Mülheimer Zeitzeichen
Einmütigkeit im Stadtrat: Wahl von Heinrich Thöne zum Oberbürgermeister

Heinrich Thöne lenkte mehr als 20 Jahre die Geschicke der Stadt.  | Foto: Foto: Stadtarchiv
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Im Zeitzeichen des Monats November, das die Mülheimer Woche in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv veröffentlicht, geht es diesmal um die Wahl Heinrich Thönes zum Oberbürgermeister.

Von Dr. Kai Rawe, Stadtarchiv

Die zweite freie und demokratische Kommunalwahl nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte die SPD in Mülheim für sich entscheiden, Mit einem Stimmenanteil von 42,4 gegen 31,7 Prozent für die CDU stellte sie im neuen Rat der Stadt die größte Fraktion. Mit diesem Wahlergebnis war klar, dass der amtierende Oberbürgermeister der CDU, Wilhelm Diederichs, nicht im Amt bleiben würde. Der Kandidat der SPD, Heinrich Thöne, war bereits am 8. März 1948 zum allgemeinen Vertreter des Oberbürgermeisters und damit zum Bürgermeister gewählt worden, nachdem der bisherige Bürgermeister Heinrich Gröschner (SPD) überraschend in der Nacht zum 27. Februar 1948 verstorben war.

Die konstituierende Sitzung des Rates der Stadt fand am 18. November 1948 im Saal des Altenhofes statt, da die Sitzungssäle des Rathauses erst 1956 nach Beseitigung der kriegsbedingten Schäden wieder für Ratssitzungen nutzbar waren.

Nachdem der noch amtierende Oberbürgermeister Wilhelm Diederichs als Vorsitzender der Sitzung die Vereidigung aller Stadtverordneten vorgenommen hatte, leitete er auch die Wahl des neuen Oberbürgermeisters. Von 37 Stadtverordneten stimmten bei dieser Wahl 36 für Heinrich Thöne. Nur er selbst enthielt sich der Stimme. Nach erfolgter Wahl gratulierte der scheidende Oberbürgermeister seinem Nachfolger mit bewegenden Worten: „Seit 1945 habe ich mit Ihnen auf dem Rathaus zusammenarbeiten können und habe insbesondere seit Ihrer Wahl zum Bürgermeister unserer Stadt zu Ihnen ein persönlich enges Verhältnis gehabt. In gemeinsamer bester Zusammenarbeit haben Sie mit mir die kommunalen Angelegenheiten unserer Stadt auf allen Gebieten bearbeitet, und ich möchte Ihnen vor der neuen Stadtvertretung für diese Zusammenarbeit herzlichst danken. Von meinem Platze aus als Stadtverordneter werde ich Ihnen bei den Bemühungen um das Wohl unserer Bürgerschaft und um die Förderung der Belange unserer Stadt meine tatkräftige Mitarbeit zur Verfügung stellen. So wünsche ich Ihnen, Herr Oberbürgermeister, beim Antritt Ihres neuen Amtes, dass die gemeinsame Arbeit der Stadtvertretung unter Ihrer Leitung Erfolge zeitigen möge, die der gesamten Bürgerschaft zu Gute kommen. In diesem Sinne, Ihnen, Herr Oberbürgermeister ein herzliches Glückauf.“

Nach diesem Zeugnis der Einmütigkeit über die politischen Grenzen hinweg zum Wohle der Stadt Mülheim an der Ruhr ergriff Heinrich Thöne zum ersten Mal als Oberbürgermeister das Wort. Er bedankte sich für das in ihn gesetzte Vertrauen, dankte seinem Vorgänger für die „kluge und unparteiische Führung der Geschäfte des Oberbürgermeisters“ und wünschte sich auch für die Zukunft „eine gedeihliche Zusammenarbeit zwischen Stadtvertretung und Stadtverwaltung“.

In den kommenden Jahren bestimmten insbesondere die riesigen Herausforderungen, die nach Krieg und Zusammenbruch die Stadt Mülheim an der Ruhr zu bewältigen hatte, die politischen Entscheidungen. Heinrich Thöne war es vergönnt, ununterbrochen bis 1969 die Geschicke der Stadt zu lenken.
Einen Überblick über alle Zeitzeichen mit weiterführenden Links findet man auch im Internet auf der Seite des Stadtarchivs: www.stadtarchiv-muelheim.de. Zur Person Heinrich Thönes und zu seinem Wirken s. Zeitzeichen zum 12. Juni 1971.

Heinrich Thöne lenkte mehr als 20 Jahre die Geschicke der Stadt.  | Foto: Foto: Stadtarchiv
Autor:

Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr

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