Baudezernentin Helga Sander verabschiedet sich

Foto: Walter Schernstein

Der Abschied fällt ihr nicht leicht, das merkt man ihr an. Einen Tag nach der inoffiziellen Verabschiedung von Helga Sander als Dezernentin für Umwelt, Planen und Bauen zieht Sander vor der Presse eine Bilanz ihrer 16-jährigen Amtszeit - unterstützt von allen Abteilungsleitern ihres Dezernates. Hier wird nicht nur ein Schulterschluss demonstriert, sondern im Rahmen einer Dokumentation eine Bilanz ihrer Amtszeit.

„Es ist so oft hinterfragt worden, welche Entwicklung dieses Dezernat genommen hat, dass wir hiermit nicht nur eine Dokumentation vorlegen, sondern auch einen kritischen Rückblick“, so Sander.
Im Laufe der vergangenen 15 Jahre habe sich die Verwaltung rasant geändert, schneller als in Jahrzehnten zuvor. „Das Vorurteil, dass Verwaltungen schwerfällig sind, trifft auf das technische Dezernat nicht zu“, betont Sander. Überhaupt hätten sich die Kommunen in den zurückliegenden Jahren deutlich flexibler und serviceorientierter aufgestellt.
„Als ich 1996 hier anfing, hatten wir noch die klassische Ämterstruktur mit sechs Ämtern. Es folgten Teilprivatisierungen zum Beispiel beim Abfall und Abwasser. Aus sechs Ämtern wurden fünf, die Abstimmungen zwischen den Abteilungen wurden deutlich verbessert.“

Trotz deutlichem Aufgabenzuwachs sei das Personal stark reduziert worden, selbst wenn man die Auslagerung in Eigenbetriebe berücksichtigt. So wurde das Amt für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen 1999 zum Eigenbetrieb, 2007 wieder zum Amt - mit nur noch 100 Mitarbeitern statt einst 200. Aber auch die anderen Ämter wurden völlig neu aufgestellt. Das Stadtplanungsamt hat heute eine wesentlich größere Bedeutung. Auch das Tiefbauamt erhielt neue Aufgabenbereiche wie Straßenzustandserfassung und Baustellenmanagement.

Die größte Entwicklung hat sicher das ehemalige Katasteramt, heute Amt für Geodatenmanagement, Vermessung, Kataster und Wohnungsbauförderung gemacht. „Diese Dynamik ist nur dann möglich, wenn eine Beigeordnete Ideen aufgreift und unterstützt. Wir haben eine unglaubliche Entwicklung vor allem im Datenbereich gemacht“, lobt Matthias Lincke, seit 1994 Amtsleiter. Es wurde ein umfangreiches Informationssystem erstellt, Darstellungsformen wie 3D sind dank städteübergreifender Kooperation mit Essen möglich gemacht worden. In den Kooperationen sieht Lincke, bekennender Metropole Ruhr-Verfechter, auch das meiste Entwicklungspotential.
Aus Vorschlägen aus der Mitarbeiterschaft heraus entstand das ServiceCenter Bauen als direkter Anlaufort für die Bürger, das erfolgreich angenommen wird.

Amtsleiter Martin Harter führt seit 2007 das Stadtplanungsamt. Das ewige Sorgenkind hier: die Innenstadt. „In den 50er Jahren hat man Mülheim als autogerechte Stadt aufgestellt, das ist heute noch eine Bürde.“ Ruhrbania werde aber nach der Fertigstellung die Entwicklung der Innenstadt vorantreiben. Positiv sei, dass man verstärkt Brachflächen wieder nutzbar mache, anstatt in Außenbezirken zu bauen.

Stark verändert hat sich auch das Umweltamt, das seit 1993 von Dr. Jürgen Zentgraf geleitet wird. „Viele Aufgaben haben wir delegiert, heute erfüllen wir vornehmlich Auftraggeberfunktionen“, erklärt er. Dafür sind auch die Aufgaben gewachsen, umfassen heute auch Luftqualität, Lärm und Umweltzonen.“ Klaus-Dieter Kerlisch, Leiter des Tiefbauamtes, kann imposante Zahlen vorweisen: „In den letzten zehn Jahren haben wir 150 Millionen Euro investiv verbaut.“ Großprojekte wie die Umgehung Dümpten wurden gestemmt, aber mit der Entwicklung City-Nord habe man noch viel vor.

Helga Sander hat es als Chefin eines Dezernates, das mit seinen Aufgaben ständig im öffentlichen Fokus steht, nicht immer einfach gehabt. Mit drei Oberbürgermeistern und Oberbürgermeisterinnen sowie drei Stadträten mit wechselnden Mehrheit hat sie zusammengearbeitet. Manche Projekte, wie die Bebauung des Kasernengeländes, haben sie während der gesamten Amtszeit beschäftigt. Ruhrbania war sicher das größte Bauprojekt, von einem erfolgreichen Abschluss ist Sander überzeugt. Auch der interkommunale Gewerbepark am Flughafen wird wohl bald in den ersten Bauabschnitt gehen. „Vieles haben wir in den 16 Jahren geschafft, manches ist noch unvollendet“, zieht sie Bilanz. Zu letzterem gehört zum Beispiel die ungelöste Grundwasserproblematik des Erzwerkes Selbeck, auch die Bebauung der Hafen-Westspitze erfolgte nicht in der gewünschten Qualität.
Eine neue Aufgabe hat Helga Sander in der privaten Wohnprojektentwicklung gefunden. An diesem Mittwoch ist ihr letzter Arbeitstag. Am 13. Februar übernimmt offiziell Peter Vermeulen, bisher Kulturdezernent, das technische Dezernat.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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