In Mülheim soll Unterrichtsbeginn gestaffelt werden
Infektionsrisiko in Schulen minimieren
Am Mittwoch berieten sich die Mülheimer Schulen mit Marc Buchholz, wie es denn weitergehen soll mit dem Unterricht. Der Oberbürgermeister regte eine Entzerrung des Unterrichtsbeginns an, um Druck vom Schulbusverkehr zu nehmen.
Die Zahl der Schüler in Quarantäne ist weiterhin sehr hoch. Mit 1.023 sind 4,9 Prozent der Mülheimer Schülerschaft betroffen. In der Vorwoche waren es mit 1.462 sogar noch deutlich mehr. Die Stadt spricht von sinkenden Zahlen. Auch die Zahl der Infizierten sei gesunken, von 107 in der Vorwoche auf zurzeit 91. Jeder fünfte der aktuell 515 positiven Coronafälle in Mülheim betrifft Menschen, die unter 20 Jahren alt sind. Das Gesundheitsamt arbeitet am Limit, schwierig ist es mit der Nachverfolgung beziehungsweise mit zeitnaher Information der Betroffenen. Immer wieder wird von Quarantäneanordnungen des Gesundheitsamtes berichtet, die viel zu spät die Eltern der Schüler erreichen. Folgen waren teils sogar Infektionen im Familienkreis, die man hätte vermeiden können.
Stoßlüften
Stadtsprecher Volker Wiebels betonte, laut der Experten des Gesundheitsamtes sei Stoßlüften im regelmäßigen Rhythmus ausreichend. Eine Erhebung des Immobilien-Services habe zudem ergeben, dass an allen Schulen pro Klassenraum zwei Fenster zu öffnen sein und damit überall effektives Lüften möglich sei. Bei seinem Treffen mit den Sprechern der verschiedenen Schulformen regte OB Buchholz an, zukünftig den Unterrichtsbeginn nach Stadtteilen zu staffeln. Durch zeitversetzten Schulbeginn könne der kritisch gesehene Zubringerverkehr entzerrt werden. Das werde beispielsweise schon in Duisburg erfolgreich praktiziert. In Mülheim sollen sich die Schulen nun diesbezüglich untereinander abstimmen und die Maßnahmen bei einem erneuten Treffen in 14 Tagen festgezurrt werden. Dann könnte die Änderung der Stundenpläne im Januar nach Beendigung den Weihnachtsferien erfolgen.
Offener Brief
Zuletzt kontrollierte die Stadt verstärkt die Einhaltung der Corona-Schutzverordnung vor Mülheimer Schultoren und an Haltestellen. Es wurden zahlreiche hohe Bußgelder verhängt. Unter anderem habe es Jugendliche erwischt, die zwar Masken getragen hätten, aber den Mindestabstand nicht einhielten. Im Sozial- und Gesundheitsausschuss hatte Oberbürgermeister Marc Buchholz die verschärften Kontrollen und Sanktionen im Grundsatz verteidigt. Man habe den Eindruck, dass vor allem Jüngere die Gefahren der Pandemie oft ausblendeten. Es solle deutlich werden, dass man sich nicht auf der Nase herumtanzen lasse.
Die Schülervertretungen von neun weiterführenden Schulen verfassten einen offenen Brief und betonten, dass sie nicht gegen die Maßnahmen an sich wären. Die Präsenz von Polizei und Ordnungsamt sowie die Kontrollen seien sogar begrüßenswert. Aber die verhängten Bußgelder wären dort unverhältnismäßig, wo ein Mindestabstand nicht möglich sei. Im Schreiben wurde gefordert, die Sicherheit aller Schüler durch eine Erhöhunng des Fahrplanangebotes und der Zahl der Busse und Bahnen zu gewährleisten. Die verhängten Bußgelder sollten nochmals geprüft und eventuell zurückgezogen werden.
„Mit dem Knüppel“
In der Diskussion um Bußgelder gegen Schüler erklärte sich die SPD demonstrativ solidarisch mit den Jugendlichen. Parteivorsitzender Rodion Bakum und Fraktionsvorsitzende Margarete Wietelmann erklärten, dieses Vorgehen der Verwaltung sei weder zielführend noch angemessen. Die Verwaltung gehe „mit dem Knüppel“ gegen die ohnehin schon durch die Corona-Pandemie stark belasteten Schülerinnen und Schüler vor. Ursächlich sei das Chaos in der Schulpolitik der Landesregierung. Wietelmann und Bakum wiesen zudem auf die Pflicht des Oberbürgermeisters hin, sichere Fahrten der Schüler zu gewährleisten.
Die Grünen hielten dagegen, generell Schülerinnen und Schüler von jeglicher Sanktionierung in Sachen Corona-Regeln auszunehmen, wäre falsch und rechtlich fragwürdig. Fraktionsvize Franziska Krumwiede-Steiner erklärte , man solle aber doch das Alter der Schüler und die jeweilige Situation bewerten. Im Zubringerverkehr der Schulen sei es bisweilen schwer, die Mindestabstände einzuhalten. Die Ratsfrau: „Wo offensichtlich Masken getragen wurden, hätte eine Ermahnung ausgereicht.“ Fraktionschef Tim Giesbert ergänzte, der Zubringerverkehr müsse infektionssicherer als bisher gestaltet werden. Entweder durch mehr Busse, niedrigere Taktung oder Entzerrung des Unterrichts durch variablen Schulbeginn als auch Hybrid-Schulstunden. Hier blieben sowohl das Land als auch die Stadt gefordert.
Doch kein Bußgeld
Auch Oberbürgermeister Marc Buchholz reagierte auf den offenen Brief der Schülervertretungen: „Ich finde es toll, wie die Schülerinnen und Schüler zur Einhaltung der Corona-Regeln stehen und sich eine Art Selbstverpflichtung auferlegt haben. Gleichwohl muss man wissen, dass gerade in der Gruppe der 14 bis 19-Jährigen die meisten Quarantänen verhängt wurden. Daher ist es wichtig, die geltenden Regelungen einzuhalten, um das Infektionsrisiko zu minimieren“, so der Oberbürgermeister. „Im Übrigen haben wir ein Informationsschreiben an die Schülerinnen und Schüler vorbereitet, die vom Ordnungsamt kontrolliert wurden. In diesem Schreiben wird noch einmal auf die Corona-Regeln hingewiesen und darüber informiert, dass von einem Bußgeld abgesehen wird, wenn die Maske getragen wurde“, sagte Marc Buchholz.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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