Greenpeace stark bei Menschenkette vertreten
Hand in Hand mit Anwohnern demonstrierten Aktivisten von Greenpeace Mülheim-Oberhausen am Atomkraftwerk Neckarwestheim gegen die schwarz-gelbe Atompolitik.
Aktueller kann ein Anlass für eine Großdemonstration kaum sein. Während im japanischen Fukushima nach dem Erdbeben offenbar eine Kernschmelze abläuft und es somit zum GAU kommt, demonstrierten heute mehr als 60.000 Menschen mit einer Menschenkette gegen die Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken in Deutschland. Hand in Hand standen zwischen dem Atomkraftwerk Neckarwestheim und der Staatskanzlei in Stuttgart auf einer Strecke von rund 45 Kilometern auch zahlreiche Aktivisten von Greenpeace, darunter 10 aus Mülheim-Oberhausen.
Bei einer Kernschmelze können große Mengen radioaktiver Strahlen in die Umwelt gelangen und riesige Landstriche unbewohnbar werden, tausende Menschen verstrahlt und getötet werden. Knapp 25 Jahre nach dem Reaktorunglück in Tschernobyl leben auch wir in Deutschland weiter mit der ständigen Gefahr eines GAUs, weil viele unserer alten Atommeiler gravierende Sicherheitsmängel aufweisen und teilweise schon dem Aufprall eines kleinen Sportflugzeugs nicht standhalten können.
Insgesamt waren fast 50 Greenpeace-Aktivisten aus dem Ruhrgebiet nach Baden-Württemberg gefahren. Greenpeace protestierte so gegen die rückwärts gewandte Atompolitik der schwarz-gelben Regierungen in Berlin und Stuttgart, die jegliche Nachhaltigkeit in der Energieversorgung des Landes und auch die Sicherheit der Bevölkerung vernachlässigt. Ministerpräsident Mappus gehört zu den Befürwortern der gefährlichen Atompolitik und hatte eine noch umfangreichere Verlängerung der Laufzeiten für Atomkraftwerke gefordert.
„In Baden-Württemberg kommt zudem eine besondere Brisanz in die Entscheidung der Regierung, weil das AKW Neckarwestheim 1 zu den ältesten und riskantesten deutschen Meilern gehört“, macht Thorsten Unterhuber von Greenpeace Mülheim-Oberhausen klar. „Neckarwestheim steht ebenfalls in einer erdbebengefährdeten Region“, ergänzt er. Um die Restlaufzeit entgegen des Sinnes der Gesetze zu strecken, sei von EnBW mit längeren Wartungs- und Nachrüstungsphasen sowie reduziertem Leistungsbetrieb gearbeitet worden, so Unterhuber weiter.
Greenpeace reichte am 11.März gemeinsam mit einer Anwohnerin beim Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg in Mannheim Klage gegen den Weiterbetrieb des Atomreaktors Neckarwestheim 1 ein. Nach Ansicht der unabhängigen Umweltschutzorganisation läuft der Reaktor seit dem 10. Januar 2011 ohne gültige Betriebsgenehmigung, da diese nach dem Atomgesetz aus dem Jahr 2002 bereits erloschen ist. Neckarwestheim 1 hat im Januar eine Laufzeitverlängerung von acht Jahren erhalten, die aber nach Auffassung von Greenpeace verfassungswidrig ist. Neue Ausbreitungsrechnungen, die Greenpeace im Internet veröffentlicht, belegen die verheerenden Folgen, die ein schwerer Reaktorunfall im AKW Neckarwestheim für Baden-Württemberg hätte.
Nach Erkenntnissen der Internationalen Länderkommission Kerntechnik (ILK) schon aus dem Jahr 2002 gehört Neckarwestheim zu den Atomkraftwerken, bei denen bei einem Aufprall auf das Reaktorgebäude mit schweren oder gar katastrophalen Freisetzungen radioaktiver Stoffe zu rechnen ist. Eine bauliche Ertüchtigung der Reaktorgebäude sei aus technischen und wirtschaftlichen Gründen nicht machbar bzw. nicht sinnvoll.
Die ILK wurde 1999 von Baden-Württemberg, Bayern und Hessen gegründet. Sie hatte den Auftrag, Gutachten zu kerntechnischen Fragen für die Länder zu erstellen. Das Gremium ist mit hochkarätigen Kernkraftexperten besetzt und gilt als wenig atomkritisch.
Schon lange fordert Greenpeace, dass die sieben besonders gefährlichen Atomkraftwerke in Deutschland umgehend vom Netz genommen werden müssen. Die Stromversorgung in Deutschland wäre durch eine solche Schutzmaßnahme nicht gefährdet. Das Energiekonzept Plan B belegt, dass ein schneller Atomausstieg möglich ist. Plan B wurde von einem renommierten Energieinstitut für Greenpeace erarbeitet.
Autor:Stefan Bluemer aus Mülheim an der Ruhr |
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