Stadt sagt Anmietung des Container-Standorts ab
Doch keine Großlösung
Die Unterbringung von aus der Ukraine Geflüchteten treibt die Mülheimer Stadtspitze um. Einer menschenwürdigen Unterbringung gerecht zu werden, sei jeden Tag eine neue Herausforderung. Die in Styrum vorgesehene Großlösung kommt jetzt aber doch nicht.
Noch Ende April hatte Dr. Daniela Grobe als Leiterin des Krisenstabes dem Stadtrat ausgeführt, dass sich die wieder in Betrieb genommene Flüchtlingsunterkunft an der Mintarder Straße bereits ihrer Kapazitätsgrenze nähere. Man wollte aber eine Belegung von Turnhallen vermeiden, so Immobiliendezernent Frank Mendack: „Wir wollten keine Massenunterkünfte für traumatisierte Geflüchtete. Und den Schul- und Vereinssport wollten wir auch verschonen.“
Ab September sollten daher bis zu 800 Plätze für Geflüchtete geschaffen werden an der Dümptener Straße. Die dortige Anlage mit zu sechs Gebäuden zusammengebauten 543 Containern war bislang Heimat der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW. Vermieter IMOBA Immobilien suchte einen Nachmieter. Es stand eine mittlere einstellige Millionensumme an Miet- und Betriebskosten im Raum. Der für eine Anmietung aufgerufene Preis scheine zwar durchaus beachtlich, gab die Verwaltung offen zu. Doch eine Marktanalyse habe ergeben, dass anderswo das bis zu Zehnfache gefordert werde. Ohne dass die Container schon aufgestellt und an Versorgungsleitungen angeschlossen worden sein. Die Stadt schien eine Kröte schlucken zu müssen.
Zahl der Geflüchteten stagniert
Nun aber meldeten sich Daniela Grobe und Frank Mendack wieder zu Wort. In nichtöffentlicher Sitzung habe der Hauptausschuss entschieden, die Container doch nicht anzumieten. Diese Großlösung scheint der Verwaltung nämlich nicht mehr notwendig. Die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine stagniere bei rund 1.500, stellte Sozialdezernentin Grobe fest. Nur noch wenigen Neuerfassungen stünden eine ähnlich hohe Zahl von Geflüchteten gegenüber, die Mülheim wieder verließen. Auch werden Geflüchtete verstärkt dezentral in Wohnungen untergebracht, wie sie etwa die Wohnungsbaugesellschaft SWB zur Verfügung stellt. Die Flüchtlingsunterkunft in Saarn hat wieder Spielräume. Zusätzlich macht sich die Stadt auf die Suche nach Flächen, die kurzfristig aktiviert werden könnten, sollte eine nächste Flüchtlingswelle rollen.
Mit dieser doch ganz anderen Grundlage als noch vor zwei Monaten entschied die Stadtspitze, von einer „Vorratshaltung“ an Unterbringungsplätzen auf Verdacht abzusehen. Kämmerer Frank Mendack zog seine Konsequenzen: „Wir sind dem Steuerzahler verpflichtet.“ Er habe also den Vermieter IMOBA darüber informiert, dass eine Anmietung des Container-Standortes nicht mehr infrage komme.
Containerkauf angedacht
Anders stellt sich die Lage dar bei einem eventuellen Kauf eines Teils der fraglichen Container. Die könnten gut gebraucht werden für die Erweiterung von Schulen. Gestiegene und weiter steigende Schülerzahlen erfordern kreative Maßnahmen, um zusätzlich benötigten Schulraum zu schaffen. Frank Mendack wartet nun auf ein realistisches Angebot der Containerfirma FAGSI, mit dem man dann eventuell dem zu erwartenden Bedarf einer neuen Bildungsentwicklungsplanung nachkommen könne. Wenn denn der Preis stimme.
Autor:Daniel Henschke aus Essen-Werden |
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