Großdemonstration vor Uranfabrik - Greenpeace protestiert in Gronau

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Am ersten Jahrestag der Atomkatastrophe von Fukushima demonstrierten vor der Uranfabrik in Gronau mehrere tausend Atomkraftgegner, darunter auch Aktivisten von Greenpeace Essen. In Gronau wird Uranbrennstoff für rund zehn Prozent alle Atomkraftwerke weltweit produziert. Damit ist die Anlage ein zentraler Bestandteil der Atomwirtschaft.

Die Risiken und Folgen von Atomkraftwerken werden bis heute systematisch klein gerechnet. Dadurch wird der Bevölkerung ein viel kleineres „Restrisiko“ suggeriert als es der Wahrheit entspricht. Wie gefährlich Atomkraftwerke wirklich sind, zeigte sich bereits bei den GAUs in Harrisburg und Tschernobyl. Die einzig richtige Konsequenz wurde daraus aber nicht gezogen. Weiterhin wird das Märchen vom sicheren Betrieb von Atomkraftwerken als „billige“ Form der Stromproduktion verbreitet.
Der dreifache GAU in Fukushima ist keineswegs eine Naturkatastrophe, sondern eine von Menschen aufgrund von Fehleinschätzungen provozierte. Das Wissen um die Gefahr durch einen Tsunami wurde einfach ignoriert. Menschliches Versagen ist in den Berechnungen zum sog. Restrisiko generell nur in geringem Umfang einkalkuliert. Doch gerade der Faktor Mensch sorgt dafür, dass ein Atomkraftwerk niemals sicher zu betreiben ist. Die Bevölkerung in Japan hat nun die schrecklichen Folgen der Fehleinschätzung zu tragen.

Auch ein Jahr nach dem Beginn der Katastrophe gibt es weit über das Stadtgebiet von Fukushima City verstreut noch Stellen mit tausendfach erhöhter Strahlung. Die Bevölkerung wird mit der Gefahr allein gelassen. Sogar Schwangere und Kinder müssen mit dieser viel zu hohen Strahlendosis leben. Der Kernphysiker und Greenpeace-Experte Heinz Smital misst derzeit die Radioaktivität in Fukushima und zeigt sich über die skandalösen Verhältnisse vor Ort schockiert. Teilweise liegen außerhalb der Sperrzone die gemessenen Strahlenwerte um das Tausendfache über der ursprünglichen natürlichen Strahlung. An mehreren Stellen der Stadt und im Vorort Watari fand das Greenpeace-Team hohe Konzentrationen von Cäsium 137. Mit einer Halbwertzeit von 30 Jahren gehen von der Strahlung noch für viele Jahrzehnte hohe Gefahren aus.
Die Auswirkungen eines erneuten Erdbebens in Fukushima könnte die Situation dramatisch verschärfen. Da die Reaktorgebäude nicht stabil sind, könnten dann Lagerbecken mit Brennstäben trocken fallen. Die Auswirkungen wären katastrophal.

In Japan sind derzeit nur noch 2 von 54 Atomkraftwerke am Netz.
Obwohl die Lage in Fukushima noch hochbrisant ist, hält die japanische Regierung an der Atomkraft fest. Doch nicht nur die japanische Regierung. Auch die Bundesregierung vollzieht die Abkehr von der Atomkraft nur halbherzig: Das in Brasilien geplante Atomkraftwerk Angra 3 wurde aufgrund einer fehlerhaften und unvollständigen Sicherheitsanalyse genehmigt. Dies belegt eine aktuelle Studie von Greenpeace und Urgewald. U.a. wurden bekannte Risiken wie Erdrutsche und Flugzeugabstürze nicht oder nur unzureichend für die Sicherheitsanalyse herangezogen.

Die schwarz-gelbe Bundesregierung will dennoch in den kommenden Wochen eine Bürgschaft in Höhe von 1,3 Milliarden Euro bewilligen, mit der die Fertigstellung von Angra 3 garantiert werden soll.
„Das Atomkraftwerk Angra 3 darf nicht weiter gebaut werden. Die Gefahr für die Menschen und die Umwelt in Brasilien und darüber hinaus ist viel zu groß“, sagt Björn Ahaus, Energie-Experte von Greenpeace Essen. „Die Bürgschaft des Bundes darf nicht gegeben werden“, fordert Ahaus.

„In Fukushima haben falsche Annahmen und ein ungeeigneter Standort zur Katastrophe beigetragen. Genau dies gilt auch für Angra 3, verschärft durch eine veraltete Technik“, kritisiert Björn Ahaus die Pläne der Bundesregierung, in Brasilien ein Atomprojekt und fördern, was in Europa niemals genehmigt würde.

Die Genehmigung für den Bau von Angra 3 erteilte die brasilianische Militärregierung im Jahr 1975. Der Bau des Atomkraftwerkes wurde 1984 begonnen und zwei Jahre später wegen finanzieller Probleme wieder eingestellt. Seitdem werden die meisten Komponenten des Reaktors vor Ort gelagert.

Autor:

Stefan Bluemer aus Mülheim an der Ruhr

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