Auslaufmodell Hauptschule

Am 13. September wird die Verwaltung dem Bildungsausschuss mit den Prognosen zur Schulentwicklung erstmals konkrete Zahlen zur Zukunft der Mülheimer Schulen erläutern. Die Unterlagen, Teil des Bildungsentwicklungsplanes, wurden Politik und Schulen in der letzten Woche zugestellt. Sie machen deutlich, dass auch in der Ruhrstadt die Hauptschule ein Auslaufmodell ist.
Dass auch Mülheim vom demografischen Wandel nicht verschont bleibt, ist Fakt. Im Laufe der kommenden Jahre werden immer weniger Kinder eingeschult. Dazu kommt das Wahlverhalten der Eltern. Seitdem die Schulbezirksgrenzen gefallen sind, können Grundschüler auch in anderen Stadtbezirken eingeschult werden. Bei den weiterführenden Schulen fällt die Entscheidung oft für die Gesamt- und Realschule und gegen die Hauptschule - trotz hervorragender Arbeit der Lehrerkollegien, die die Verwaltung den Mülheimer Hauptschulen attestiert.
Diese verschiedenen Aspekte wurden von Dr. Ernst Rösner und Professor Gabriele Bellenberg berücksichtigt. Die Ergebnisse überraschen wenig: Stark nachgefragt bleiben bei den Grundschulen die Hölterschule, die Oembergschule und die Grundschule Krähenbüschken. Dieter Schweers, Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Schule bestätigt: „Bei uns gibt es keinen Schülertourismus im Grundschulbereich.“ Die Grundschulen im Bereich Stadtmitte erholen sich wieder. Dennoch gibt es in den verschiedenen Stadtteilen wie in Styrum, Speldorf und Broich Schulen oder Teilstandorte, die keine zwei Züge mehr erreichen. Sie werden sicher verstärkt in der Diskussion stehen. Aber Schweers warnt auch: „Man darf nicht nur auf die Zahlen schauen, denn es müssen auch andere Aspekte berücksichtig werden wie der Zustand des Gebäudes, das pädagogische Konzept oder die Erreichbarkeit von alternativen Schulen“.
Für die weiterführenden Schulen haben die Wissenschaftler mit zwei verschiedenen Arten der Prognoseberechnung gearbeitet. Bei der Status Quo-Prognose wurde die bisherige Entwicklung zugrunde gelegt. Die dynamische Prognose berücksichtigt auch den Wandel im Schulverhalten der Eltern.
Für Mülheim wurde eine Besonderheit festgestellt: Die Hauptschulen nehmen zwar weniger Schüler auf, verdoppeln aber entgegen des landesweiten Trends ihre Schülerzahl durch Rückläufer aus anderen Schulformen bis Klasse 9. Allerdings wird damit gerechnet, dass die Realschulen zusehends versuchen werden, ihre Schüler zu halten, und weniger an die Hauptschulen abgeben werden. Nach der dynamischen Prognose wird die Anzahl der Schüler bis 2020 nur noch für eine Hauptschule reichen. Die Realschulen in Mülheim können nach dieser Berechnung mit einer leichten Zunahme rechnen, während die Gymnasien eine stabile Entwicklung vorweisen.
Zuletzt wurde berechnet, wie es sich auf die anderen Schulformen auswirken würde, wenn die Gesamtschulen trotz insgesamt sinkender Schülerzahlen - demografisch bedingt - weiterhin so nachgefragt sind, dass auch in den kommenden Jahren 16 Züge gebildet werden können. Das ginge zulasten der anderen Schulformen. vor allem der Hauptschulen. Das würde wiederum bedeuten, dass die Hauptschulen in Mülheim bis 2020 auslaufen würden.
Konkrete Vorschläge zu Erhalt oder Schließung von Schulstandorten will die Verwaltung im September aber noch nicht machen - sie sollen erst in der Sitzung des Bildungsausschusses am 15. November mit der Einbringung des Bildungsentwicklungsplanes die Diskussion eröffnen. Und die, so Schweers, sollte auf möglichst breiter Basis stattfinden und alle Beteiligten mit einbeziehen.

Autor:

Regina Tempel aus Mülheim an der Ruhr

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