Mülheim bekommt ein CDU-Stadtoberhaupt
Buchholz möchte weiter zuhören

Marc Buchholz (CDU) siegte in der Stichwahl deutlich und wird neuer Mülheimer Oberbürgermeister.

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Marc Buchholz (CDU) wird neuer Mülheimer Oberbürgermeister. Der umstrittene Amtsinhaber Ulrich Scholten (SPD) war nicht mehr angetreten. In einer notwendig gewordenen Stichwahl siegte der 52-jährige Buchholz deutlich vor Monika Griefahn (SPD).

Diese beiden hatten sich unter zehn Bewerbern durchgesetzt und die Stichwahl erreicht. Mit 94 Stimmen Vorsprung hatte Marc Buchholz in der ersten Runde nur knapp die Nase vorn. Am Abend der Stichwahl wurde aber schnell klar, wer das Rennen machen würde. Buchholz konnte über 11.000 Stimmen dazugewinnen, während es bei Monika Griefahn rund 4.500 mehr waren. Buchholz erhielt letztlich 56,91 Prozent an Zustimmung, bei 37,82 Prozent Wahlbeteiligung. Diese schwankte extrem nach Lage der Wahlbezirke. Die eher bürgerlich geprägten Viertel hatten hohe Zahlen bis hin über 50 Prozent zu verzeichnen, während sie zum Beispiel in Eppinghofen Nord-West unter 20 Prozent lagen.

Euphorische CDU

Während es bei der geknickten SPD im Biergarten des Alten Schilderhauses auffällig ruhig zuging, feierte im Restaurant Kaimug eine euphorische CDU. Der Wahlsieger war glücklich: „Eine klare Aussage. So deutlich wünscht man es sich.“ Erfreulich auch, dass die Wahlbeteiligung besser ausfiel als bei der letzten OB-Wahl. Doch das alles habe er persönlich schon am Wahlabend abgehakt. Denn Marc Buchholz möchte jetzt keine Zeit verlieren: „Wir können uns keinen Stillstand erlauben.“ Die Feier sei für ihn um 22 Uhr vorbei gewesen und um 6 Uhr habe bereits der Wecker geklingelt: „Der Tag hat mich früh ins Rathaus geführt.“

Dort drehe sich vieles um den Coronavirus: „Heute Mittag tagt der Krisenstab.“ Für Herbst und Winter gelte es, vor die Lage zu kommen: „Wir müssen mit Vertretern von Schulleitungen und Elternschaft besprechen, wie wir bestmöglich durch die Pandemie kommen. Das ist das Tagesgeschäft.“ Doch je eher, desto lieber, spätestens aber zum 1. November, wolle er das Amt des Oberbürgermeisters antreten: „Damit kein Vakuum entsteht.“ Wichtige Entscheidungen seien vorzubereiten, zum Beispiel die Etatberatungen für das kommende Jahr: „Daran möchte ich mitarbeiten.“

Wahlkampf mit Respekt

Seiner Kontrahentin zollt Buchholz Anerkennung. Im wohltuend sachlichen Wahlkampf habe man in der direkten persönlichen Diskussion einen respektvollen Umgang miteinander gepflegt. Monika Griefahn habe zur Wahl gestanden als gute ministeriale Beamtin und er selbst als guter Kommunalbeamter: „Die Wähler haben sich für mich entschieden.“

Monika Griefahn gratuliert dem Sieger und gibt das Kompliment eines sachlichen und fairen Wahlkämpfers zurück an Buchholz. Die Unterlegene wirkt nicht gänzlich unglücklich über den Ausgang: „Natürlich hätten wir uns gewünscht, zu gewinnen. Aber ich sehe das durchaus positiv. Wir haben gekämpft und in der ersten Runde immerhin ein Kopf-an-Kopf-Rennen erreicht.“ Man habe zwar die Wahl verloren, aber gewonnen als Team. Die Mülheimer SPD sei zusammengewachsen und habe wieder Lust bekommen auf Neues: „Das allein ist schon was wert.“ Viele eigene Ideen habe sie einbringen können, von denen man demnächst noch hören werde. Monika Griefahn wurde ins Ruhrparlament gewählt. Zukünftig wird sie sich dort engagieren, zum Beispiel für ein übergreifendes Verkehrskonzept.

Eine schwarz-grüne Koalition?

Die Grünen waren an einer klaren Wahlempfehlung vorbei gerudert. Doch die Parteispitze hatte ihren Argwohn der SPD gegenüber deutlich gemacht und liebäugelt mit einer „gestalterischen Mehrheit“ im Stadtrat, die genau noch die eine Stimme des OB brauchte. Wenig überraschend daher die Anwesenheit von Vertretern der Grünen wie Fraktionschef Tim Giesbert bei der CDU-Siegesfeier. Immerhin wird hier eine Koalition angestrebt.

Die nach ihrem tollen Wahlergebnis selbstbewussten Grünen wollen gemeinsam mit der wie beflügelt auftretenden CDU den offenkundig vom Wähler gewünschten „Machtwechsel“ durchsetzen. Wer als Dezernent für Bildung, Soziales, Jugend, Gesundheit, Sport und Kultur nachfolge, werde in einem Bewerbungsverfahren ermittelt werden müssen. Das Verfahren solle zwar möglichst zeitnah erfolgen, könne aber dauern, sagt Buchholz: „Wir haben gemeinsam viel vor. Da gilt es, nicht viel Zeit zu verlieren.“ Eine Personalunion von Dezernent und OB könne nicht alles leisten. Er werde daher mit den Kollegen im Verwaltungsvorstand besprechen, wie bisherige Aufgaben für eine möglichst kurze Übergangsphase verteilt werden können.

Buchholz möchte zuhören

Für die ersten hundert Tage im Amt hat Buchholz ein Neun-Punkte-Programm genannt. Hohe Frustration und Misstrauen habe er gespürt bei den Mülheimern und werde daher damit beginnen, das Vertrauen in das Amt des Oberbürgermeisters zurückzugewinnen. Er werde den Dialog mit den vorhandenen Bürgerinitiativen suchen, fortsetzen und ausbauen und setze für die Zukunft auf konstruktive Gespräche. Marc Buchholz möchte ein offenes Ohr haben für die Mülheimer: „Ich möchte weiter zuhören.“

Marc Buchholz (CDU) siegte in der Stichwahl deutlich und wird neuer Mülheimer Oberbürgermeister.

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SPD-Kandidatin Monika Griefahn wartet am Wahlabend auf die Ergebnisse. 
Foto: PR-Foto Köhring / AK
Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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