VHS-Politcafé in der Feldmann-Stiftung
Am Puls der Zeit: So geht politische Bildung
Das Politcafé der VHS ist ein relativ junges Format mit wechselnden Veranstaltungsorten in Mülheim. Am 10. Oktober war Peter Leitzen, Dozent und Initiator des Angebots, zum zweiten Mal nun in der Feldmann-Stiftung zu Gast. Als gemeinsames Format soll das Politcafé dort auch in Zukunft wiederkehrend angeboten werden.
Der Saal im Gasthaus Feldmann war dank etwa 50 Teilnehmern bestens gefüllt, darunter auch ein rund 15 Personen starker Kurs des Sprachcafés Styrumer Treff.
In einer kurzen Einführung stellte der Leiter der Feldmann-Stiftung, Jan Große-Bremer, zunächst das breit gefächerte Angebot an Gruppenaktivitäten und Veranstaltungen in der Begegnungsstätte vor – von Linedance über den Geschichtsgesprächskreis bis zur Klöppelgruppe, vom Kindertheater über Rockkonzerte bis hin zum Politcafé eben.
Anschließend übernahm Leitzen das Mikrofon und eröffnete seinen halbstündigen Impulsvortrag mit der an diesem Abend leitenden Fragestellung: Wie könne die Demokratie der Gefahr begegnen, durch antidemokratische Kräfte unter Ausnutzung demokratischer Prinzipien unterwandert oder gar abgeschafft zu werden? Derartigen Kräften müsse sich eine „wehrhafte Demokratie“ entgegenstellen, eine, in der „keine Toleranz der Intoleranz“ gelte, wie Leitzen frei nach Thomas Mann, Karl Popper und anderen Vordenkern referierte.
Der Dozent sorgte auch im Folgenden für eine gute Gesprächsgrundlage, indem er sich drei grundlegenden Fragen widmete: Was ist das Wesen von Politik? Was ist das Wesen von Demokratie? Und welche Bedeutung haben Wahlen? Gerade seine Ausführungen zu den unterschiedlichen Wahlsystemen (Mehrheits- vs. Verhältnis- vs. personalisiertes Verhältniswahlrecht) sowie Modellen demokratischer Entscheidungsfindung (repräsentative/parlamentarische vs. direkte Demokratie/„Volksentscheid“) lieferten Anknüpfungspunkte für die anschließende Diskussion.
Die vielfältigen Wortbeiträge machten vor allem deutlich, dass Partizipation einer der Schlüssel zu einer befriedigenderen (und damit auch befriedenden!) Politik ist. Doch auch dafür müssen wiederum die Voraussetzungen stimmen, Hürden abgebaut und Zugänge geschaffen werden, wie etwa die Leiterin des Sprachcafés mit Blick auf ihre Schützlinge vermitteln konnte. Politik sei leider auch „sprachlich oft schwer zugänglich, zumal für Nicht-Muttersprachler“.
Apropos Voraussetzungen: Leitzen sprach sich vehement für mehr politische Bildung aus und verwies dabei u.a. auf jüngste Analysen, denen zufolge das Wahlverhalten gestaffelt nach Bildungsabschlüssen frappierend auseinandergehe (auf die wesentliche Deutung heruntergebrochen: je schlechter der Zugang zu Bildung, desto größer die Zustimmung für politisch Rechts). Bei den Teilnehmern stieß der ehemalige Lehrer (und als dieser ja Mann vom Fach) auf offene Ohren, ähnlich wie mit seinem Plädoyer für eine „Kultur des Lobens“, die auch dem politischen Miteinander guttun würde.
Bei aller Vielfalt der Wortmeldungen fiel ins Auge, dass die Teilnehmer überwiegend der „Fraktion“ U30 (aber Ü18!) oder der älteren Generation (Ü60) angehörten. Die mittlere Altersklasse (zw. 30 und 60 Jahren) war dagegen recht spärlich vertreten. Über die Teilnehmerzahl zeigten sich die Veranstalter indes sehr erfreut, immerhin „die zweitgrößte, seitdem es das Format gibt“ (Leitzen).
Zu den Anwesenden zählte im Übrigen auch Heinz-Werner Czeczatka-Simon, der der Bezirksvertretung 1 (Dümpten/Styrum) vorsteht. Der Bezirksbürgermeister brachte sich mehrfach mit Beiträgen ein, warb etwa für die Stadtviertelkonferenz als geeigneter Plattform für einen stadtteilübergreifenden Austausch. Zudem sorgte der sich bürgernah gebende Kommunalpolitiker für ein treffendes Schlusswort. Wer sich politische Veränderungen wünsche, solle nicht fragen, was man tun könne, sondern: „Was kann ich tun?“
Veranstaltungen wie das Politcafé mit Peter Leitzen zu besuchen, kann da jedenfalls ein guter Anfang sein …
Autor:Dennis Götzen aus Mülheim an der Ruhr |
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