Fehlende Ganztagsplätze: Eltern enttäuscht
Sie hatten ihre Hoffnung darauf gesetzt, dass die Politik noch nach anderen Lösungen sucht. Aber auch die sowohl emotionale als auch fordernde Rede von Anja Seidel stellvertretend für alle Eltern der Oemberg- und Schildbergschule, die fürchten, im kommenden Schuljahr keinen Platz für ihr Kind in der Ganztagsbetreuung zu bekommen, fruchtete nicht.
Beide Schulen hatten Bedarf für je eine zusätzliche Gruppe angemeldet. Anja Seidel erinnerte daran, dass Mülheim sich Kinderfreundlichkeit auf die Fahne geschrieben habe. Immer mehr Eltern seien beide berufstätig, die deutsche Rechtsprechung im Falle von Trennung und Unterhalt fordere das gar. Da müsse die Politik für die entsprechenden Rahmenbedingungen sorgen.
Die Vertreter der Fraktionen folgten jedoch einstimmig der Vorlage der Stadt. Vier Gruppen waren beantragt, aber nur Geld für zwei vorhanden. Deshalb favorisierte die Stadt die zwei Gruppen für die Pestalozzi- und die Lierbergschule (wir berichteten).
Die politischen Vertreter äußerten ihr vollstes Verständnis für die Situation der Eltern, erinnerten aber auch daran, dass ihnen finanziell die Hände gebunden seien. Dennoch sehe man, dass der Trend zu einer größeren Betreuungsqote gehe und dass man in den nächsten Jahren weiter ausbauen müsse.
Den Vorwurf, Mülheim sei wohl doch nicht so kinderfreundlich, wie es sich gerne gebe, widersprachen sowohl Fraktionsvertreter als auch Dezernent Ulrich Ernst. Schließlich betreue man mit 2120 Grundschulkindern in 90 OGS-Gruppen 37 Prozent aller Grundschüler im Ganztag. Das seien Zahlen, die andere Städte im Umkreis nicht erreichten. Vor allem wolle man nicht Qualitätseinbußen in der Betreuung hinnehmen. Mülheim hat die Gruppen über den vom Land geforderten Personalschlüssel ausgestattet und bezahlt insgesamt fünf Millionen Euro an freiwilliger Leistung für die OGS-Betreuung.
Die anwesenden Eltern tröstete das wenig, mit Zwischenrufen machten sie ihrem Frust Luft.
Auch der Antrag der CDU, die Verwaltung möge für die betroffenen rund 200 Eltern im Stadtgebiet alternative Betreuungsmöglichkeiten prüfen und sie individuell beraten, sorgte nicht für Beruhigung. Denn wenn die Betreuung nicht in der Schule sei, müssten die Kinder dort ja auch wieder hingebracht und abgeholt werden - in der Zeit, in der die Eltern arbeiten.
„Da müssen junge Familien wohl doch in die Städte ziehen, die ein besseres Angebot haben“, war das Fazit eines wütenden Vaters.
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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