Bürgerbeteiligung zur Parkstadt geht online weiter
Anwohner mit Sorgen

Lorenz Tragatschnig (Soravia) mit Planungsdezernent Felix Blasch und Bezirksbürgermeisterin Elke Oesterwind. 
Foto: PR-Fotografie Köhring / AK
3Bilder
  • Lorenz Tragatschnig (Soravia) mit Planungsdezernent Felix Blasch und Bezirksbürgermeisterin Elke Oesterwind.
    Foto: PR-Fotografie Köhring / AK
  • hochgeladen von Daniel Henschke

Der Einladung in den Spiegelsaal der Parkstadt Mülheim folgten gut 300 Mülheimer, vornehmlich direkte Nachbarn. Auf dem Info-Markt war vier Stunden lang Gelegenheit, sich über die Planungen fürs rund 13,4 Hektar große ehemalige Tengelmann-Gelände zu informieren. An thematisch sortierten Stationen standen Vertreter von Stadt und Eigentümer Soravia bereit, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen.

Im Vorfeld hatte Planungsdezernent Felix Blasch mit Bezirksbürgermeisterin Elke Oesterwind und ihrer BV 3 einen Rundgang absolviert. Er denke an rund 800 Wohneinheiten: „Wir wollen für alle Wohnraum schaffen, für jeden Geldbeutel. Wir werden auf sozialen Wohnungsbau drängen.“

Die Bebauung im nördlichen Teil des Areals wird geprägt von drei Hochhäusern, die auf einem Gebäudesockel stehen. Für diesen Sockel stellt sich Blasch Gewerbe und Parken vor, mit einer Dachbegrünung. Für die Wohntürme sind bis zu 18 Geschosse angedacht, was rund 55 Meter Höhe bedeuten würde. Zur benachbarten Bebauung hin soll die Gebäudehöhe abfallen, um sich halbwegs anzugleichen.

Was Anwohner durchaus kritisch sahen. Sie wollen sich wehren: Broich und Speldorf sollten hochwertige Stadtteile bleiben. Doch man befürchte das Entstehen eines sozialen Brennpunktes, der einen sozialen Abstieg mit sich bringe und eine Wertminderung der umliegenden Immobilien. Das für die Nachbarn emotionalste Thema waren die geplanten Hochhäuser. Damit habe man in Mülheim schlechte Erfahrungen gemacht, so beim Iduna-Hochhaus. Der Anfang der 1970er Jahre erbaute Turm weckt negative Assoziationen.

Skeptische Nachbarn

Die Nachbarschaft sieht dem neuen Viertel auch mit Blick auf die Verkehrs- und Parksituation in den umliegenden Straßen skeptisch entgegen. Felix Blasch sagte, für den Individualverkehr werde noch analysiert, ob die Knotenpunkte belastbar sein. Die Anbindung an den ÖPNV sei zwar schon gut, werde aber noch durch eine zusätzliche Quartierbuslinie verbessert. Denkbar sei mittelfristig eine Anbindung ans Straßenbahnnetz. Ein wichtiges Element werde die Verbindung zum nahegelegen Radschnellweg RS1.

Zentral soll ein 6000 qm großer und bis zu fünf Meter tiefer See entstehen, der sich ohne Chemie selbst reinigt. Allerdings werde er aus ökologischen Gründen kein Badesee werden können. Der alte Baumbestand bleibe weitgehend erhalten, am Ende würden es sogar mehr Bäume als zuvor. Einige Bäume würden versetzt, andere müssten weichen, es würden aber 150 neue Bäume nachgepflanzt. Die Energieversorgung des Quartiers soll nachhaltig und klimagerecht ausgerichtet sein. Bei Soravia denkt man an Geothermie, es sei ja schon ein Sondenfeld vorhanden. Photovoltaik sei selbstverständlich, konkurriere aber mit Dachbegrünung.

Der bei Soravia für die Parkstadt zuständige Lorenz Tragatschnig: „Wir werden eine dreizügige Kita haben, aber auch seniorengerechtes Wohnen, führen Gespräche über eine Pflegeinrichtung. Hier sollen auch Studenten wohnen.“ Fürs Planverfahren kalkuliert die Stadt mit zwei Jahren, im Jahr 2025 könnte mit substantiellen Bautätigkeiten gerechnet werden. Tragatschnig rechnet dann noch mit einer Bauzeit von acht bis zehn Jahren.

Öffentlichkeitsbeteiligung

Bis zum 23. September läuft die Öffentlichkeitsbeteiligung. Infos gibt es im Technischen Rathaus, Hans-Böckler-Platz 5, (19. OG), montags bis mittwochs 8 bis 15.30 Uhr, donnerstags 8 bis 17 Uhr, freitags 8 bis 12.30 Uhr, Kontakt: 0208 455-6131 . Die Bürger können ihre Fragen, Anregungen und Kritik auch online einreichen. Die gesammelten Rückmeldungen werden umfassend ausgewertet und fließen in die weitere Planung ein. Alle Informationen zur Parkstadt Mülheim sowie den Online-Info-Markt gibt es auf www.parkstadt-muelheim.de. Die städtischen Informationen und Beteiligungsmöglichkeiten sind unter https://geo.muelheim-ruhr.de zu finden. 

Hochschulprofessor Dr. Gerald Lux startete auf „openpetition.de“ einen Aufruf an OB Marc Buchholz, dem sich nach drei Tagen schon über 600 Bürger angeschlossen hatten. Gefordert wird eine Begrenzung der Hochhäuser auf maximal acht Etagen und insgesamt auf lediglich 400 neue Wohneinheiten.

Autor:

Daniel Henschke aus Essen-Werden

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

13 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.