gebildet, die sich mit Schwerpunktthemen wie Wirtschaft, Sport, Kultur, Soziales, Verkehr und ähnlichem beschäftigten. In Konferenzen in den einzelnen Stadtteilen wurden weitere Anregungen der Bürger gesammelt. Stärken und Schwächen, Chancen und Ziele wurden zusammengetragen und daraus Vorschläge für Maßnahmen entwickelt, um diese Ziele zu erreichen.
Die Ergebnisse wurden in einem Leitbild-Entwurf zusammengefasst, das nun von der Politik beraten und im März beschlossen werden soll.
Es beinhaltet rund 90 Einzelmaßnahmen, davon eine Reihe von Leitprojekten, die jeweils von freiwilligen Paten vorangetrieben werden sollen.
Und nicht alles muss viel Geld kosten. „Vieles lässt sich durch Bürgerengagement lösen“, weiß Prof. Funke aus Erfahrung.
Zu den Leitprojekten gehören beispielsweise eine engere Kooperation zwischen Fachhochschule und Max-Planck-Institute, die Verbesserung der Nutzung des Marktplatzes, die Erhöhung der Attraktivität der Leineweberstraße, bessere ÖPNV-Verbindungen zu den Außenbezirken und dem Hauptbahnhof, Umwandlung von Großwohnanlagen in Mehrgenerationenhäuser, Förderung des Spitzensportes oder eine Kulturkonferenz mit Kulturschaffenden und Kulturanbietern zur Schärfung des kulturellen Profils der Stadt.
Es gibt also viel anzupacken. Dass auch wirklich etwas passiert, will die Moderatorin selber überprüfen. „Zu unserer Aufgabe gehört auch ein Controlling. In drei bis vier Jahren werden wir uns vergewissern, was von den Maßnahmen realisiert worden ist.“ Vorbild könnte da sicher Koblenz sein: Nach vier Jahren waren dort bereits 60 Prozent der Projekte umgesetzt.
Ein neues Profil soll übrigens auch her. Das hatte sich in der Diskussion noch nicht herauskristallisiert. Eines weiß aber Prof. Ursula Funke: „Die sympathische Stadt an der Ruhr reicht nicht mehr. Da kann ich Ihnen 50 nennen.“
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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