Entscheidung zu "InnovationCity" naht
Mülheim möchte gerne die ökologische Vorzeigestadt im Ruhrgebiet werden. Immerhin hat es die Ruhrstadt unter die besten Fünf im Wettbewerb „InnovationCity“ gebracht, den der Initiativ-Kreis Ruhr ausgeschrieben hat. Am Freitag, 29. Oktober, wird das Konzept den Bürgern präsentiert.
Von 11 bis 15 Uhr gibt es viele Informationen rund um „InnovationCity“, dem Mülheimer Konzept und den weiteren vier Bewerbungen, die es ins Finale geschafft haben. Auf dem Kurt-Schumacher-Platz steht ein Informationscontainer des Initiativkreises, in dem sich Interessenten anhand von Videos, Schaubildern und Broschüren mit den Themen Klimawandel und Stadterneuerung vertraut machen können. Im Forum gibt es eine kurzweilige Show mit Interviews, Podiumsdiskussion und einer kreativen Ecke.
In einer Woche weiß Helga Sander, Dezernentin für Umwelt, Bauen und Wohnen, ob sich drei Monate harte Arbeit ausgezeichnet haben. Dann wird die Entscheidung einer 13-köpfigen Jury aus unabhängigen Wissenschaftlern und Experten verkündet, welche der fünf Finalisten „InnovationCity“ wird. Mülheim rechnet sich gute Chance aus.
Die Anforderungen an die 60-seitige Bewerbung waren streng und bis ins Detail vorgegeben. „Aber“, so Helga Sander, „wir haben uns strikt daran gehalten, so schwer es auch gefallen ist, sich kurz zu fassen“. Ein Schwerpunkt liegt bei der energetischen Sanierung von Gebäuden in dem Projektgebiet, das die Stadtteile Broich, Altstadt, Innenstadt, Eppinghofen, Winkhausen, Dümpten und Styrum umfasst. „Hier haben wir ein typisches Stück Ruhrgebiet mit Wohnen und Industrie, das dicht besiedelt ist“, erklärt Sander. Das Gebiet wurde in sechs verschiedene Quartiere eingeteilt, je nach Zustand der Gebäude. So gibt es Bereiche mit sehr hohem Sanierungs- und damit Beratungsbedarf bei den Eigentümern, während in anderen Quartieren die langfristige Sicherung des Bestandes gefragt ist.
Innerhalb von zehn Jahren soll die Modellstadt unter anderem den Ausstoß von CO2 deutlich mindern. „Aufgrund der zahlreichen Daten, die wir für die Bewerbung erheben mussten, konnten wir ganz realistisch ausrechnen, dass wir mit den geplanten Maßnahmen 42 Prozent CO2 einsparen können“, nennt Sander das ehrgeizige Ziel. Dafür muss man aber die Bewohner überzeugen, Eigenmittel für die Sanierung ihrer Häuser zu investieren. So sollen fünf Beratungszentren eingerichtet werden sowie bei verschiedenen Veranstaltungen informiert werden. Befürchtungen, dass die Mieten deutlich ansteigen könnten, hat Dezernatsreferent Klaus Beisiegel nicht. „Die Wohnungsbaugesellschaft swb hat in Saarn begonnen, ihren Bestand energetisch zu sanieren. Hier sind die Mieten durch eingesparte Nebenkosten nur um rund 20 Cent pro Quadratmeter gestiegen.“ Ein weiterer Schwerpunkt ist die Energieerzeugung. Hier setzt die Stadt auf Mini-Blockheizkraftwerke und Photovoltaik.
Eine Sonderstellung nimmt der Industriepark Mannesmann ein. Die Produktion erzeugt fast so viel CO2 wie das restliche Projektgebiet. Hier soll ein Forschungsprojekt ins Leben gerufen werden, das eine Lösung entwickeln soll, wie die gigantische Menge produzierte Wärme durch die Abwässerkanäle in den anderen Stadtteilen genutzt werden kann. Nicht zu kurz kommen soll die Freiraumentwicklung. Geplant ist unter anderem, den Horbach offen zu legen und der Ruhr zuzuführen.
Hintergrund: Blauer Himmel, grüne Stadt - unter diesem Motto hat der Initiativkreis Ruhr einen Wettbewerb für die Klimastadt der Zukunft ins Leben gerufen. Fünf von 16 Städten haben das Finale erreicht: Bochum, Bottrop, Essen, Mülheim und Gelsenkirchen/Herten. Eine Fachjury entscheidet bis zum 4. November, welche Stadt „InnovationCity“ wird und in den nächsten zehn Jahren mit Fördergeldern und privaten Investitionen in Höhe von zwei Milliarden Euro energetisch saniert wird. Gesucht wird eine Modellstadt, die Vorreiter für die Erneuerung des gesamten Ruhrgebiets wird.
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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