Versammlung zum Friedhofskonzept
Bürger machen ihrem Ärger im Ratssaal Luft

In den Randbereichen der Friedhöfe, wie hier in Dümpten, soll das neue Konzept greifen. | Foto: RuhrText
  • In den Randbereichen der Friedhöfe, wie hier in Dümpten, soll das neue Konzept greifen.
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Mit ihren Plänen zum neuen Friedhofskonzept ist die Stadtverwaltung zuletzt auf jede Menge Unverständnis gestoßen. Das änderte sich auch bei der Bürgerversammlung im Ratssaal freilich nicht. Die Teilnehmer ließen ihrem Ärger zum Teil freien Lauf. Einige von ihnen wollen sich nun zusammentun.

„Wenig empathisch“, nannten die Teilnehmer das Vorgehen der Verwaltung, andere finden das Konzept gar „überflüssig“, sprachen von einem „Vertrauensverlust“ oder „einem ganz schrecklichen Zustand“. „Es entsteht uns kein Nachteil, sondern ein großes Leid, weil Familien auseinandergerissen werden“, meinte etwa Margarete Jonderko.

Erwartungsgemäß hatten Umweltdezernent Peter Vermeulen, der Abteilungsleiter für Friedhofswesen, Rainer Stobbe, sowie die drei Bezirksbürgermeister keinen leichten Stand. „Wir machen das ja nicht aus Spaß, sondern aus einer Verantwortung heraus“, versuchte Vermeulen das Vorgehen zu verteidigen. Die Notwendigkeit des Konzepts begründete er mit einer Veränderung der Bestattungskultur, die auch mit einer Veränderung der Friedhöfe einhergehe. Im Rahmen der nun zu verschickenden Bescheide soll ein Informationsblatt beigefügt werden.

Viele der etwa 60 Besucher der Bürgerversammlung schilderten traurige Schicksale von verstorbenen Verwandten, oft Kindern. Die Wünsche nach einer gemeinsamen Bestattung der Familien können nun nicht mehr in Erfüllung gehen. Denn in den sogenannten Peripheriebereichen der Friedhöfe dürfen fortan nur noch die Ehepartner und Kinder bis zum Alter von zwölf Jahren bestattet werden. „Damit haben wir schon Ausnahmen zugelassen“, so Vermeulen.

Bei der Altersgrenze und ebenso bei der Begrenzung der Randbereiche warfen die Bürger der Verwaltung Willkür vor. Auch gab es erneut Kritik an der angekündigten Härtefallregelung, die weder Vermeulen noch Stobbe konkretisieren konnten. Schließlich könne man erst im konkreten Fall entscheiden, ob eine besondere Härte vorliege oder nicht.

Insgesamt möchte die Stadt durch ihr Konzept 48,4 Prozent der Flächen einsparen. Ursula Hilberath befürchtet, dass schon Interessenten von Bauland in den Startlöchern stehen würden. Margarete Jonderko pflichtete ihr bei: „Wenn ich mir schon allein vorstelle, dass dort Kinder oder Hunde drüber laufen, wo jemand begraben liegt, krieg ich zu viel.“ Peter Vermeulen gab zu bedenken, dass die Menschheut durchaus schon auf ehemaligen Friedhöfen gebaut habe. „Zum Beispiel gab es Knochenfunde beim Bau des Petrikirchenhauses“, berichtete der Dezernent. Die Gebeine seien damals umgebettet worden.

Insgesamt brachte die fast zweieinhalbstündige Sitzung kaum nennenswerte Ergebnisse für beide Seiten. Einige der Betroffenen wollen sich nun zusammentun, vielleicht im Rahmen einer Sammelklage. Eine Interessengemeinschaft besteht schon und könnte nun ausgebaut werden. Bezirksbürgermeister Hermann-Josef Hüßelbeck war aber zum Abschluss noch einmal um Verständnis. „Dass wir kaltblütig über Schicksale hinweggegangen sind, weise ich entschieden zurück.“

Autor:

Marcel Dronia aus Mülheim an der Ruhr

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