Steht ein Treffpunkt für die Jugend vor dem Aus?
Das Café Ziegler sucht nach drei Jahren neue Förderer
Öffentliche Sitzungen des Jugendhilfeausschusses finden nur selten so viel Beachtung wie am Mittwoch, 18. September. Auf der Tagesordnung steht die Beantragung von 25.000 Euro pro Jahr für die nächsten drei Jahre für die Fortsetzung der Arbeit im Café Ziegler.
Von Andrea Rosenthal
Schon im Vorfeld schrieben die Schülervertreter der Karl-Ziegler-Schule einen offenen Brief an die Mitglieder des Jugendhilfeausschusses, um den Fortbestand ihres liebgewordenen Treffpunktes zu sichern.
Im Oktober 2017 startete das Café Ziegler als Modellprojekt. Das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration (MKFFI) in NRW investierte drei Jahre lang 120.000 Euro Jahresunterstützung, den 20-prozentigen Eigenanteil brachten die MEG und die Caritas als Sponsoren auf. Im Mensatrakt der Karl-Ziegler-Schule entstand so ein ganz neuer Treffpunkt für Kinder und Jugendliche in der Stadt.
Das Café Ziegler wurde eingerichtet mit dem erklärten Ziel, das Gymnasium zu einem „Lern- und Lebensort“ weiter zu entwickeln, mit selbstbestimmten Freizeitangeboten für Kinder und Jugendliche. Ausdrücklich sollten nicht nur Schüler in den Genuss des Angebotes kommen, sondern alle Jugendlichen. Deshalb hat das Café Ziegler nun montags bis freitags von 11.30 bis 20 Uhr geöffnet, wobei das Angebot ab nachmittags sich auch an Schulfremde richtet.
Zunächst nutzten eher die Karl-Ziegler-Schüler das Angebot, bevor es sich mehr und mehr herumsprach. Heute gibt es viele Stammgäste, die die Schule nicht oder nicht mehr besuchen.
Auch das Angebot wurde ausgeweitet. Sandra Rekes, Schulsprecherin der KZS, schwärmt: "Wir haben Instrumente und Beamer, die wir auch gerne für Arbeitsgemeinschaften nutzen. Die Atmosphäre im Café Ziegler ist viel schöner als in einem Klassenraum." So finden dort die Sitzungen der Schülervertretung ebenso statt wie Konzerte, Poetry Slams oder die Reihe "Ziegler Talk". In den Ferien werden Ausflüge, Übernachtungen in der Schule und andere Aktivitäten angeboten.
"Für viele Eltern ist das Café Ziegler sogar ein Grund, um ihre Kinder an unserer Schule anzumelden", weiß Luana Bruns, die stellvertretende Schulsprechin aus Gesprächen.
Georg Jörres, Fachdienstleitung Jugend und Schule der Caritas, die das Projekt mit 1,5 Sozialarbeiterstellen betreut, ist sich sicher: "Das Café Ziegler ist keine Konkurrenz zu den anderen Angeboten für Jugendliche, sondern eine Ergänzung."
Förderer gesucht
Dennoch steht das Café Ziegler auf der Kippe. Die Landesförderung und das Sponsoring laufen nach drei Jahren aus, nun muss eine Anschlussförderung her. Das NRW-Familienministerium hat bereits signalisiert, 60.000 Euro pro Jahr für die nächsten drei Jahre zur Verfügung zu stellen. Weitere 50.000 Euro müssten die Stadt und das Bistum Essen jeweils zur Hälfte schultern. Und genau um die Bewilligung dieser Mittel wird es am Mittwoch im Jugendhilfeausschuss gehen.
Die Infrastruktur ist nun vollständig vorhanden. Das Geld wird nun für die Sozialarbeiter und Honorarkräfte ebenso eingesetzt wie für Materialien und Zuschüsse für Veranstaltungen.
"Eine Schließung des Café Ziegler steht für uns Schüler nicht zur Debatte, das mögen wir uns gar nicht vorstellen", betont Schülersprecherin Sandra Rekus. Deshalb wollen die Kinder und Jugendlichen im Ausschuss auch Präsenz zeigen und haben sich im Vorfeld in einem offenen Brief an die Politiker gewandt.
"Jedes Angebot, das die Jugendarbeit in der Stadt bereichert, sollte willkommen sein",
Georg Jörres, Fachdienstleiter Jugend und Schule der Caritas
Unterstützung erhalten sie von Georg Jörres, der betont: "Das Geld ist im Haushalt vorhanden. Genau die benötigten 25.000 Euro sind bisher an den Nachbarschaftsverein Styrum geflossen, der davon seine Hausaufgabenhilfe finanziert hat." Das Angebot wurde in diesem Jahr eingestellt, da die individuelle Förderung sich stärker an den Schulen angesiedelt hat. Weitere Antragsteller auf die Mittel gibt es bisher nicht.
"Jedes Angebot, das die Jugendarbeit in der Stadt bereichert, sollte willkommen sein", meint der Fachmann von der Caritas, "und verglichen mit den Zuschüssen, die die anderen Jugendzentren benötigen, sind die 25.000 Euro Jahreszuschuss für das Café Ziegler sehr günstig." Das Geld wäre seines Erachtens wirklich gut investiert. "Es könnte sogar zeitlich begrenzt werden, denn uns gibt es erst seit 2017 und wir haben bisher schon viel aufgebaut. So steigern auch die Einnahmen", betont Georg Jörres.
Autor:Andrea Rosenthal aus Mülheim an der Ruhr |
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