Gesamtschule schlägt Alarm - Thema im Hauptausschuss
Eigentlich hätte das brisante Thema gar nicht in den Hauptausschuss gehört. Doch Oberbürgermeister Ulrich Scholten sah die Pflicht, auf die hohe Aufmerksamkeit bei den betroffenen Bürgern zu reagieren. Die Tribüne war gut gefüllt, zusätzliche Stühle wurden herbeigeschleppt.
Doch so weit wie Lothar Reinhard von MBI mochte das Stadtoberhaupt nicht gehen. Ein Rederecht der in großer Zahl anwesenden Eltern sei nun wirklich nicht mit der Geschäftsordnung zu vereinbaren. Aber um die Schärfe heraus zu nehmen, könne man „abseits vom eigentlich gültigen Prozedere“ dem Sozialdezernenten erklärende Hinweise geben lassen. Aber grundsätzlich gehöre eine breite Diskussion, auch mit Eltern, in den Bildungsausschuss: „Dort sitzen die Fachleute.“
Alarm geschlagen
Die Schulpflegschaft der Gustav-Heinemann-Gesamtschule (GHS) hatte Alarm geschlagen. An der größten Schule in Mülheim sei es zu erheblichen Problemen gekommen. Überfüllte Klassen mit 32 Schülern, massiver Unterrichtsausfall, dazu noch körperliche Gewalt, die sich auch gegen Lehrer richte. Immer mehr Seiteneinsteiger würden der Schule „aufs Auge gedrückt“. Das müsse ein Ende haben. In einer Bürgereingabe wurden Raumprobleme, spürbarer Lehrermangel und disziplinarische Probleme beklagt. Es sei sogar schon Strafanzeigen gekommen. Die Eltern forderten, die Zuweisung von weiteren Seiteneinsteigern sofort zu stoppen. Denn ihre Verteilung erfolge in Mülheim nicht nach der gesetzlichen Grundlage. Auch vom Berufskolleg Lehnerstraße kamen ähnlich ausgerichtete Beschwerden.
Zu Lasten des Schulfriedens
Die Fraktion des Bürgerlichen Aufbruchs beantragte daraufhin, einen Runden Tisch mit Elternvertretern, Lehrkräften, Politik und Verwaltung einzusetzen, um gemeinsam Lösungsansätze zu finden. Jochen Hartmann betonte: „Die Integration von Seiteneinsteigern darf nicht zu Lasten des Schulfriedens gehen.“ Tim Giesbert von den Grünen verwies auf die ungewöhnlich vielen Zuschauer und bat darum, den betreffenden Punkt der Tagesordnung vorzuziehen. Dem wurde mit einer Stellungnahme des Sozialdezernenten Ulrich Ernst entsprochen, die Anträge danach abgelehnt oder zurückgezogen. Der fürs Schulwesen zuständige Dezernent erklärte, die beschworene Dringlichkeit sei nicht gegeben. Am 13. März sei in der Tat eine weitere Gruppe mit Flüchtlingskindern angekündigt worden. Doch bereits am 17. März habe die zuständige Regionalkonferenz mit oberer und unterer Schulaufsicht sowie Mülheim als Schulträger dies verschoben: „Bis zu den Sommerferien werden keine weitere Zuweisungen an die GHS erfolgen.“ Die am 20. März formulierte Elterneingabe habe aber genau dies als Kernpunkt enthalten: „Diese Forderung war bereits drei Tage vorher erfüllt!“
Am 5. Mai im Bildungsausschuss
Auch sei die Verteilung gewiss keine Willkür, unterliege einem geordneten Verfahren. Immer ein Abwägungsprozess, da könne es nicht wirklich „gerecht“ zugehen. Es gebe einen Arbeitskreis, der sich speziell mit Seiteneinsteigern befasse. Man brauche keinen eigenen Runden Tisch, in jeder Bildungsausschuss-Sitzung werde umfassend und transparent informiert. So könne das Thema dort am 5. Mai ausführlich besprochen werden. Ob die Eltern diese „öffentliche Sitzung“ auch besuchen werden? Fraglich, denn sie zogen eher frustriert als beruhigt von dannen.
Eine Frage sei noch offen, stellte Ernst fest: „Gewalt ist an keiner Schule akzeptabel. Wir können aber nur reagieren, wenn man mit uns spricht. Unschön, dass wir über die Presse davon erfahren mussten. Wir werden mit der Schulleitung jedem Vorfall nachgehen, das ist unser eigenstes Interesse. Da braucht uns keiner zum Jagen zu tragen!“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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