Mülheims Stadtdirektor vorzeitig in Ruhestand
Frank Steinfort geht
Oberbürgermeister Marc Buchholz hat Bedauern im Blick: „Frank Steinfort wird zum September hin ausscheiden. hatte mich darum gebeten und ich habe zugestimmt.“ Nach ziemlich genau 23 Jahren im Dienste der Stadt möchte Dr. Frank Steinfort gehen. Die Hälfte der Mülheimer Bevölkerung kennt gar keinen anderen Stadtdirektor.
Der 1957 in Duisburg geborene, promovierte Jurist lebt seit 20 Jahren in Mülheim. Das CDU-Mitglied wirkte hinter den Kulissen, war Ratgeber für alle Seiten, stand notfalls auch in vorderster Front: Flüchtlingskrise, das Hin und Her um Oberbürgermeister Ulrich Scholten, die Corona-Pandemie, die Hochwasserkatastrophe. Man kennt ihn ruhig und unaufgeregt. Doch vor allem die letzten vier Jahre hätten aber gezehrt an seiner Fitness. Das sagt einer, der mit Eintracht Duisburg gerade Deutscher Senioren-Mannschaftsmeister im Florettfechten wurde. Der seine Harley Davidson eintauschte gegen ein schnittigeres BMW-Motorrad.
Erlebt habe er vieles: Neuauszählungen von Stimmen, neun Bürgerbegehren, Kyrill und Ela, die juristische Begleitung von Ruhrbania, das Medienhaus, 23 mal sechs Ratssitzungen, unzählige Hauptausschüsse und vieles mehr. Die knapp 3.000 Beschäftigten der städtischen Verwaltung bekommen einen neuen Personalchef. Der Stellenabbau um 25 Prozent sei eine große Herausforderung gewesen: „Das haben wir loyal mitgemacht, um den Haushalt zu konsolidieren. Aber das war wohl ein bisschen zu viel des Guten. Eine gewisse Korrektur wird nötig sein.“ Steinfort sagt: „Ich habe sehr gerne mit Marc Buchholz zusammengearbeitet.“ Fast erschrickt er über das Finale in dieser Aussage.
Nachfolger gesucht
Nun gehe es an die Suche eines Nachfolgers, so Marc Buchholz. In der Junisitzung des Rates werde ein Ausschreibungstext abgestimmt. Nicht für einen Stadtdirektor, sondern für die Leitung des Dezernates. Der oder die Neue übernehme eine wahre Flut an Aufgaben: Personal und Organisation, Recht, Rechnungsprüfungsamt, Brandschutz, Rettungsdienst, Zivil- und Katastrophenschutz, öffentliche Sicherheit und Ordnung. Allerdings deutet Buchholz an, dass zukünftig das Aufgabenbündel schlanker werden könne durch einen neuen Dezernatszuschnitt. Über die Position des Stadtdirektors müsse gesprochen werden: „Es läuft gut im Verwaltungsvorstand. Wir arbeiten als Team zusammen.“ Auch aus dieser Riege könnte also der neue Stadtdirektor kommen.
Frank Steinfort blickt zurück: „Ich kam als Schwarzer in ein Rotes Rathaus und habe noch die Schreibmaschinen rattern gehört.“ Jetzt gehe Verwaltung in eine digitale Zukunft: „Diesen gewaltigen Schritt werde nicht mehr mit begleiten können. Da hätte ich mir mehr Schwung gewünscht.“ Er habe nie nach Schuldigen gesucht, sondern nach der Lösung: „Aber ich frage Löcher in den Bauch. Daran haben sich meine Amtsleitungen gewöhnt.“ Er sei sozusagen zum Coach seiner Leute geworden. Beachtlich die vielen Frauen in Führungspositionen unter seiner Zuständigkeit: „Für mich hat das Geschlecht nie eine Rolle gespielt.“ Wenn der OB zukünftig seinen Rat einholen wolle, dann gerne. Doch er habe versprochen, keine Leserbriefe zu verfassen: „Ich gehe total in Frieden.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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