Politik
Flüchtlingsunterkünfte sollen für Schulen genutzt werden
Von RuhrText
Zunächst angeschafft und nicht darüber nachgedacht, was später einmal mit den Holzhäusern für die Flüchtlings-Unterbringung geschehen soll? Zuletzt wurde die Stadt dafür stark kritisiert. Die Entscheidung im Jahr 2015 bezeichnet die Verwaltung nun als einzige, weil wirtschaftlichste Möglichkeit, die zugeteilten Flüchtlinge schnell, menschenwürdig und einigermaßen kostengünstig unterzubringen. Mittlerweile sind längst nicht mehr so viele der insgesamt 36 Holzhäuser, die in Wohneinheiten unterteilt sind, vonnöten. Kritiker befürchten, dass viel, nicht eingeplantes Geld in die Hand genommen werden muss, um die Holzhäuser abzubauen und einzulagern. Hohe Beträge machten die Runde. Die Stadt wehrt sich und präsentiert sogar ein Modell, bei dem der Rohbau der Holzhäuser für Erweiterungsbauten an Schulen verwendet werden sollen. Damit spare man an den Baukosten in dem Maße wie der Anschaffungswert der Häuser.
Vor vier Jahren ging es darum, mehr als 2000 Flüchtlinge auf dem Stadtgebiet unterbringen zu müssen. Nachdem zunächst der SWB als strategischer Partner viele Wohnungen zur Verfügung gestellt hatte und vom Land bereits Sporthallen belegt worden waren, musste in Mülheim quai „über Nacht“ eine weitere Lösung her. Die Stadt entschied sich gegen weitere Belegungen von Turnhallen oder Unterbringungen im Zelt, in Traglufthallen oder Wohncontainern, sondern wählte die laut Sozialdezernent Ulrich Ernst „schnellste und kostengünstigte Lösung“. An verschiedenen Standorten wurden Holzhäuser (Fertighäuser) aufgebaut. Ernst: „Damals haben wir eine schnelle und vernünftige Lösung für das Problem gesucht und gefunden. Da ging es nicht um die Nachnutzung, das war kein Entscheidungsaspekt. Aufgrund der Kürze der Zeit wären solche Überlegungen auch nicht möglich gewesen. Wir haben die Holzhäuser nach wirtschaftlichen und zeitlichen Aspekten gewählt, die Brandschutzverordnung ist beachtet worden — und das war’s!“ Kämmerer Frank Mendack bestätigte, dass die Holzhäuser-Variante nach der damaligen Wirtschaftlichkeitsprüfung die kostengünstigste Lösung gewesen sei.
In Mülheims Schulen müssen dringend notwendige Baumaßnahmen oder Erweiterungen durchgeführt werden. Hier soll nun der Rohbau der Holzhäuser zum Einsatz kommen. Entstehen werden Pavillons, die es schon an mehreren Schulen gibt. Ernst: „Wenn man in so einem Pavillon steht, wird man die Holzbauweise überhaupt nicht wahrnehmen.“ Der positive Effekt: Laut den Dezernenten Frank Mendack und Ulrich Ernst sowie Hans-Jürgen Rohkämper, Leiter der Stabsstelle Controlling der Stadt Mülheim, spare man bei den Baumaßnahmen an mehreren Schulen Geld ein. Am Beispiel der Willy-Brandt-Schule heißt es, man spare durch den Einsatz der Holzhäuser 350 000 Euro, die ohnehin in die Hand genommen worden wären, ein. Der Anschaffungswert sei nahezu identisch gewesen.
Pachtvertrag endet
„Durch diese Einsparungen müssen weniger Baumaßnahmen in der Prioritätenliste verschoben werden“, sagt Frank Mendack. Die Politik muss über diese Veränderungen des Investitionsplanes entscheiden. Das Ziel ist, möglichst alle Holzhäuser abzubauen und an anderer Stelle wieder aufzubauen — ohne teure Zwischenlagerung. UIrich Ernst sagt abschließend: „Wir werden nach und nach immer weniger Holzhäuser für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigen. Und nun haben wir sogar die Gelegenheit, diese an anderen Stellen weiter zu nutzen. Ich finde, dass ist eine sehr gute und wirtschaftliche Lösung!“ An einem Standort drängt aber auch die Zeit: Der Pachtvertrag mit dem Grundstückseigentümer an der Holzstraße endet am Ende des Jahres.
Autor:Marcus Lemke aus Mülheim an der Ruhr |
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