Dagmar Mühlenfeld kandidiert nicht mehr als Oberbürgermeisterin
Die Nachricht kam am Montag nicht nur für viele Parteifreunde überraschend, sondern auch für die engen Mitarbeiter: Dagmar Mühlenfeld hat sich dazu entschlossen, zur Oberbürgermeisterwahl im September nicht noch einmal anzutreten. „Ich stehe für eine dritte Amtszeit nicht mehr zur Verfügung“, verkündete sie Anfang der Woche.
Ulrich Scholten als SPD-Kandidat vorgeschlagen und nominiert
Dem Unterbezirksvorstand, der abends tagte, schlug sie den Mülheimer SPD-Vorsitzenden Ulrich Scholten als Kandidat für das Amt vor. Er wurde noch am Abend einstimmig vom Vorstand als Oberbürgermeister-Kandidat der Mülheimer SPD nominiert.
„Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Aber ich werde 64 Jahre alt, habe ein Enkelkind, da verschieben sich die Lebensziele noch einmal“, begründet die Oberbürgermeisterin ihren Schritt. „Ich will gehen, solange noch jemand sagt ‚schade‘, und nicht erst, wenn alle fragen, wann dieser Stuhl geräumt wird.“
Dass es angesichts knapper Kassen zunehmend schwerer wird, Stadtentwicklung zu gestalten und nicht nur Mangel zu verwalten, das sei kein Grund gewesen, auf eine weitere Kandidatur zu verzichten. „Ich bin stolz auf das, was wir in den zwölf Jahren geschafft haben, und ich bereue keine einzige Entscheidung.“ Sicher werde es ihr Nachfolger schwerer haben. Aber leicht ist und war das Amt noch nie. Auch Dagmar Mühlenfeld hat manche schwere Stunden durchlebt und heftigen Widerstand. Aber das, so betont, sie, gehöre zu einer lebendigen Demokratie dazu.
Was wird diese Oberbürgermeisterin hinterlassen? Eine sicherlich veränderte Stadt. Auch wenn manches davon bei den Mülheimern umstritten war und ist: Ruhrbania zum Beispiel ist für Dagmar Mühlenfeld ein Erfolgsprojekt, hat es doch zu einer deutlichen Belebung des Ruhrufers geführt. Als weitere positive Entwicklungen nennt sie das Medienhaus, das auch großen Zuspruch bei Mülheimern findet, das sanierte Rathaus, die Camera Obscura, die zu Zeiten gegründet wurde, als andere Städte Museen geschlossen haben. Und die hohen Investitionen in den Bildungsstandort: von 2003 bis 2014 hat Mülheim 168 Millionen Euro ausgegeben, um marode Schulen und Kindertagesstätten zu sanieren. „Vor allem gibt es auch einen Plan, nach dem alle wissen, dass sie auch drankommen und der verlässlich finanziert ist.“
Stolz auf die Entwicklung als Bildungsstandort
Neben vielen städtebaulichen Maßnahmen ist die ehemalige Rektorin der Luisenschule besonders stolz auf die Entwicklung des Bildungsstandortes. „2003 bin ich belächelt worden, als ich sagte, dass Mülheim führender Bildungstandort in der Region werden soll. Heute sind wir Hochschulstandort und haben auch den Zuschlag für das zweite MPI-Institut für chemische Energiekonversion bekommen.“
Man sehe immer mehr junge Leute in der Stadt. Dazu beigetragen habe sicher auch das 100-Häuser-Programm, das Dagmar Mühlenfeld in der verbleibenden Amtszeit bis zum 21. Oktober noch weiter entwickeln will. Einen geeigneten Standort sieht sie zum Beispiel an der Bruchstraße, wenn die Max-Kölges-Schule aufgegeben wird. Hier gebe es eine hervorragende Infrastruktur für junge Familien. Aber auch die Arbeit des U25-Hauses habe dazu beigetragen, die Arbeitslosigkeit von Jugendlichen in Mülheim auf ein Prozent zu senken - Landesdurchschnitt sind fünf Prozent.
"Ich werde alles dafür tun, dass es am Kaufhof weitergeht"
Auch wenn Dagmar Mühlenfeld im September nicht mehr antritt, will sie bis dahin nicht die Hände in den Schoß legen. „Bis zu meinem letzten Amtstag werden ich genauso intensiv weiterarbeiten wie bisher“, verspricht sie. Denn da gibt es noch einiges, was die Oberbürgermeisterin gerne „abhaken“ möchte: „Ich werde alles dafür tun, dass die Chance für den Kaufhof, die sich jetzt bietet, auch Realität wird.“
Einsatz im Bündnis "Raus aus den Schulden"
Und noch ist der Kampf im Aktionsbündnis der Kommunen, „Raus aus den Schulden“, das Dagmar Mühlenfeld mitbegründet hat, nicht zu Ende. „Jetzt, wo wir mit unseren Anliegen beim Bund angelangt sind, muss es irgendwann auch Früchte tragen.“ Ob sie sich auch nach dem Ende ihrer Amtszeit weiter in dem Bündnis engagiert, weiß sie noch nicht. „Das möchte ich noch offenlassen.“
Ebenso, wie es nach der Aufgabe des Amtes weitergeht. „Wenn ich gefragt werde, werde ich sicher auch weiterhin für meine Partei zur Verfügung stehen. Aber ich will nicht von einem 17-Stunden-Hauptamt in ein 13-Stunden-Ehrenamt wechseln, sondern in Zukunft flexibler über meine Zeit bestimmen können.“
Ihr Dank gilt vor allem der Familie, die ihr 20 Jahre lang den Rücken für ihre berufliche und politische Karriere gestärkt hat, aber auch den Mülheimer Bürgern, die es ihr ermöglichten, auch als Privatfrau in ihrer Heimatstadt zu leben und ihre Freizeit zu verbringen.
Autor:Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr |
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