Was trieb Alexander Kocks zum BAMH und wieder raus?
Gerade erst angefangen

Alexander Kocks war nur wenige Wochen lang Vorsitzender der Wählergemeinschaft Bürgerlicher Aufbruch Mülheim. 
Foto: Henschke
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  • Alexander Kocks war nur wenige Wochen lang Vorsitzender der Wählergemeinschaft Bürgerlicher Aufbruch Mülheim.
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Plötzlich war Alexander Kocks Kopf einer Protestbewegung. Der 42-Jährige erinnert sich an die Phase vor gut drei Jahren, als er Großdemos organisierte, im Stadtrat Rederecht bekam, als Oberbürgermeister und Stadtkämmerer das Gespräch suchten.

Nun ließ eine dürre Erklärung aufhorchen: „Alexander Kocks trat als Vorsitzender der Wählergemeinschaft BAMH zurück und erklärte gleichzeitig seinen Austritt. Er begründet diesen Schritt mit unüberwindbaren Differenzen.“ Kocks betont, dass er nicht der Typ sei, der dreckige Wäsche wasche. Und doch: „Ich brauche keine Messer im Rücken. Da bin ich voll beim Andy Brings, der im OB-Wahlkampf mehr Liebe in der Politik gefordert hat. Aber das wird in Mülheim wohl sehr schwer.“ Da ist jemand ernüchtert über das Politikgeschäft an sich und menschlich enttäuscht von vermeintlichen Mitstreitern.

Wie alles begann: Der alleinerziehende Vater hatte 2015 anlässlich des Kita-Streiks Elternproteste organisiert, mit der Gruppe „Elternstreik Mülheim“ eine große Demo im Rathaus durchgeführt. Mit Trillerpfeifen und eigentlich nicht zu überhören. Doch die Oberbürgermeisterin hatte keine Zeit für ihn: „Frau Mühlenfeld hat nur kurz zugehört und mich stehen lassen.“ 2019 ging Kocks wieder auf die Barrikaden. Grund dafür war eine satte Erhöhung der Grundsteuern. Was für Kocks mit seiner Eigentumswohnung natürlich nicht existenzbedrohend war. Aber es löste etwas aus im Styrumer: „Im Grunde wollte ich nur meiner Tochter Loreley zeigen, dass man sich nicht alles gefallen lassen kann.“ Kocks organisierte mit der Gruppe „AufRuhr“ eine große Demo vor dem Rathaus: „Wir hatten vielleicht mit 200 Menschen gerechnet, plötzlich waren da 700 oder mehr. Als ich dann auf der Bühne stand, habe ich gezittert. Doch das legte sich schnell und wurde eine der besten Erfahrungen in meinem Leben. Das hat mir Selbstvertrauen gegeben.“

Sparfüchse 4330

Alexander Kocks arbeitet als Prozessmanager bei einer großen Genossenschaftsbank. Der Handelsfachwirt sammelte mit dem Forum „Sparfüchse 4330“ Sparvorschläge der Bürger für den Mülheimer Haushalt. Am Ende nahm die Verwaltung 29 Vorschläge in die Mangel und bügelte das meiste ab. Frust? Schon, aber Kocks hat überraschendes Lob parat für den Kämmerer: „Wir haben jede unserer Fragen beantwortet bekommen. Herr Mendack hat uns gedankt für unser Engagement. Der Haushalt hatte locker tausend Seiten. Aber wir haben uns da durchgebissen.“ Frank Mendack schrieb den Sparfüchsen eine Mail und endete mit dem Satz, dass die politischen Parteien immer auf Suche nach engagiertem Nachwuchs seien.

Eine Gruppe um Kocks beschloss, zukünftig kommunalpolitisch mitzumischen. Die großen Parteien kamen nicht in Frage: „Auch die AfD nicht.“ Nachdem er sich mit Vertretern der kleinen Parteien im Stadtrat ausgetauscht hatte, schloss Kocks sich dem BAMH an. Es folgten Kontroversen über Wahllisten und der rauschende Abgang von Jochen Hartmann, ein harter Wahlkampf, ein ernüchterndes Ergebnis. Dann die Neuaufstellung im Vorstand. Alexander Kocks bemüht maritime Metaphern: „Ich habe der Mannschaft den neuen Kurs präsentiert. Alle schrien Hurra. Da habe ich mich reingehängt, um das Schiff wieder seetüchtig zu machen. Aber nach sechs Wochen stellte sich heraus, dass doch der alte Kurs gehalten werden soll. Und der geht in Richtung Eisberge. Dafür ist mir meine Zeit zu schade. Da bin ich konsequent.“

Typ Schimanski

Manche werfe dem 42-Jährigen Populismus vor: „Ich bin in der Tat eher der Typ Schimanski. Mir fehlen in der Politik die klaren Ansagen.“ Aber da ist mehr. Auf die Frage, wie er denn die neuen Beigeordneten-Stellen einordne, denkt Kocks differenziert: „Ich habe die Hoffnung, dass die Beiden Mülheim nach vorne bringen können. Denn nur die Kompetenz zählt, alles andere spielt keine Rolle.“
Mit Alexander Kocks nur noch auf der Zuschauertribüne? Wohl kaum: „Ich will erst einmal Abstand gewinnen. Aber ich habe gelernt, wie es geht, und wie es nicht geht. Ich habe gerade erst angefangen.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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