Hat die Zukunftsschule eine Zukunft?
Von Claudia Leyendecker
Ein neuer Name wird her müssen, darüber war man sich auf dem Eppinghofer Forum am Montag in der Aula der Gemeinschaftshauptschule Bruchstraße einig. Zukunftsschule soll das Projekt nicht mehr heißen, nachdem die Politik das „Aus“ beschlossen hat. Mülheim muss wie viele Ruhrgebiets-Städte sparen, und neue Projekte fallen unter den Tisch.
In der voll besetzten Aula waren neben Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld auch zahlreiche Vertreter der Mülheimer Parteien und Interessenten aus Kirche, Sport, Schulwesen und der Bürgerschaft anwesend, um das Thema „Zukunftsschule“ zu diskutieren.
2006 startete das Projekt, das aus einer Kita, einer Grundschule, einer Hauptschule und einem generationsübergreifenden Quartier bis 2014 ein Stadtteilzentrum in Sachen Bildung und Austausch schaffen sollte. 42,9 Millionen Euro sollte das Projekt inklusive Schulneubau kosten. In der Summe enthalten sind allerdings auch 8,4 Millionen Euro, die zugesagt waren, um die Schulen Bruchstraße zu sanieren. Sie wurden für die Zukunftsschule zurückgestellt.
Am Montag war man sich beim „Forum Eppinghofen“ mehrheitlich einig: Das Projekt „Zukunftsschule“ hat Zeit und Arbeit gekostet, fußt auf einer guten Idee, braucht Unterstützung und sollte auf keinen Fall sterben. Deshalb wird an einer Form der Weiterführung gearbeitet.
Seit 2006 arbeiten kirchliche und soziale Einrichtungen zusammen mit Pädagogen und Erziehern an diesem Projekt. Dass all diese Menschen sich nicht umsonst engagiert haben wollen, zeigt das „Forum Eppinghofen“ - ein regelmäßiges Treffen von Bürgern, Vereinen und Institutionen aus dem Stadtteil, das sich mit Themen rund um Eppinghofen befasst.
Am Montagabend stand das „Aus“ der Zukunftsschule als erster Tagesordnungspunkt auf dem Programm. Man hatte wegen des großen Interesses vorsorglich schon die Schul-Aula als Treff gewählt.
Ein Vertreter des Theaters an der Ruhr plädierte wie viele andere auch für die Bedeutung der Bildung. Holger Bergmann vom Ringlokschuppen war einst Schüler der Hauptschule Bruchstraße. Er empfand es als positiv, dass so viele Mülheimer Politiker anwesend waren. Er unterstützt weiter Theater-Projekte mit Hauptschülern.
Auch die Vertreter der Kirchengemeinde Eppinghofen sagten weiter unterstützende Arbeit zu. Helmut Kämpgen von der Ökumenischen Kirchengemeinde: „Die Geduld geht in eine kritische Phase.“
Die Nicht-Förderung von Kindern in Eppinghofen dränge die Bewohner noch weiter in den Hintergrund, so Michael Clemens von der Katholischen Gemeinde.
Helmut Weinreich, Schulrat für Hauptschulen i.R., war immer Verfechter des Zukunftsmodells: „Leben und Lernen in einem Stadtteil“ könne auch beispielhaft sein für ganz Mülheim. Er plädiere dafür, jetzt schnell Alternativen und auch einen neuen Namen für das Schulprojekt Eppinghofen zu finden.
Zur Zukunftsschule haben die evangelische Johanniskirchengemeinde und die Katholische Gemeinde St. Engelbert eine Resolution verfasst. Hier Auszüge daraus:
Bildung ist im ressourcenarmen Deutschland überlebenswichtig. Deshalb müssen Kinder gerade in Stadtteilen mit bildungsferner Bevölkerung besonders gefördert werden. Migrationsprobleme sind offensichtlich und in aller Munde. Nur durch verstärkte Bemühungen in der Bildung können wir hier vorankommen. Deshalb braucht es gerade in Eppinghofen die Umsetzung innovativer Konzepte. Eine ambitionierte Zukunftsschule wäre ein vielschichtiges Bildungs- und Sozialzentrum für einen von der Politik schwer vernachlässigten Stadtteil geworden. Wer Schüler fördern will, muss auch ihre Familien und ihr soziales Umfeld fördern. Das breitgefächerte Beratungskonzept der Zukunftsschule wäre für sozial schwache Familien und für Familien mit Migrationshintergrund -und damit für den gesamten Stadtteil- ein Segen gewesen! Ein Aus für das Schul- und Sozialzentrum an der Bruchstraße drängt den Stadtteil noch mehr ins Abseits. Dem werden wir nicht tatenlos zusehen. Wem sollen wir in Zukunft die markigen Sprüche zur Bildung noch glauben, wenn auch die 8,5 Millionen Euro, die in Eppinghofen schon jetzt eingespart wurden, nun anderen Stadtteilen zu Gute kommen sollen? Das ist eine Frage der Ehrlichkeit und Gerechtigkeit. Darum fordern wir von den Politikern: Keine destruktiven pateipolitischen Machtspiele in Eppinghofen! Lösen Sie gegebene Versprechen ein und geben Sie die bereits eingesparten Gelder für die Zukunftsschule frei!
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.