Diskussion um ÖPNV entbrannt

Die Straßenbahn: Für viele noch kein Auslaufmodell. | Foto: Nicole Trucksess
  • Die Straßenbahn: Für viele noch kein Auslaufmodell.
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Nach Ankündigung der Verwaltung, eine Vorlage zur Liniennetzoptimierung zu präsentieren, haben sich die Mitglieder der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen mit einem Konzept beschäftigt. Auch die Vertreter der Mülheimer Piraten-Partei planen eine komplette Neustrukturierung des Nahverkehrs.

Das Piraten-Konzept beschäftigt sich mit dem gesamten Netz der Stadt, da „eine Betrachtung einzelner Linien ohne Prüfung der jeweiligen Anschlüsse nicht aussagekräftig“ sei, erläutert dazu Piraten-Mitglied Christian Diedler. Auffällig sei eine nahezu vollständige Neuordnung. „So erreicht man jedes Ziel in Mülheim mit maximal einem Umstieg.“ Außerdem lege man Wert auf Barrierefreiheit, also auf den Abbau erhöhter Bordsteine.
Im Konzept werden alle Buslinien gebündelt über Hauptbahnhof und die Stadtmitte geführt. Ausnahmen bilden zwei Ringbuslinien, die eine Verbindung ermöglichen, ohne ins Zentrum fahren zu müssen. Außerdem werden neue Gebiete erschlossen und die Verbindung in Nachbarstädte ermöglicht. So wird geplant, die Buslinie nach Breitscheid auch über Mintard zum Kettwiger Bahnhof zu führen. Ferner sollen Wohnsiedlungen wie am William-Shakespeare-Ring deutlich besser angebunden werden.
Vor allem die Zukunft der Straßenbahn ist den Piraten wichtig. Dabei sei ein Kern-element der Ausbau der Linie 102 zur Saarner Kuppe. „Saarn entwickelt sich rasant. Der Ausbau ist eigentlich überfällig“, ergänzt Rainer Nelbach. Die neue Linie würde ab Heuweg in die Saarner Straße abbiegen und über den Knotenpunkt Alte Straße die Langenfeldstraße, Brüsseler Allee und die Saarner Kuppe erreichen. Die Haltestellen Waldschlösschen und Uhlenhorst würden von Bussen übernommen.
Für die schwach frequentierte Linie 110 sieht die Bilanz aus Sicht der Piraten schlechter aus. Die Umstellung auf Busbetrieb sehen die Mitglieder alternativlos.
Die Kalkulation der Piraten sieht zudem neue Fahrzeiten vor. „Es gibt nur noch drei Grundtakte, die man sich einfacher merken kann. Durch die Überlagerung mehrer Linien ist so ein dichterer Takt möglich“, erklärt Marco Welter. Bei der Berechnung des Fahrzeugeinsatzes würden nicht mehr Fahrzeuge benötigt als derzeit.
Die Piraten haben ihr Konzept bereits mit allen Details im Internet zur Verfügung gestellt. Die Bürger erhalten so zu einem frühen Zeitpunkt Einblick in den Entwurf. Dies entspricht auch den eigenen Vorstellungen der PiratenPartei an transparente und bürgernahe Politik. Die Veröffentlichung geschieht auf der eigens dafür eingerichteten Internetplattform http://www.piratenpartei-muelheim.de/oepnv Interessierte Bürger haben dort die Möglichkeit, Fragen zu dem von den Piraten entwickelten Verkehrskonzept zu stellen. Die Antworten werden ebenso transparent veröffentlicht. Auf der Webseite befinden sich außerdem zahlreiche ergänzende Informationen rund um das Konzept, zum Beispiel detaillierte Liniennetzpläne, welche beide Phasen des Netzumbaus darstellen.
Im Rahmen der Mitgliederversammlung der Grünen beschäftigten sich auch deren Mitglieder mit der Thematik und fassten drei Beschlüsse: Für den Verzicht auf die Verlängerung der Linie 112 über Dickswall zum Hauptbahnhof zugunsten einer Verlängerung bis Hauptfriedhof oder bis Flughafen. Für die mittelfristige, optionale Führung der Linie 102 ab Heuweg nach Saarn und schließlich für eine Stilllegung von Streckenabschnitten, soweit durch die Busse Vorteile entstehen.
Entsprechend ihrer Beschlüsse unterstützen die Grünen die Vorschläge der Verwaltung zu den Linien 102 und 112. Eine Stilllegung der Linie 110 sowie des Abschnitts Hauptfriedhof - Flughafen der Linie 104 wird abgelehnt, da ein Ersatz durch Busse keine Vorteile bringen würde. Im Abschnitt Styrum - Stadtmitte könne hingegen durch Busse eine Anbindung der Moritzstraße (Schloss Styrum) und des Hauptbahnhofes erfolgen und klare Vorteile erzielen.
In einem Antrag fordert die Partei ein neues Liniennetz, das die wesentlichen Probleme löst. Diese sind aus Sicht der Grünen die teils mangelhaften Verbindungen der Stadtteile und unnötige Umsteigezwänge auf einigen Verbindungen. Das Konzept sehe deshalb eine stadtteilverbindende Ringlinie vor und beinhaltet mehr Direktverbindungen durch Linienverknüpfungen. Entgegen der Behauptung der Piraten gebe es jedoch keine Verbindungen, bei denen viermal umgestiegen werden muss und auch die Zahl mit dreimaligem Umsteigen liege mit 16 von 244 Haltestellen deutlich unter zehn Prozent.
Wichtiger erscheint aus Sicht der Grünen, dass viele Haltestellen in verkehrsschwachen Zeiten wie abends oder am Wochenende gar nicht bedient werden. Dies gelte beispielsweise für 15 Haltestellen der Linie 129 in Heißen und Styrum, an denen ab samstagnachmittags und sonntags gar kein Bus hält. Betroffen seien auch ähnlich viele Haltestellen auf den Linien 134 und 135.
Vom Grundsatz her befürworten die MBI das von den Piraten ausgearbeitete Konzept für ein benutzerfreundlicheres Busnetz. Sie wollen sich dafür einsetzen, dass das Piratenkonzept zum Zielkonzept für den Mülheimer ÖPNV wird, wobei Einzelheiten noch auf die Umsetzbarkeit geprüft werden müssen.
Zusätzlich schlagen die MBI die Änderung der Linie 151 über die Gracht, Haltestelle U 18, vor bei 20-Minutentakt. Dem für sie unübersichtlichen Buskonzept der Grünen können die MBI einiges nicht abgewinnen. So werden sie keineswegs der vorgeschlagenen Änderung der Linienführung des 122er Busses zustimmen. Diese städteübergreifende Verbindung müsse so bleiben. Die MBI schlagen vor, eine Buslinie 110 als Ersatz für die heutige StraBa-Linie am Ruhrstadion oder Ruhrpark in Alstaden beginnen zu lassen, an Schloß Styrum/Aquarius vorbei über die Moritzstraße zu führen und von der Friedrich-Ebert-Straße über Sandstraße/Aktienstraße/Eppinghoferstraße zum Hauptbahnhof fahren zu lassen, nicht über den Tourainer Ring.
Der Vorverlegung des Nachtnetzes um eine Stunde auf 22.30 Uhr werden die MBI ebenfalls nicht zustimmen. Es sei dabei notwendig, das Mülheimer Nachtnetz endlich mit allen Nachbarstädten gleich beginnen zu lassen und überhaupt besser zu koordinieren. Die MBI könnten allenfalls einer Vorverlegung auf 23 Uhr zustimmen, um so zur gleichen Zeit wie Oberhausen auf Nachtnetz umzusteigen.

Autor:

Lokalkompass Mülheim aus Mülheim an der Ruhr

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