VHS-Debatte
Initiative will auch bei einem "Nein" nicht aufgeben
Die Zeit rennt. Keine zwei Wochen sind es mehr bis zum Bürgerentscheid in Mülheim. Bevor am 6. Oktober über die Zukunft der Volkshochschule abgestimmt wird, erklären zwei der Initiatoren noch einmal, warum sie sich so vehement für den Verbleib an der Bergstraße einsetzen. Auch bei einem „Nein“ wollen sie weiter kämpfen.
Schon seit fünf Jahren setzen sich Inge Ketzer und Erich Bocklenberg mit anderen für den Standort ein, als die VHS erstmals im Zuge der damaligen Sparkassen-Akademie in Frage gestellt wurde. „Die Volkshochschule hat an dieser Stelle doch mal Sinn gemacht, da ist für gekämpft worden“, begründet Ketzer ihr Engagement.
Bocklenberg, der ehemalige Leiter der städtischen Denkmalschutzbehörde, hält das Gebäude ebenfalls für erhaltenswert. „Die Stadt hat ein ideales Haus geschaffen, in dem damals die Erwachsenenbildung neu gedacht wurde“, sagt der Mülheimer. Spätestens als der Betrieb von „heute auf morgen“ beendet wurde, habe das sein Kämpferherz gepackt. Er hält es für notwendig, „jetzt auch die Zustimmung der Bürger zu bekommen.“
Auf Aktienstraße nicht gut zu sprechen
Auf den neuen Standort der VHS an der Aktienstraße sind die beiden Initiatoren nicht gut zu sprechen. Zu eng, zu wenig Platz, keine Lernatmosphäre, schwierige Akustik, kaum Parkplätze. „Das ist ein rein verschulter Betrieb und dafür braucht man eigentlich nicht mehr als einen sauber tapezierten Raum und einen Bildschirm“, sagt Bocklenberg, während in der MüGa ein idealer Standort für Kommunikation, Austausch und Diskussion bestünde. „Volkshochschulbildung ist viel mehr. Dieses Gesamtpaket würde man durch den Verlust das Gebäudes aufgeben“, findet Inge Ketzer.
Die Vehemenz der Argumentation rührt freilich auch von einer über die Jahre angestauten Wut über die politischen Entscheidungen in Mülheim her. Die Ostruhranlagen, die Jugendherberge, jetzt die Dümptener Bürgermeisterei und natürlich den jahrelang vernachlässigten Brandschutz an der VHS – Bocklenberg könnten stundenlang weitere Beispiele aufzählen. „Das sind alles Entscheidungen, die am Bürger vorbeigehen“, sagt er. Auch deswegen hat sich das Duo nun für eine Mitbestimmung der Mülheimer via Bürgerentscheid eingesetzt.
Kein Vertrauen mehr in Politik und Verwaltung
Die Verantwortlichen der Bürgerinitiative trauen der Stadtverwaltung daher keinen Zentimeter mehr über den Weg. Das führt dazu, dass sie jeden Kritiker als instrumentalisiert oder manipuliert darstellen. Zuletzt den Bäder-Chef Andreas Wildoer oder den Sportbund-Vorsitzenden Wilfried Cleven. „Sie hätten sich ja nicht geäußert, wenn sie nicht vom Kämmerer mit völlig falschen Zahlen konfrontiert worden wären“, glaubt Erich Bocklenberg. „Das wurde doch nur initiiert, um Druck auszuüben“, ergänzt seine Mitstreiterin.
Beide werfen der Stadt vor, ins Stimmungsbild einzugreifen. Unter anderem durch die „manipulative Verwendung“ des Gutachtens. Dabei wirbt auch die Initiative selbst mit Zahlen, die schwer in einen Kontext zu stellen sind. Dass es mit den zwei Millionen Euro, die der Brandschutz kosten soll, nicht getan ist, muss sogar Ketzer eingestehen.
"Wollen nicht gegeneinander gestellt werden"
„Wir wollen nicht gegeneinandergestellt werden“, betont Inge Ketzer. Sie und ihre Kollegen hätten zum Beispiel auch den Neubau des Friedrich-Wennmann-Bades unterstützt und sind selbstverständlich auch für die Sanierung von Schulen. "Wir treten für eine Sache ein, wollen das aber sehr wohl mit Rücksicht auf die Sanierungsbedürftigkeit anderer wichtiger öffentlicher Bauten erreichen", betont Bocklenberg. Die Aussagen der Stadtverwaltung, dass Schulen oder Sporteinrichtungen nicht mehr bedient werden könnten, halten die Initiatoren für mindestens fragwürdig.
Trotzdem irritiert die Vehemenz der Initiative Viele. Wer im Internet eine andere Meinung äußert, bekommt nicht selten die volle Breitseite zu spüren. „Wer dagegen entscheidet, wird seine Gründe haben“, sagt Ketzer bloß. Aber oft seien ihre Fakten die besseren.
Die Initiatoren befürchten, dass ein „Nein“ beim Bürgerentscheid von der Stadt als Freibrief ausgelegt werden könnte. „Wir würden dann aber weiterkämpfen“, sagt Bocklenberg für den Fall eines – aus seiner Sicht – negativen Ergebnisses. Die Stimmungslage empfindet er durch viele persönliche Gespräche aber als positiv. „Wir sind optimistisch, dass die schöne VHS unsere VHS bleibt“, sagt Inge Ketzer.
Was Kämmerer Frank Mendack vor dem Bürgerentscheid sagt, lesen Sie hier.
Noch etwas mehr als eine Woche …
Autor:Marcel Dronia aus Mülheim an der Ruhr | |
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