Mülheim sucht Flächen für Kitas
"Es ist und bleibt ein Kraftakt"
Mülheim benötigt weitere Kita-Plätze - Flächen für neue Kitas werden aber knapp 2013 wurde der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz für Kinder ab einem Jahr eingeführt. Eine Herausforderung für die Stadt, auf die der Rat reagierte. Ein Konzept wurde beschlossen, das eine Abdeckung von 45 Prozent bei den U3-Kindern vorsah. Ein Ziel, das man erreicht hat, wie Sozialdezernent Ulrich Ernst betont. Allerdings nur mit Mühe und Not, auch Überbelegungen müssen in Kauf genommen werden.
"Es ist und bleibt ein Kraftakt", gibt Ernst zu. Es sei schon viel geschafft worden, aber es werde immer schwieriger. Es fehlen Flächen für neue Kitas, noch immer sind Plätze knapp. Auch kreative Lösungen sind inzwischen gefragt.
Nicht nur der unerwartete Geburtenanstieg, auch die Flüchtlingswelle 2015 machte es dem Jugendamt schwer, die gesteckten Ziele zu erreichen. So ist scheinbar die Abdeckungsquote in den letzten Jahren gleich geblieben, aber die Zahl der Kinder insgesamt ist deutlich gestiegen.
In den letzten fünf Jahren wurden zwölf neue Kindertagesstätten mit insgesamt 246 U3- und 432 Ü3-Plätzen eingerichtet. "Für jeden neuen Platz für unter Dreijährige werden zwei Plätze für über Dreijährige geschaffen", erklärt Amtsleiterin Lydia Schallwig die Verteilung. Und widerspricht damit dem Eindruck, dass es für Kinder, die erst ab drei Jahren in den Kindergarten gehen sollen, schwieriger ist, einen Platz zu bekommen als für die U3-Kinder.
"Bei Kindern über drei Jahren haben wir für 96,3 Prozent einen Platz", unterstreicht Dezernent Ernst. Das sind Abdeckungsquoten, an die viele Nachbarstädte nicht herankommen. Dennoch: Immer wieder kommt es vor, dass Eltern in der Wunschkita für ihr Kind keinen Platz bekommen, gar mehrere Ablehnungen erhalten. Hier versucht die Stadt, in der Regel mit Erfolg, eine Lösung zu finden. Denn wird es problematisch mit Kita-Plätzen, können Kinder auch zu einer Tagesmutter vermittelt werden.
Hier sind der Stadt nochmal 1200 Plätze gemeldet. Wer eine Kita-Ablehnung bekommt, sollte sich an den Fachbereich in der Stadtverwaltung wenden. Ansprechpartnerin ist Sabine Lomberg, Tel. 455-4543. Immerhin hat es mit diesem Angebot bei der Stadt in den vergangenen Jahren keine Klage von Eltern auf einen Kindergartenplatz gegeben.
Aber der Ausbau muss weiter gehen. Bis 2025, so das erklärte Ziel, sollen Plätze angeboten werden für die Hälfte der Kinder zwischen einem und drei Jahren sowie für 99 Prozent der Kinder ab drei Jahren. Und man geht davon aus, dass sich das Verhalten der Eltern auch weiter verändern wird. Also immer mehr Eltern ihre Kinder schon nach dem ersten Lebensjahr im Kindergarten anmelden. "Leider gehen uns langsam die Flächen aus", beschreibt Ulrich Ernst das größte Problem.
Kreative Lösungen gefragt
Neue Kitas brauchen in der Regel mehrere Jahre, ehe die Planungs- und Baugenehmigungsphase durchlaufen ist. Das Grundstück muss eine Fläche von mindestes 1500 Quadratmetern haben, die Räume eine Größe von mindestens 900 Quadratmetern. "Wir sprechen auch gerne mit privaten Vermietern, wenn diese geeignete Flächen haben", betont Ernst. Ansonsten sei man kreativ. Die Idee, eine Kita auf einen eingeschossigen Supermarkt zu bauen, wurde allerdings wieder verworfen. Zu groß waren die statischen und logistischen Probleme. Weitere Ansätze sind Kitas auf Parkhäusern oder in entweihten Gotteshäusern. "Wir führen Gespräche in einige Richtungen, in den nächsten Monaten werden wir mehr wissen", hält sich Ernst aber noch bedeckt.
Besonders hoch ist der Bedarf noch in Heißen. Aber hier gibt es bei vielen Flächen wie dem Sportplatz Amundsenweg eine Bergbauproblematik, die nicht zu lösen ist. Auch in der Innenstadt werden weiterhin mehr Kitas benötigt. In Dümpten ist der Bedarf hoch, aber hier sind bereits zwei Einrichtungen in Planung. Bei den Trägern ist die Landschaft vielfältiger geworden. Neben der Stadt, die nur noch 37 der 87 Kitas betreibt, sind das die Kirchen, Elterninitiativen, das DRK oder auswärtige wie die Kinderzentren Kunterbunt oder die Graf-Recke-Stiftung.
Als Interimstandorte schlägt die Verwaltung der Politik vor, an der Oberheidstraße und am Klöttschen in inzwischen leerstehenden Flüchtlingsholzhäusern zwei Kitas einzurichten. Das wäre mit relativ geringem finanziellen Aufwand möglich.
Kitas in Planung
>>Ausgeschrieben ist eine Kita am Wenderfeld, dort haben sich sechs Investoren mit einem pädagogischen Konzept und einem Träger beworben. Eröffnung geplant 2020/2021.
>>Die sechsgruppige Kita an der Bruchstraße neben der Grundschule startet im Mai
>>SWB baut an der Barbarastraße eine fünfgruppige Kita. Eröffnung soll im Frühjahr 2020 sein
>>An der Raadter Straße, wo es bis vor wenigen Jahren eine zweigruppige Einrichtung gab, eröffnet 2020 eine Kita mit vier Gruppen
>>Zwei Waldkitas können starten, sobald die Genehmigungen für die Schutzräume erteilt sind
>>2021 will die Stadt eine Kita in Speldorf an der Teutonenstraße und eine Kita am Papenbusch eröffnen, jeweils mit fünf Gruppen.
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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