Schnecken
Viecher des Ruhrpotts: Mit Schleim, Charme und Schneckenhaus
Hallo liebe Leserinnen und Leser!
Ich muss euch glatt mal wieder einen aus der heimischen Ruhrpott-Fauna erzählen!
Geht um Kriechtiere, genauer geht es um Wirbellose, exakt dreht sich’s um Schnecken.
Kurzer Exkurs zur Bildung: Es gibt zwei verschiedene Arten von Schnecken:
1. Nacktschnecken: Hierbei ist besonders die Spanische Wegschnecke zu erwähnen. Das sind diese invasiven braunen Schleim-Viecher, die alles Grünzeug wegfressen, das uns Menschen auch schmeckt oder wo uns die Blüte gut gefällt. Die Mitviecher sind in den 1960er Jahren mit Agrarimporten aus dem europäischen Süden eingeschleppt worden. Weil die heimische Tierwelt auch nach gut einem halben Jahrhundert (Plus) nicht recht auf den Geschmack kommen will, hat sich die schleimige Terracotta-Armee in jedem Winkel Deutschlands breitgemacht.
2. Schnecken mit Haus: Ernähren sich hauptsächlich von abgestorbenen Pflanzenresten und Algenbewuchs und fressen auch schon mal tote kleine Tiere.
Man kann die Häuschenschnecken friedlich im Garten herumkriechen lassen, sie sind keine Nahrungskonkurrenten für uns.
Bei mir hier oben auf dem Berg gibt es unendlich viele Sorten solcher Kriecher mit Haus. Alle erdenklichen Naturtonfarben an Häuschen lassen sich hier finden und auch riesige Weinbergschnecken fühlen sich wohl.
Manche der Hüttenträger sind ziemlich sportlich. Letzten Sommer hatte ich eine mit beigem Ringeldekor, die ist täglich auf meinem Küchenfenster lang gerutscht. Kreuz und quer, wie so ein Fensterputzroboter. Jeden Früh habe ich die Schnecke vorsichtig abgezupt, ins Gras gesetzt und ihr einen Vortrag gehalten, sie soll das dem Fenster lassen. Nützte nichts, am nächsten Morgen winkte sie mir wieder durch die Scheibe, wenn ich an der Kaffeemaschine stand. So sehr mich das mit den eingeschleimten Fenstern aufregte, so sehr vermisse ich dieses Jahr das freundliche Schneckentier.
Just gestern hat sich aber endlich wieder eine Schnecke mit Rucksackhütte aufgemacht, für Abwechslung zu sorgen. Wie es ausschaut, steht sie auf Autos.
Der ziemlich lange Aufstieg vom Gummi der Felgen über die Karosserie bis zur Heckklappe strengte sie wohl derart an, dass sie sich erst mal zum Powernap ins Gebäude zurückzog.
Den günstigen Moment, wo sie mal ruhig hielt, wollte ich nutzen und sie vom Auto abzupfen – das ließ sie aber nicht mit sich machen. Saugte sich fest, wie mit Pattex angeklebt.
Mein vergeblicher Räumungsversuch ließ sie nur besorgt aus dem Haus schrecken und dann guckte sie so süß und verschlafen – ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht. Ich habe sie auf ihrem Ausguck sitzen lassen.
Heute brauche ich kein Auto, ich nehme nachher das Fahrrad. Den Rest der Woche könnte ich theoretisch auch Fahrrad fahren, wenn es nicht ständig regnen würde. Vielleicht handelt es sich beim meditativen Schneckenweg ja auch um eine Art Klimademonstration.
Ich werde das beobachten!
Autor:Anke Müller aus Mülheim an der Ruhr |
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