Wie umgehen mit dem Thema Corona und Migranten?
Besser kommunizieren

Mülheims Stadtdirektor Dr. Frank Steinfort ist zugleich Leiter des Corona-Krisenstabes. 
Foto: PR-Foto Köhring
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So richtig wohl war keinem bei der Sitzung des Mülheimer Hauptausschusses, der für den Stadtrat entschied. Oberbürgermeister Marc Buchholz brachte es auf den Punkt: „Wir müssen die politische Handlungsfähigkeit erhalten. Aber eine Delegation vom Rat auf den Ausschuss sollte nicht über Gebühr beansprucht werden.“

Auch Stadtdirektor Dr. Frank Steinfort wirkte angefasst. Soeben hatte die SPD-Fraktionsvorsitzende Margarete Wietelmann angefragt, wie denn die Zusammenarbeit des von Steinfort geleiteten Corona-Krisenstabes mit dem Integrationsrat aussehe? Erst nach einem Jahr Pandemie werde nun mangelnde Kommunikation beklagt? Hier hapere es doch offenkundig an Bemühungen der Stadt.

Versäumnisse beklagt

Anlass des Vorwurfes war ein Interview in der Tageszeitung, welches Frank Steinfort gegeben hatte. Dort war thematisiert worden, dass man in Stadtteilen wie Styrum und Eppinghofen mit ihrem höheren Migrationsanteil auch erhöhte Corona-Infektionen feststellen müsse. Das sei auch aus dem Evangelischen Krankenhaus zu hören.

Gründe dafür gebe es viele, wurde Steinfort zitiert. Zum Beispiel „eine Bevölkerung, die wir nicht mit unserer Kommunikation erreichen.“ Der Stadtdirektor nannte auch „Desinteresse, Sprach- und Kulturprobleme sowie Bildungsschwäche“ und sprach von kriminellen Clans und einer Parallelkultur. Das alles sei Folge von Versäumnissen der Integrationspolitik in den vergangenen zwei Jahrzehnten.

Der stets betont nüchterne Jurist Steinfort sah sich in der Pflicht, vor dem Hauptausschuss eine Erklärung abzugeben. Er sei fern von Migrantenfeindlichkeit, aber: „Die Hinweise waren eindeutig. Ich habe mir die Statistiken vorlegen lassen. Die Menschen dort heißen nicht Müller, Meier oder Schulze. Das können wir nicht ignorieren. Wer verantwortlich arbeitet, muss damit umgehen. Wir müssen alle mehr miteinander kommunizieren und sprachfähig werden.“

Der Integrationsrat

Apropos: Der Vorsitzende des Integrationsrates habe ihm geschrieben. Hasan Tuncer nennt drei Hauptgründe für die überdurchschnittlichen Zahlen: Menschen mit Migrationshintergrund arbeiteten häufiger an Supermarktkassen, als Paketboten, in Imbissen, als Spediteure, in der Pflege. Da setze man sich nun mal mehr der Gefahr aus als im Homeoffice. Die Familien seien auch oft deutlich größer und lebten zumeist in Mehrfamilienhäusern. Die Stadt solle im Sinne einer besseren Information mehrsprachige Flyer verteilen, mit großflächigen Plakaten und Videos über soziale Netzwerke informieren.

Steinfort konterte, der Integrationsrat habe die Pandemie nicht auf den Tagesordnungen seiner Sitzungen gehabt und hätte gerne auch früher Kontakt zu ihm aufnehmen können. Die nun vorgeschlagenen Informationsbemühungen seien eine Frage des Aufwandes und des lieben Geldes, merkte Steinfort an. Mülheim werde nun über die Post 25.000 Flugblätter verteilen lassen in den Bezirken Styrum, Eppinghofen und Innenstadt. An Haushalte, aber auch in Kitas und später in den Schulen.

Der aktuelle muslimische Fastenmonat mit seinem traditionellen Beieinander am Abend gerate in den Fokus: „Ramadan ist zu normalen Zeiten völlig in Ordnung. Doch zurzeit sind diese Treffen in privaten Räumen ein Problem. Und ich versuche, Probleme zu lösen.“ Das dürfe kein Tabu werden. Also werde er als Krisenstabsleiter das Gespräch suchen mit den Imamen der Mülheimer Moscheen: „Wir müssen nach vorn gucken und die Zusammenarbeit optimieren.“

Prioritäten setzen

Der Sozialdemokrat Filip Fischer mahnte: „Hätte man da nicht früher intervenieren müssen? Migrantische Vereine vermissen Angebote von Seiten der Stadt.“ Frank Steinfort antwortete: „Mir ist keine einzige derartige Anfrage bekannt. Ich muss Prioritäten setzen.“

Zum Vorwurf, er habe reichlich spät konkrete Zahlen genannt, gab Steinfort ehrlich zu: „Die Daten waren schon lange da.“ Aber er habe vermeiden wollen, dass einzelne Stadtteile ins schlechte Licht gerückt werden. Auch stünden er und seine drei Kollegen in der Stadtspitze seit über einem Jahr vor einem gewaltigen Pensum: „Wir müssten eigentlich zu sechst sein, um das alles zu schaffen.“
Oberbürgermeister Marc Buchholz stärkte Frank Steinfort den Rücken: „Unser Stadtdirektor macht das hervorragend. Wir müssen die Informationen ansprechen, die den Krisenstab erreichen.“

Mülheims Stadtdirektor Dr. Frank Steinfort ist zugleich Leiter des Corona-Krisenstabes. 
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Gibt es in manchem Mülheimer Stadtteil höhere Corona-Zahlen wegen größerer Migrantenanteile?
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Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

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