Informationsveranstaltung in der Gesamtschule Saarn zum VHS-Wirtschaftlichkeitsgutachten
„Es geht hier nicht um Meinungsmache“

Was wird aus dem VHS-Gebäude an der Bergstraße? Mittlerweile sitzt die VHS in der Aktienstraße. | Foto: PR-Foto Köhring/SM
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  • Was wird aus dem VHS-Gebäude an der Bergstraße? Mittlerweile sitzt die VHS in der Aktienstraße.
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Der Bürgerentscheid ist für den 6. Oktober terminiert. Es geht um die Frage, ob die Heinrich-Thöne-Volkshochschule in der MüGa im Besitz der Stadt Mülheim bleiben und der VHS-Betrieb dort wieder aufgenommen werden soll.

Nun lud die Stadt ein zu einer Informationsveranstaltung. Das Forum der Gesamtschule Saarn war bis zum letzten Platz gefüllt und Schulleiterin Claudia Büllesbach verwies auf den bedauerlichen Zustand der Gebäude. Die herunter gerissenen Deckenabhängungen bedeuten einen belastendenden Geräuschpegel für Schüler und Lehrer. Fassade, Inneneinrichtung und Technik sollen rundum erneuert werden und ein Neubau das marode Nebengebäude ersetzen. Doch die fällige Sanierung droht sich zu verzögern, wurde auch durch einen verheerenden Brand vor zwei Jahren zurück geworfen. Dazu fiel Frank Kaldewei als Sprecher der Gutachter spontan ein: „Als wir das Gebäude betreten haben, wussten wir sofort, was hier los ist.“

Eine zweite Expertenmeinung?

Zunächst begrüßte Oberbürgermeister Ulrich Scholten die so zahlreich erschienen Bürger: „Es geht hier nicht um Meinungsmache. Vielmehr ist die Stunde der Gutachter und des sachlichen Austausches.“ Vor Ort waren viele Freunde der VHS in der MüGa, aber auch Kämpfer für ein neues Friedrich-Wennmann-Bad und natürlich Vertreter der Gesamtschule Saarn. Denn nicht nur ging es um die Beantwortung von technischen Fragen durch ein stattliches Aufgebot an Gutachtern. Sie hatten für die Zukunft der VHS aus wirtschaftlicher Sicht die weitere Anmietung des ehemaligen AEG-Gebäudes an der Aktienstraße empfohlen. Das stieß auf Widerstände, doch die Zahlen des Gutachtens wurden kaum in Frage gestellt, jedoch eine zweite Expertenmeinung gefordert, wie sie der VHS-Architekt Dietmar Teich kostenfrei angeboten hatte. Vor allem aber schwebte im bald recht stickigen Raum eine Frage: Kommt es durch den Bürgerentscheid zu erbitterten Verteilungskämpfen in Mülheim? Stehen sich hier Bevölkerungsgruppen mit unterschiedlichen, teils gegenläufigen Interessen gegenüber? Vorsorglich hatte die Bürgerinitiative „Erhalt unserer VHS in der MüGa“ erklärt, sie erhebe nicht den Anspruch, ihr Anliegen rücksichtslos zu verwirklichen: „Dort wo es dringlich ist, wie beim Brandschutz, muss gehandelt werden.“

Junge Menschen als Verlierer?

Eine lange Liste von allesamt dringlichen Investitionsmaßnahmen wurde durch die Mülheimer Politik priorisiert: Sanierung, Modernisierung, Aus- und Neubau von Schulen, Sporthallen, Schwimmbädern. Käme dort nun eine Sanierung der VHS an der Bergstraße hinzu, müssten andere Maßnahmen später erfolgen. Das bereitet den Menschen große Sorge. So stellte eine Saarner Schülerin mit bebender Stimme klar: „Wir leben hier in einem Zustand, der unzumutbar ist. Wir haben ein verdammtes Recht auf Bildung.“ Als stellvertretender Leiter der Gesamtschule Saarn fand Michael Rölver ebenso deutliche Worte: „Die Sanierung unserer Schule wird nach hinten geschoben. Wir haben über 1.000 Schüler. Die kommen in eine Schule, die menschenunwürdig ist. Bedenken sie bei ihrer Entscheidung, dass es viele junge Menschen als Verlierer geben wird.“ Bildungsdezernent Marc Buchholz zeigte sich geschockt: „Erschreckende Eindrücke von der Schule hier nehme ich mit. Doch gibt es einen Plan, der durchterminiert ist. Die jährlich 15 Millionen Euro an Investitionsrahmen haben wir uns nicht ausgedacht, die Zahlen stammen von der Kommunalaufsicht. Die sind für die nächsten fünf Jahre verplant. So kommt es, dass ihre Schule wohl erst 2023 fertig wird.“ Und Kämmerer Frank Mendack ergänzte: „Jede Vision einer neu gedachten Bildungslandschaft scheitert an der finanziellen Situation der Stadt.“

Eine Sanierung in Etappen?

Doch auch die 2015 von den fünf größten Mülheimer Schwimmvereinen gegründete SWiMH gGmbh meldete sich zu Wort. Sie betreibt Südbad und Hallenbad Nord sowie das Rembergbad, seit Januar auch das Friedrich-Wennmann-Bad. Geschäftsführer Andreas Wildoer mahnte: „Was hier noch an Schulschwimmen stattfindet, ist grenzwertig. 2016 wurde der Neubau beschlossen mit einem Kostenvolumen von 16 Millionen Euro. Es sind bereits Sondierungsbohrungen unternommen worden. Nun passiert nichts? Wissen Sie, wie man sich da fühlt? Das Kind liegt längst im Brunnen. Ich hoffe, es ertrinkt nicht!“ Nach zweieinhalbstündiger Diskussion wurde immer deutlicher, was eine ganz zentrale Frage der Mülheimer Bürgerschaft ist: Wie kann man trotz VHS-Sanierung die finanziellen Mittel freischaufeln für Projekte wie zum Beispiel den Neubau des Friedrich-Wennmann-Bades und die Sanierung des Schulzentrums Saarn? Könnte nicht an der Bergstraße bei laufendem Betrieb saniert werden und dies in mehreren Etappen? Die sibyllinische Antwort von Frank Kaldewei: „Das kann man. Ich rate Ihnen aber von solchen Schritten ab. Sie fahren wirtschaftlich sinnvoller mit einem Gesamtpaket. Es ist keine Schande, wenn nach 40 Jahren eine Kernsanierung ansteht.“ Das rief den Bildungsdezernenten Marc Buchholz auf den Plan: „Wenn der Bürgerentscheid kommt, müsste die Politik über das weitere Vorgehen entscheiden.“ Und Frank Mendack blieb dabei: „Ich habe überhaupt kein Problem mit der VHS an der Bergstraße. Doch dann müssten wir andere Maßnahmen schieben.“

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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