Neuer Schädling
Marmorierte Baumwanze: Die eingeschleppte Stinkwanze 🪳 ist Ernteschreck und Hausbesetzer 💀
Hallo ihr lieben Leute!
Ich muss euch schon wieder einen von Viechern erzählen!
Mir läuft nämlich schon wieder eines über die Leber.
In letzter Zeit thematisierten wir ja öfter den tierischen Garten-Fluch. Was mich betrifft, ging das mit den Fröschen im Teich los, schleimte über sämtliche Arten Schnecke – und heute bin ich bei der Marmorierten Baumwanze angelangt. Die ist nämlich auch nicht besser.
Kennt ihr die Marmorierte Baumwanze?
Habt ihr schon von ihr gehört?
Die zählen zu den neuesten Gästen in unseren Gärten. Sie kommen aus Asien und sind Stinkwanzen, in der Form und Große eines Daumennagels.
Und nun ratet mal, was die kleinen Viecher anstellen?
Richtig, Ernte ruinieren!
Marmorierte Baumwanzen saugen Pflanzensaft. Am liebsten aus Obst und Gemüse. Sie stechen mit dem Rüssel in die Frucht und bringen dabei ein Enzym ein, dass das Fruchtfleisch zersetzt. Die äußere Hülle der Frucht bleibt heil und drinnen wabert nur noch Glibbermasse.
Genau so haben ich mir übrigens immer den Anfang vom „Schwarm“ von Frank Schätzing vorgestellt: Wie die Bakterien aus der Tiefsee sich von uns Menschen derart genervt fühlen, dass sie verflüssigte Krabben an Land und in die Küchen schicken, die dann auf dem Teller explodieren.
Aber verlassen wir Öko-Fiction und finden uns in der Gegenwart ein. Unsere Ernte-Eraser sitzen nämlich nicht nur im Garten und trinken den Obstbaum aus, die suchen vor allem invasiv populierend die Landwirtschaft heim.
Wie es aussieht, kam Schädling Null im Jahr 2004 mit einer Ladung Dachziegel in Zürich an. Als blinder Passagier, die Schweizer wollten das Dach ihres Chinagartens neu decken. Seitdem breitet sich die Wanze rasant in Europa aus und sorgt vor allem im Süden für heftige Ernteausfälle. Im Moment gibt es kein Mittel, sie zu bekämpfen, außer sie von Hand abzulesen.
Kopuliert die Marmorierte Baumwanze in Europa sorglos ihre Eiergelege an die Unterseite der Blätter von Wirtspflanzen - hat sie in ihrer asiatischen Heimat einen 2 mm winzig kleinen Feind: die Samurajwespe. Die zählt als Parasit, da sie ihre Eier in die Eier der Marmorierten Baumwanze reinlegt.
Wir haben zwar seit 2017 erste Sichtungen der Samurajwespe in Europa, aber um im großen Stil der Wanzen-Invasion Herr zu werden, müsste die Samurejwespe gezielt in unser Ökosystem eingebracht werden.
Wo genau liegt das Problem?
Keine Wirkung ohne Nebenwirkung! Wie brächte man dem kleinen Ninja bei, dass der Nachwuchs lediglich Stinkwanzeneier fressen darf?
Im Moment steht es wohl fifty–fifty, ich tippe aber drauf, wir sitzen das aus.
Und nun schließen wir mal den Kreis und schwenken von dieser wirklich langen Schädlingslesson in meinen GoodWord-Kosmos über! Das fragt ihr euch wahrscheinlich schon länger: Wann kommt denn endlich der Übergang zur Unterhaltung?
Also, das verhält sich wie folgt, liebe Leute:
Wenn es draußen kein Obst und Gemüse zu fressen mehr gibt, kommen die Stinkeviecher nämlich ins Haus. Sie wollen ins Warme, sie mögen es kuschelig. Wanzen sind halt auch nur Menschen. Mittlerweile sind wir hier im Ruhrgebiet ein Hotspot für das Viehzeug.
Seit dem Winter haben die Viecher nun jedenfalls meine Hütte entdeckt. Das ist der Wahnsinn, Leute, ich sag euch das!
Los ging es beim Kleinsten im Zimmer. Das liegt im oberen Stock nach hintenraus, da ist es schön hell und ruhig, das Kleine weilt den ganzen Tag in der Schule. Es ist zwar Mutters Tochter, aber wenn es um Fliegeviecher in der Jugendbude geht, kreischt es nach der Mutter. Ich schnappe mir dann ein Glas aus der Küche, einen Zettel von meinem Schreibtisch und dann steige ich unters Dach und sammele das Viech ein. Zettel als Wegflugsperre aufs Glas und durchs Treppenhaus, raus vor die Tür. Wie man das eben so macht als tierlieber Mensch.
Waren das im Februar noch drei Viecher die Woche, kamen wir im März schon auf fünf Stück am Tag. Mein Kleines kommt heim, kreischt, ich falle vor Schreck fast vom Schreibtischstuhl, gerne mitten im Meeting.
So steigerte sich das mit den fremden Mitwohnen und sie breiteten sich über den ganzen oberen Stock aus. Zu dem Zeitpunkt wusste aber noch keiner von uns, dass wir es mit einem neuen Schädling zu tun hatten. Ganz im Gegenteil: Ich immer mit jedem Wanzenvieh im Glas vor die Tür, vorsichtig ins Blattdickicht vom alten Lavendel abgesetzt und alles Gute gewünscht.
Je wärmer es draußen wurde, umso lebhafter sausten die Wanzen durch die Bude. Dann sahen wir einen Bericht im Fernsehen. Da war schlagartig finito mit meiner Tierliebe. Wie Schuppen fiel es mir von den Augen: Die marmorierten Landstreicher waren die Ursache, warum wir schon ewig keinen Hollerschnaps mehr produzierten! Schon jahrelang hängen nämlich im Spätsommer statt reifer Holunderbeeren nur noch schrumpelige vergammelte Fruchtsäcke an den Dolden. (Schnapserl aus Holunderbeeren, Marke Eigenbrand! Leute, mir läuft dat Wasser im Mund zusammen! )
Nächster Morgen nach der Sendung: Mein Mann im Homeoffice unterm Dach. Mit Beginn der Kernarbeitszeit tauchte auch das Ungeziefer dort auf. Eines kam angeflogen und klatschte gegen den Monitor, eines kroch unter der Tastatur hervor, und ein drittes saß da eh schon. Als ein viertes meinem Mann dicht am Ohr vorbei brummte und in die Kaffeetasse stürzte, platzte meinem Mann mitten im Meeting der Kragen. Er nahm einen Hauslatschen und haute drauf.
Meine Fresse …
Leute ...
Marmorierte Baumwanzen sind Stinkwanzen. Die haben spezielle Drüsen, die bei Gefahr ein übel riechendes Sekret absondern. Zerquetscht man sie, platzen diese Drüsen und ein bestialischer Gestank breitet sich aus ...
Zwei Tage ist das jetzt her …
Hat wer von euch Platz für mich?
P.S.: Gibt keine aktuellen Fotos von oben, ich geh da nicht rauf, stinkt mir zu sehr.
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Und hier präsentiere ich euch meine Buchbabys ❤️❤️
📗 "Früher hatte ich ein Leben, jetzt habe ich schulpflichtige Kinder", ist mein neues Buch und ist unter meinem Pseudonym Meta Miller erschienen. Es erzählt aus der gymnasialen Irrenanstalt. Jetzt, da es auf die Sommerferien zugeht, die uns mit sechs verheißungsvoll friedvollen Wochen ohne den täglichen Schulwahnsinn schon am Horizont entgegenfunkeln, ist das Buch die richtige Lektüre, um am Strand, im Park und im Garten nicht den Panzer der Abhärtung zu verlieren und dann, wenn der Wahnsinn im August/September ins nächste Schuljahr brettert, schutzlos dazustehen.
Also, Leute, lest, zur Vermeidung der Breitseite zum Start von Schuljahr 2024/2025! ❤️
Autor:Anke Müller aus Mülheim an der Ruhr |
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