Geschäftsführer Uwe Bonan verlässt die Ruhrbahn
Endhaltestelle erreicht
Dürrer hätte die Pressemitteilung kaum ausfallen können: „Uwe Bonan, Geschäftsführer der Ruhrbahn GmbH, wird am 15. Juni 2021 sein Amt als Geschäftsführer niederlegen. Herr Bonan nennt hierfür persönliche Gründe.“
Dahinter öffnet sich jedoch ein weites Feld voller Mutmaßungen und Fallstricke. Schnell meldete sich auch die Politik zu Wort, speziell aus Mülheim kamen Vorschläge, wie mit der neuen Situation umzugehen sei. Denn die Ruhrbahn hat Probleme, auch weil die Pandemie für einen erheblichen Rückgang der Fahrgastzahlen sorgt.
Aufhebungsvertrag
Was war geschehen? Beim Grund für den plötzlichen Abgang des 57-Jährigen soll es sich um eine interne Verfehlung handeln. Laut gemeinhin verlässlicher Quellen soll ein kompromittierendes Foto aus Versehen in einer Ruhrbahn-internen WhatsApp-Gruppe gelandet sein. Nichts Genaues weiß die Öffentlichkeit, es spielt mittlerweile auch keine Rolle mehr. Denn was auch immer der Stein des Anstoßes war, die Ruhrbahn ist eines ihrer beiden Geschäftsführer verlustig gegangen. Wird der verbleibende Michael Feller es nun allein richten? Sein Vertrag war kürzlich genauso verlängert worden wie der von Uwe Bonan. Der Ruhrbahn-Aufsichtsrat rund um den Vorsitzenden Ulrich Beul (CDU) stimmte am Dienstag in einer Sondersitzung im Hotel Bredeney dem Aufhebungsvertrag zu. Formell beendet werden soll das Arbeitsverhältnis offenbar im Februar 2022, bis dahin fließen Bezüge.
Die Vergütungen der beiden Ruhrbahn-Geschäftsführer werden aus den städtischen Beteiligungsberichten für das Jahr 2019 ersichtlich. Uwe Bonan und Michael Feller erhielten ein Grundgehalt von 200.000 Euro, dazu wurden ihnen Dienstwagen zugestanden, die mit 16.530 (Bonan) und 10.430,40 Euro (Feller) als geldwerter Vorteil angesetzt wurden. Obendrauf gab es erfolgsbezogene Tantiemen in Höhe von je 52.200 Euro. Dazu noch „Sachleistungen“ von je 411,98 Euro.
Zusätzlich stellte die Ruhrbahn Summen von 167.802,05 (Bonan) und 135.961,12 Euro (Feller) zurück für die Altersvorsorge. Michael Feller ist übrigens auch noch Geschäftsführer der Bochumer Otto Lingner Verkehrs-GmbH, an der Ruhrbahn und BoGeStra jeweils zu 50 Prozent beteiligt sind. Hierfür erhielt Feller 10.800 Euro.
Geflecht der Beteiligungen
Die Ruhrbahn hat mehrere Eigentümer: Da wäre zunächst die Stadt Essen, die 5,77 % direkt hält und weitere 69,23 % über ihre Tochter, die Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft mbH. Geschäftsführer der EVV sind Stadtkämmerer Gerhard Grabenkamp (CDU) und Stadtwerke-Vorstand Lars-Martin Klieve (CDU), die 12.000 bzw. 24.000 Euro erhalten. Der Aufsichtsratsvorsitzende heißt Thomas Kufen. 25 Prozent hält die in „Ruhrbahn Mülheim GmbH“ umbenannte Mülheimer Verkehrsgesellschaft, deren Geschäftsführer Dr. Hendrik Dönnebrink keine Vergütung erhält.
Am 14. Juli 2017 unterzeichneten der damalige Mülheimer Oberbürgermeister Ulrich Scholten (SPD) und der Essener OB Thomas Kufen (CDU) die Verträge, kurz darauf trat die Fusion von EVAG und MVG in Kraft. Die Ausgangslage der gemeinsamen Verkehrsgesellschaft ist mit „schwierig“ noch diplomatisch umschrieben: Während Mülheim beim defizitären ÖPNV sparen möchte, will Essen ihn noch ausbauen.
Zudem war der ehemalige Stadtkämmerer Bonan der „Mülheimer“ Geschäftsführer, während Feller der „Essener“ ist. Zwischen den Zeilen könnte sogar ein gewisses Misstrauen in den Vertreter der jeweils anderen Stadt herauszulesen sein. Es geht schließlich um viel Geld. Das sollte gespart werden bei gleichzeitiger Verbesserung des ÖPNV-Angebotes.
Die Bonan-Saga
Wie also nun umgehen mit der neuen Situation, die vor ein paar Wochen noch undenkbar schien? Die Mülheimer MBI-Fraktion stellte einen Antrag, der zunächst im Mobilitätsausschuss und dann im Rat der Stadt Mülheim beschlossen werden soll. Es lohne nicht, über Anlass und Hintergründe zu debattieren: „Das Aufarbeiten der Bonan-Saga inkl. bestimmter WhatsApp-Bilder sollte den Medien überlassen bleiben.“ Viel wichtiger sei es, das „Aus für Herrn Bonan“ als Gelegenheit zu nutzen.
Jetzt müsse alles unternommen werden, um „die lange verzögerte und überfällige“ Vereinheitlichung der Verkehrsgesellschaften des Ruhrgebiets unverzüglich zu beginnen. Für die MBI ist ein effektiverer und weniger teurer ÖPNV „wesentlicher Baustein einer Verkehrswende“, dazu gehöre auch der schrittweise Abbau des „insgesamt deutlich zu üppigen“ Überbaus. Der Aufsichtsrat der Ruhrbahn solle also die frei gewordene Geschäftsführerstelle nicht mehr neu besetzen.
Deckelung des Gehaltes
Auch die Mülheimer AfD stieß in dieses Horn und begrüßte die Ablösung des Ruhrbahn-Geschäftsführers als „längst überfälligen Schritt“. Bereits zu Jahresbeginn habe man die „völlig unverhältnismäßige“ Bezahlung des Geschäftsführers scharf kritisiert und von „moralischer Verantwortungslosigkeit“ den Bürgern gegenüber gesprochen.
Der Aufsichtsrat habe nun wohl eingesehen, dass die Verhältnisse in der Führungsetage der Ruhrbahn wieder „vom Kopf auf die Füße“ gestellt werden müssten: „Das völlig überholte und widersinnige Modell mit zwei kostspieligen Geschäftsführern gehört nun endlich abgeschafft. Zudem sollte der Aufsichtsrat dringend eine Deckelung der Gehaltshöhe vornehmen, um in Zukunft derartige Gehaltsexzesse zu unterbinden.“
Mit Bedacht und Umsicht
Die Mülheimer Fraktionen von CDU und Bündnis 90/Die Grünen begrüßten die Entscheidung, den Geschäftsführervertrag mit Uwe Bonan vorzeitig zu beenden: „Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, dass sich die Ruhrbahn schnell den dringenden operativen und strategischen Themen zuwenden kann, insbesondere vor dem Hintergrund der Gestaltung der Mobilitätswende trotz pandemiebedingter Umsatzeinbrüche.“
Die überraschende Entwicklung laufe allerdings den bisherigen strategischen Planungen für einen modernen Mobilitätsdienstleister zuwider: „Es ist nun notwendig, sich mit dem Mitgesellschafter der Ruhrbahn und Partner Stadt Essen mit Bedacht und Umsicht neu auszurichten.“
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.