Tiffany: solange her, doch die Suche geht weiter!
Wer kennt nicht den rührenden Film „Gefährliche Wildnis„ oder die Filme „Ein tierisches Trio“ von Disney? Oft habe ich sie mir angesehen und oft hatte ich großes Mitleid mit den Figuren im Film!
Unter Tränen habe ich gehofft das Chance, Shadow und Sassy wieder nach Hause finden diesen Kilometer weiten Weg durch die Großstadt. Und in dem Film „Gefährliche Wildnis“ habe ich geweint wie ein Baby, als der Junge am Ende auf seiner Terrasse steht und ins Tal schaut: Ein letztes Mal pfeift er auf seiner Hundepfeife und hat die Hoffnung schon aufgegeben, als sein treuer Freund humpelnd auf ihn zuläuft. Der Hund ist durch die Hölle der Wildnis gegangen und hat seinen Besitzer wieder gefunden.
Mir ist kalt, meine Hände noch steif gefroren von der Kälte draußen, ich stand einfach nur da wie so oft in letzter Zeit, ich sah in den Hof, wo wir so oft gespielt haben, wo ich ihr Ball holen beigebracht habe und Kommandos mit ihr eingeübt habe. Wo sie mich so oft mit ihren schwarzen Augen angesehen hat, ich in der Sonne ihr gekräuseltes, schwarzes Pudelmix-Fell gestreichelt habe. Ich stehe einfach nur da, gequält von Erinnerungen, an ein Leben vor dem 24.01.2011. Denn da ist sie verschwunden. Sie ist bei Freunden von uns aus dem Garten über eine 1,80 hohe Mauer (in Mülheim Zentrum) gesprungen. Sie war durch ihre Vergangenheit immer etwas verstört und unberechenbar und wir wussten, dass so etwas passieren kann, aber ich habe immer gedacht, das passiert mir sowie so nicht.
Jetzt ist sie weg, und mit ihr all die Bedeutung der kleinen und unwichtigen Dinge! Habe ich mich vor kurzem noch mit meinem Gewicht beschäftigt und meiner Schwäche in Mathe, oder darüber geärgert, dass meine Chefin ein unausstehlicher Mensch ist, so hat das heute keine Bedeutung mehr! Seit dem 24.01.2011 dreht sich mein Leben und das meiner Familie und meiner Freundin fast nur noch darum was wir tun können um Tiffany wieder zu finden. Wir haben natürlich alle Stellen informiert die man als erstes benachrichtigt: Tierheime, Polizei, Feuerwehr, alle Tierärzte der Umgebung etc. Wir haben nach ihr gesucht, haben Karten angelegt um Sichtungen festzuhalten, sind Grüngebiete abgelaufen rund um Mülheim, erst die Nahe liegendsten dann immer weiter: Duisburg, Oberhausen, Essen; und aus der vagen Hoffnung heraus, dass sie aus Mülheim (wie auch immer) wieder Heim findet, haben wir auch den ganzen Weg nach Hattingen plakatiert, Leute angesprochen und Handzettel verteilt. Nach ca. 3-4 Tagen haben wir per Fahrrad eine Fährte mit unserem Geruch von Essen Kettwig bis Hattingen Welper gelegt. Wir haben sogar einen Flugplatz angerufen in der Hoffnung, dass die aus den Sportfliegern was sehen könnten, aber ohne Erfolg.
Wir bekommen so selten Hinweise und davon nur die Hälfte wirklich fest, wir gehen natürlich allen nach, immer mit einem Funken Hoffnung der am Abend, nach 20 Kilometern in der Kälte nichts weiter mehr ist als ein drückendes Gefühl im Magen. Nach 7 Tagen sind wir auf die Idee gekommen, Pet- trailer hinzuzuziehen. Das sind Menschen die Hunde haben, die darauf ausgebildet sind andere Tiere zu finden - doch nach langen, freundlichen Gesprächen wurde uns in unserem Fall davon abgeraten, weil Tiffany so scheu ist. „Es würde eine Hetzjagd werden“ sagte uns eine Pet-trailerin.
Wir haben weiter gesucht und plakatiert, alle Leute die wir treffen wissen mittlerweile bescheid, doch niemand hat sie gesehen… Wir haben von dem Punkt einer sicheren Sichtung eine Fährte dahin zurück gelegt, wo sie weg gelaufen ist, und dort bei -5 ° in einer offenen Garage geschlafen, falls sie zurück kommt, mehrere Nächte abwechselnd; haben Futterplätze eingerichtet, aber auch das hatte keinen Erfolg.
Es ist kalt, es regnet und Tiffi ist gerade mal 1 Jahr alt, am 2.02.2011 hatte sie Geburtstag, irgendwo da draußen. Dazu kommt das sie so dünn ist und der Kälte nichts entgegen zu setzen hat. Viele Menschen sind nett, bieten uns ihre Hilfe an, sprechen selbständig draußen Menschen an, die einen Hund haben der Tiffi ähnelt, oder benutzen ihre übernatürlichen Fähigkeiten um uns zu helfen. Aber mit jedem Tag der vergeht schwindet die Hoffnung, Tiffany je wieder zu sehen. Ich vermisse sie so sehr.
Nach 2 Wochen haben wir Abrisshäuser unter die Lupe genommen weil wir dachten, dass die eine gute Versteckmöglichkeit wären, aber außer etwas Nervenkitzel leider wieder nichts.
Zusätzlich haben wir bei der Müllabfuhr und den Autobahnmeistereien angerufen, doch auch tot wurde sie nicht gefunden.
Heute ist der 23. Tag. Seit über einer Woche haben wir keinen Hinweis mehr bekommen, der letzte war in Mülheim im Uhlenhorst. Es ist als wäre der Boden aufgegangen, Tiffi reingefallen, und der Boden wieder zugegangen. Dann immer die vermeintlich beruhigenden Sprüche von Menschen die wir ansprechen: „Die hat bestimmt jemand mitgenommen.“ Oder noch beunruhigender: „ Haben sie schon mal darüber nachgedacht, das sie auch tot sein kann?“ Als würde man so etwas nicht Tag täglich jede Sekunde denken, als wäre ich in meinem Kopf nicht schon jedes erdenkliche Szenario durch gegangen, hatte ja auch genug Zeit .
Doch das Gefühl, einfach nicht zu wissen was mit ihr ist, ob sie noch lebt und wo, ob es ihr gut geht oder sie vielleicht leidet, ob sie Angst oder Hunger hat, ob sie einsam, krank oder eventuell schon tot ist, macht mich fertig. Ich will einfach nur wissen was ist, ich bin mittlerweile an dem Punkt angelangt sogar eine Todesnachricht zu akzeptieren, wenn wir dadurch nur endlich alle die Möglichkeit bekämen einen Abschluss zu finden und trauern zu dürfen.
Und jetzt richte ich mich noch einmal an Sie persönlich, an jeden einzelnen Leser:
Wenn Sie Tiffany gesehen, etwas von ihr gehört oder sie gefunden haben, so bitte ich sie innig darum sich bei uns zu melden! Erlösen sie uns von der Ungewissheit, die jeden Tag bestimmt oder geben Sie uns neue Hoffnung, wenn Sie sie gesehen haben.
Bitte!
Ich habe mich wieder aufgewärmt ich denke ich werde jetzt spazieren gehen - und wer weiß, vielleicht findet sie mich ja…
Autor:Angela Rogowski aus Hattingen |
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