Augen auf bei der Lehrstellensuche: 500 Bewerber sind noch unversorgt
Das neue Ausbildungsjahr beginnt am 1. August. Trotzdem sind noch 500 Schulabgänger nicht versorgt. Für die Partner des seit 1996 existierenden Ausbildungskonsenses (Stadt, Industrie- und Handelskammer, Gewerkschaften und Kreishandwerkerschaft) ist das Grund genug, um bei Unternehmen für Ausbildungsplätze zu werben, aber auch den Lehrstellen-Suchenden die Augen für die Vielfalt der aktuell 360 Ausbildungsberufe in Mülheim zu öffnen.
Deshalb besuchten IHK-Präsidentin Jutta Kruft-Lohrengel, Arbeitsagentur-Chef Jürgen Koch, der Leiter des Sozialamtes, Klaus Konietzka, die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, Barbara Yeboah und ihr Amtskollege Dieter Hillebrand vom Deutschen Gewerkschaftsbund jetzt einen Ausbildungsbetrieb, dessen Arbeit sie übereinstimmend als „vorbildlich“ würdigten.
Nicht nur auf die Klassiker schauen
„Ich weiß, dass sie mit ihrem Ausbildungsberuf bei vielen Jugendlichen nicht ganz oben auf der Wunschliste stehen. Aber auf meinem Ranking stehen Sie jetzt ganz oben“, bescheinigte Klaus Konietzka den Mitarbeiterinnen, Sandra Huber, Kathrin Lindemann und Lisa Zöllner, die das seit 90 Jahren von der Familie Aus dem Siepen geführte Bestattungshaus charmant, kompetent und überzeugend als Ausbildungsbetrieb mit beratenden, kommunikativen, verwaltungstechnischen, floristischen und gastronomischen Arbeitsfeldern vorgestellt hatten.
„Eigentlich wollte ich studieren. Doch das war mir nach 13 Schuljahren einfach zu viel Theorie. Hier habe ich einen sehr praktischen und vielseitigen Beruf gefunden, mit dem man Menschen in einer schwierigen Lebenssituation helfen und beistehen kann“, erklärt die 20-jährige Lisa Zöllner, warum sie sich bei Aus dem Siepen zur Bestattungsfachkraft ausbilden lässt. Zöllner war für ihre Ausbilderin Kathrin Lindemann ein klassisches Beispiel dafür, „dass mich eine Bewerberin als Person mit ihren menschlichen Qualitäten überzeugen kann, auch wenn ihre Bewerbungsunterlagen nicht perfekt sind.“ Sandra Huber, die bei Aus dem Siepen die Unternehmenskommunikation verantwortet, macht klar. „Wir brauchen in unserem Beruf Menschen, die nicht nur Fachwissen, sondern auch Einfühlungsvermögen mitbringen.“
Der Mensch zählt
Dieser Ansatz begeistert den Chef der Agentur für Arbeit, Jürgen Koch: „Sie schauen nicht nur auf die Noten, sondern auf die Motivation, die der Mensch mitbringt.“ Dass die drei jungen Damen vom Bestattungshaus selbstbewusst auftreten, lässt die Stabilität, aber auch die menschliche Herausforderung ihres Arbeitsplatzes erahnen. Aktuell sind immerhin fünf der insgesamt 40 Mitarbeiter Auszubildende. „Wir bilden unseren eigenen Nachwuchs aus und freuen uns, wenn die Leute bei uns bleiben“, betont Lindemann. Auch wenn der tägliche Umgang mit Tod und Trauer nicht einfach ist, kann sich Lisa Zöllner eine langfristige Zukunft in ihrem Lehrberuf vorstellen, „in dem man lernt, das Leben zu genießen und zu schätzen, weil man begreift, dass das Leben endlich ist und jeder Tag der Letzte sein kann.“
Eine gute Perspektive
Für die Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, Yeboah und IHK-Präsidentin Kruft-Lohrengel steht nach dem Info-Besuch im Bestattungshaus Aus dem Siepen fest: „dass sich eine berufliche Ausbildung auch links und rechts der klassischen Ausbildungsberufe und des Hochschulstudiums lohnt, weil die Lehrlinge von heute in Zeiten des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels, als gut ausgebildete Fachkräfte künftig die Könige des Arbeitsmarktes sein werden.“
Autor:Thomas Emons aus Mülheim an der Ruhr |
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