Kinder streiken gegen den Streik

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Von Claudia Leyendecker

„Wir wollen in die Kita“ war am Montag auf dem Rückenbanner eines Jungen zu lesen. Zahlreiche Eltern haben sich mit ihren Kindern auf ins Rathaus gemacht, um auf ihre Nöte während des Kita-Streiks aufmerksam zu machen und das Rathaus „zu besichtigen“. Organisiert hat man sich über eine neu gegründete Gruppe auf Facebook „Elternstreik Mülheim/Oberhausen“.

Eine Streikkultur mit Plakaten, Pfeifen und Rasseln beherrschen mittlerweile schon die Kleinsten. Deren Eltern können den Kindern auch kaum noch erklären, warum sie nicht wieder in ihre Kitas zurück dürfen. „Ich hasse ver.di“, bemerkt eine Fünfjährige. Mittlerweile geht der Streik der Erzieher und Mitarbeiter in den Sozialdiensten in die vierte Woche.

Eltern und Kinder zogen durchs Rathaus

Auch wenn Mülheimer Eltern mit ihrer Aktion am Montag Druck machen wollten, weil für sie die Grenzen des Machbaren erreicht sind, die Stadtspitze kann diesbezüglich keine Abhilfe schaffen. Und doch hatte die Aktion im Rathaus ihre Wirkung: Etwa 75 Eltern und noch mal so viele Kinder waren dem Aufruf über Facebook gefolgt und um 14 Uhr zur „Rathaus-Besichtigung“ gekommen. Nur einer kleinen Delegation wurde es ermöglicht, sich mit der Stadtspitze - allen voran der Oberbürgermeisterin - an einen Tisch zu setzen.

Eltern könnten in Kitas betreuen

„Mit dem jetzigen Personal können lediglich die Notgruppen aufrecht erhalten werden“, so Dezernent Ulrich Ernst. „Wenn es eine Organisation von Elternseite gibt, werden wir die Kitas öffnen“, verspricht er. Das Hattinger Vorbild könnte eine Lösung sein, wenn sich die Parteien in den nächsten Tagen nicht einig werden sollten. In Hattingen haben Eltern die Räumlichkeiten übernommen und betreuen Kinder in Eigenverantwortung. Ulrich Ernst: „Die bestehenden Notgruppen müssen allerdings bis zum Streikende erhalten bleiben. Das darf sich auf keinen Fall mischen.“ Erfreulich ist auch, dass sich Interessierte - nach Prüfung - noch für die Notgruppen anmelden können.

Erzieherinnen versammelten sich beim Jugendhilfeausschuss

Überrascht waren die Sitzungsmitglieder des Jugendhilfeausschusses, die ebenfalls am Montag ab 16 Uhr im Rathaus tagten. Zu den Eltern und Kinder waren die streikenden Mitarbeiterinnen der Sozialen Dienste Mülheim gestoßen. Mehr als 300 Menschen hatten sich vor dem Sitzungssaal versammelt. Der Tagespunkt zur Rückerstattung der Kindergartenbeiträge und Verpflegungsposten, eigentlich ganz hinten auf der Tagesordnung, wurde kurzer Hand vorgezogen und einige Vertreter der Sozialen Dienste bekamen Gelegenheit, ihren Standpunkt darzustellen. Es geht nicht nur um mehr Geld, sondern auch um eine höhere Akzeptanz innerhalb der Gesellschaft.

Eltern sollen Beiträge und Verpflegungskosten zurückerhalten

Nach Abstimmung beschlossen die Parteien einstimmig, dass nicht nur das Essensgeld sondern auch die Elternbeiträge für die Dauer des Streiks zurückerstattet werden. Der Antrag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen beinhaltete noch weitere Sachleistungen für die betroffenen Eltern, die Fraktion zeigte sich mit dem Ergebnis aber dennoch zufrieden. Die Regelung für Rückerstattungen im Streikfall soll auch für künftige Streiks gelten. Die endgültige Entscheidung im Rat ist noch vor der Sommerpause zu erwarten.

Falls es in dieser Woche nicht zu einem Streikende kommen sollte, hat die Elternschaft um Alexander Kocks, Gründer der Eltern-Facebook-Gruppe, bereits angekündigt, in Absprache mit der Stadtverwaltung eine Betreuung in städtischen Kitas aus Elterninitiativen zu organisieren.

Fotos: PR-Foto Köhring/KP

Autor:

Lokalkompass Mülheim aus Mülheim an der Ruhr

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